Kampf um Baum in Kölner VillenviertelAnwohner wollen 70 Jahre alte Kastanie retten

Lesezeit 3 Minuten
DSCN0747

Der Baum an der Clever Straße soll erhalten bleiben - wenn es nach den Nachbarn geht. 

Innenstadt – Das Schicksal einer rund 70 Jahre alten Kastanie an der Ecke Clever Straße/Riehler Straße berührt die Gemüter im nördlichen Agnesviertel. Der große Baum steht offenbar einem Büro-Entwicklungsprojekt im Weg, in dessen Rahmen der Vorplatz des Hauses Clever Straße 28 neu gestaltet werden soll. Doch die Bewohner des Viertels, in dem auch das Groß-Wohnungsbauprojekt auf dem ehemaligen Gelände der Zurich-Versicherung mit rund 350 Wohneinheiten an Worringer Straße und Oppenheimstraße liegt, geht auf die Barrikaden. Im Internet läuft eine an die Bezirksvertretung Innenstadt gerichtete Petition, die Kastanie zu erhalten.

350 Wohneinheiten sollen entstehen

Hintergrund ist das Büro-Entwicklungsprojekt „Rheinzeit“, wie das Wohnungsbauvorhaben unter Federführung der Immobiliengesellschaft Corpus-Sireo: Die drei Bestands-Immobilien Mevissenstraße 1 und 3 (Haus A und B) sowie Clever Straße 38 (Haus C) sollen modernisiert werden und durch den Ausbau von weiteren Stockwerken der Gebäude zukünftig 11.000 Quadratmeter Bürofläche bieten; rund die Hälfte mehr als derzeit. Auf den Animationen zu Haus C, dem Gebäude Clever Straße 38, ist die Kastanie nicht mehr zu sehen; stattdessen sollen vor dem Eingang des Bürohauses bepflanzte Grün-Rabatte mit kleineren Bäumen Platz finden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass der große Baum zur Disposition steht, ist seit Monaten im Gespräch. „Wir von der Interessengemeinschaft Neustadt-Nord/Villenviertel hatten bereits Ende November einen Termin mit zwei Vertretern des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes“, erläutert Reinald Korte, der stellvertretende Vorsitzende des Nachbarschaftsvereins. „Dabei kam heraus, dass der Baum, bis auf eine unbeachtliche, altersbedingte Faulstelle, gesund und standsicher ist.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Rundgang mit Reker

Die Zukunft der Kastanie war unter anderem auch Thema beim Rundgang des Bürgervereins mit der erneut kandidierenden Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Vorabend der Kommunalwahl 2020 gewesen. Wie es aus Kreisen des Bauträgers geheißen hatte, versichern Korte und sein Mitstreiter Thomas Langrock, hätte dieser zunächst argumentiert, der Baum sei krank. Dann hieß es, er müsse wegen der Zufahrt zum Parkplatz-Innenhof des Büro-Entwicklungsprojekts weg; schließlich hieß es, er verstelle einem Rettungsweg.

Für die Rettung der Kastanie engagieren sich auch drei Schulfreundinnen aus der Siedlung; Lotta, Marie und Sophie. Vor einigen Tagen fingen sie an, auf der Straße Unterschriften für den Erhalt des Baumes zu sammeln. „Alle, die wir bisher gefragt haben, haben unterschrieben“, erzählt Lotta. Aufgrund des Erfolges entschloss sich Lottas Mutter, Julia Utzerath, eine Petition ins Netz zu stellen. Die noch bis 12. Februar laufende Petition verzeichnet zur Stunde bereits mehr als 650 Online-Signaturen. „Wir wollen zusätzlich einen Bürgerantrag in der Bezirksvertretung Innenstadt stellen“, betont Korte. „Köln kann dann einmal zeigen, wie grün es wirklich ist. Dass hier ein Baum für Parkplätze bzw. eine Parkplatzzufahrt gefällt werden soll, passt so gar nicht zu einer Stadt die den Klimanotstand ausgerufen hat und den Erhalt von Bäumen propagiert.“

Standsicherheit wird geprüft

Wie es auf Anfrage dieser Zeitung vonseiten Corpus Sireo hieß, überprüfe man derzeit noch den Zustand des Baumes, unter anderem nochmal die Standsicherheit. Unabhängig vom Ergebnis jedoch sei, voraussichtlich für Ende Februar, ein Bürger-Informationsabend auf virtueller Basis via Online-Konferenztool geplant, in dem man das Büro-Entwicklungsprojekt erläutern wolle und auch auf den Baum zu sprechen komme.

KStA abonnieren