Teufel zerrt am ErzbischofWoelki-Kritiker protestieren am Dom gegen Kardinal mit Tilly-Wagen

Lesezeit 2 Minuten
Protestaktion am Freitag vor dem Kölner Dom: Der berühmte Wagenbauer Jacques Tilly kritisiert den Kölner Kardinal Woelki mit einem Persiflagewagen.

Protestaktion am Freitag vor dem Kölner Dom: Ein Persiflagewagen des Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly kritisiert den Kölner Kardinal Woelki

Aktivistinnen und Aktivisten haben auf der Domplatte gegen den Kölner Kardinal Woelki protestiert – mit einem Wagen aus Düsseldorf.

Ein Düsseldorfer Karnevalswagen fällt in Köln immer auf, im Sommer sowieso. Doch so jeck das Motiv, so ernst ist das Anliegen: Mit der Karikatur von Kardinal Rainer Maria Woelki protestieren Vertreter von Missbrauchsopfern gegen die katholische Kirche und den Kölner Kardinal.

Seit Freitagnachmittag steht die Figur aus dem diesjährigen Düsseldorfer Rosenmontagszug vom bekannten Wagenbauer Jacques Tilly auf der Domplatte. Sie zeigt den Teufel, der mit der Aufschrift „Missbrauchsskandal“ an Woelki zerrt, der sich mit beiden Händen am bereits bröckelnden Südturm des Doms festkrallt.

Düsseldorfer Karnevalswagen vor dem Kölner Dom: Aktivisten kritisieren Kardinal Woelki mit Wagen von Jacques Tilly

Auch am Samstag und Sonntag wollen der Augsburger David Farago und seine Mitstreiter die Figur als Protest vor der Kreuzblume aufstellen. Farago trägt ein T-Shirt mit Gott als Motiv, der das 11. Gebot verkündet: „Du sollst Deinen Kirchentag SELBST bezahlen!“. Während Touristinnen und Touristen amüsiert Fotos machen, steht der Angehörige der Giordano-Bruno-Stiftung Interessierten Rede und Antwort.

Alles zum Thema Römisch-katholische Kirche

30.06.2023, Köln: Protestaktion von Missbrauchsopfer-Verbänden auf der Domplatte.
Zu sehen ist auch ein Tilly-Wagen aus dem Düsseldorfer -Rosenmontagszug.

Foto: Michael Bause

30.06.2023, Köln: Protestaktion von Missbrauchsopfer-Verbänden auf der Domplatte. Zu sehen ist auch ein Tilly-Wagen aus dem Düsseldorfer -Rosenmontagszug. Foto: Michael Bause

„Das ist eine Reaktion auf die gesamte momentane Situation: Einerseits die Razzia gegen das Erzbistum Köln am Dienstag, andererseits die Meldung vom nächsten Tag, dass 2022 eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten sind“, sagt er. Und dann sei da noch Woelkis Anwalt, der Strafanzeige erstattet habe, weil Informationen der Razzia an die Medien weitergegeben worden seien.

Aktivist: „Woelki zieht sich aus der Verantwortung“

„Nach 13 Jahren stehen die Missbrauchsopfer noch immer nicht im Mittelpunkt. Woelki hat sich immer aus der Verantwortung gezogen, aber mittlerweile ist klar, dass er viel tiefer mit drin steckt. Und jetzt kommt auch noch der Meineid-Vorwurf dazu – mal gucken, was dabei rauskommt“, sagt er.

Farago hält es für wahrscheinlich, dass der Kardinal innerhalb der kommenden zwei Wochen zurücktreten werde. „Den richtigen Zeitpunkt hat er längst verpasst. Spätestens jetzt müsste der Vatikan reagieren. Der Druck wird jetzt zu hoch.“ Jeder Fünfte, der im vergangenen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten sei, stamme aus Nordrhein-Westfalen. „Woelkis Art und Weise, wie er mit all den Skandalen umgeht, ist unverschämt und gehört beendet.“

Auch am Wochenende ist der Wagen vor dem Dom zu sehen

Die Giordano-Bruno-Stiftung, die die Interessen von Missbrauchsopfern vertritt, setzte sich dafür ein, dass die Justiz härter durchgreife – Strafrecht statt Kirchenrecht. „Die Razzien von dieser Woche können nur der Anfang sein. Es gibt noch viele Fälle, die bisher nicht in der Öffentlichkeit waren, aber dringend aufgearbeitet gehören“, so Farago.

Noch am Samstag und Sonntag ist der Karnevalswagen mit dem Woelki-Motiv vor dem Kölner Dom zu sehen. „Es gibt keinen passenderen Ort dafür“, meint der Aktivist.

KStA abonnieren