Kleiner-Kölner-Klub-WegPfad soll an jüdische Karnevalisten erinnern

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Aaron Knappstein steht auf dem Pfad, der in Kleiner-Kölner-Klub-Weg benannt wird.

Südstadt – Erst war es ein Trampelpfad, dann wurde der gepflastert, und jetzt hat er einen Namen: „Kleiner-Kölner-Klub-Weg“ soll die kürzeste Verbindung durch die Grünanlage zwischen der KVB-Haltestelle Eifelstraße und dem Humboldt-Gymnasium heißen. Das hat kürzlich die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt beschlossen.

Wesentlichen Anteil daran hat Aaron Knappstein, Präsident des jüdischen Karnevalsvereins Kölsche Kippa Köpp (KKK). Von ihm stammt die Anregung für die Benennung des vorher namenlosen Wegs, der mit 55 Metern Länge in der Tat eher klein ist. Aber darum geht es nicht. Der Kleine Kölner Klub war in den 20er-Jahren die erste jüdische Karnevalsgesellschaft. „Max Salomon war der erste legendäre Präsident, dessen Wohnung an der Lothringer Straße lag. Ihm gelang 1939 die Flucht in die USA. Er starb 1977 in Los Angeles. Nach ihm wollte man den Weg allerdings nicht benennen. Nicht schon wieder ein Mann“, sagt Knappstein.

Der Klub entstand aus einem Kegelverein. „Genau wie die Altstädter, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern“, sagt der KKK-Präsident und verweist darauf, dass die Altstädter zwei jüdische Gründungsmitglieder hatten. Viele Mitglieder des Kleinen Kölner Klubs waren auch in anderen Karnevalsgesellschaften aktiv. Das ist heute auch so. Deshalb sind auch die Beziehungen zwischen den KKK und dem Festkomitee ausgezeichnet. „Die KKK-Gründung geht nicht zuletzt auf Christoph Kuckelkorn zurück, der uns hartnäckig ermuntert hat, die Kippa Köpp ins Leben zu rufen“, sagt deren Präsident. In der Nähe des Keinen-Kölner-Klub-Wegs sind schon Wege nach Karnevalsgesellschaften benannt. Dort finden sich die Blauen Funken sowie die Prinzengarde.

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Nachkommen nach Köln eingeladen

„Wellenbewegungen“ hat Knappstein ausgemacht, wenn er die Rolle der Juden im Karneval der Weimarer Republik Revue passieren lässt. „Wenn die Stimmung im Land nicht besonders antisemitisch war, waren sie auch in den Karneval integriert. Wenn man aber Sündenböcke für die Wirtschaftskrise suchte, waren die Juden nicht gut gelitten. Die Ehrengarde hat bereits Ende der 20er Jahre Mitgliedsanträge abgelehnt, weil die Antragsteller Juden waren.“ Mit der Machtübernahme durch das Nazi-Regime war dann sofort Schluss mit dem jüdischen Karnevalsvereins.15 Mitglieder des Kleinen Kölner Klubs sind Knappstein namentlich bekannt. Deren Nachkommen leben beispielsweise in New York, Los Angeles, Mexico-City, Wisconsin und Israel. Sie sollen in der nächsten Zeit nach Köln eingeladen werden.

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Der Kleine Kölner Klub war eine Hausnummer in der jecken Szene der 20er-Jahre. Bei den Veranstaltungen in der Wolkenburg und der Rheinlandhalle in Ehrenfeld gab sich selbstverständlich auch das Dreigestirn die Ehre. Für die Wolkenburg reicht es für die KKK aktuell noch nicht. Sie luden im vergangenen Jahr zu Kölsch und Falafel in die Synagoge an der Roonstraße.

Die 75 Mitglieder der KKK kommen sowohl aus der liberalen jüdischen Gemeinde als auch aus der orthodoxen. Aber auch Jecke nichtjüdischen Glaubens sind dabei. Orthodoxe Juden und Karneval? „Naja“, schränkt Knappstein ein. „Die Gemeinde nennt sich orthodox, aber streng orthodox sind die nicht.“ Er hofft darauf, dass das Vereinsleben in Kürze wieder Fahrt aufnimmt. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Stammtisch in Peters Brauhaus in der Altstadt. Gäste sind willkommen.

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