Innenstadt – Als Wim van den Bogaard am Montagabend merkt, dass das Gas in seinem Heißluftballon nur noch für maximal 20 Minuten reicht, schwebt er gerade über dem Eigelstein. Nicht gerade ein idealer Platz zum landen. Aber ein besserer ist in diesem Moment nicht in Sicht. Außerdem kommt die Oberleitung der Deutschen Bahn immer näher. Der Pilot entscheidet sich für eine Sicherheitslandung.
„Das sieht natürlich immer spektakulär aus, wenn so ein großer Ballon mitten zwischen den Häusern steht“, erzählt van den Bogaard tags darauf. „Aber ehrlich gesagt war das nicht aufregender als jede andere Landung auch.“ Niemand wurde verletzt, nichts wurde beschädigt, bestätigt die Polizei. Der betreffende Ballon war Dienstagvormittag schon wieder in der Luft.
Keine Anhaltspunkte für Fahrlässigkeit
Auch von der Bezirksregierung Düsseldorf – zuständig für den Luftverkehr in NRW – hat van den Bogaard nichts zu befürchten. „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass der Pilot fahrlässig gehandelt hätte“, betont ein Sprecher. Nur dann würde ihm ein Bußgeld oder sogar ein Strafverfahren drohen.
Ein Heißluftballon fährt vor dem Wind, er lässt sich nicht direkt steuern. Daher weiß der Pilot auch vor dem Start nicht, wo er wieder runterkommen wird. Nur durch das Ändern der Fahrhöhe kann der Pilot die Richtung beeinflussen; denn der Wind bläst in verschiedenen Höhen unterschiedlich stark. Durch gezieltes Steigen oder Sinken können die Winde so ausgenutzt werden, dass der Ballon sich dem gewünschten Ziel zumindest annähert.
Betätigt der Pilot den Brenner, wird die Luft in der Hülle erwärmt, der Ballon steigt. Kühlt sich die Luft ab, sinkt der Ballon. Ist das Gas aufgebraucht, lässt er sich gar nicht mehr manövrieren.Im Deutschen heißt es übrigens „Ballon fahren“, weil alle Luftfahrzeuge, die leichter sind als Luft, ähnlich wie Schiffe funktionieren und deshalb „fahren“ (aerostatisches Prinzip). Was schwerer ist als Luft und Flügel hat, „fliegt“ (aerodynamisches Prinzip). (ts)
Fahrlässig wäre es demnach zum Beispiel gewesen, hätte van den Bogaard vor dem Start nicht den Wetterbericht verfolgt. Das hat er aber, sagt der 60-Jährige, der seit mehr als 20 Jahren Ballons fährt. „Nur war der Wetterbericht leider völlig falsch.“ Entgegen der Prognose seien die Winde über Köln am Montagabend sehr schwach gewesen.
Wie in der Ballonfahrt allgemein üblich, so habe er etwa eine Stunde, bevor die Gasreserve aufgebraucht gewesen wäre, damit begonnen, einen geeigneten Landeplatz auszugucken, erzählt van den Bogaard. „Ich wollte fünf oder sechs Landeplätze anfahren, unter anderem den Mediapark und den Klingelpützpark. Aber wir sind jedes Mal knapp daran vorbei.“
Er entschied sich für eine so genannte „innerstädtische Sicherheitslandung“, brachte den Ballon gegen 20.30 Uhr in der Eintrachtstraße/Ecke Am Salzmagazin auf die Erde. Die 50 Meter entfernte Oberleitung der Bahn habe ihn nicht nervös gemacht, betont er. Weil das Risiko bestand, dass der Ballon nach der Landung auf die Leitung kippen könnte, ließ die Bundespolizei den Strom abschalten, bis die Hülle auf der Erde lag.
„Wir sehen das sehr, sehr skeptisch“
Kritischer beurteilt der am Sonntag frisch gekürte Weltmeister im Gasballonfahren, Wilhelm Eimers, das Manöver. Eimers ist Vorsitzender der Ballonsportkommission NRW. „Man wusste ganz genau, dass gestern Abend in Köln kein Wind war“, sagte er. Dennoch sei der Ballon aufgestiegen. „Wir sehen das sehr, sehr skeptisch.“
Er kenne Wim van den Bogaard zwar als „sehr erfahrenen Piloten“, grundsätzlich sei aber bekannt, dass Windvorhersagen nur zu etwa 80 Prozent sicher seien. „Man sollte daher vor dem Start immer noch mal einen kleinen Ballon in die Luft lassen, um die Windverhältnisse zu prüfen.“
Einzelheiten zum Vorfall in Köln kenne er nicht, betont Eimers. Seine Kritik will er deshalb auch grundsätzlich verstanden wissen: Von zuletzt 30 Sicherheitslandungen in NRW gingen 25 auf das Konto gewerblicher Ballonfahrer, schätzt Eimers. Die Gründe lägen auf der Hand: „Die müssen Geld verdienen, da warten Passagiere, die haben einen ganz anderen Druck als Sportballonfahrer.“