Kommt ein U-Bahn-Tunnel am Neumarkt? Wie ein Bau unter der Erde aussehen würde, hat die Verwaltung in geheimer Sitzung gezeigt. Hier lesen Sie die Details.
Tunnel-Planung in KölnNeumarkt und Rudolfplatz könnten vier unterirdische Ebenen bekommen
Die Haltestellen Rudolfplatz und Neumarkt könnten in Zukunft jeweils vier unterirdische Ebenen tief sein. Diesen Plan stellte die Verwaltung der Kölner Politik bei der Sitzung des Begleitgremiums zur Erweiterung der Kapazitäten auf der Ost-West-Achse vor. Bislang wurden lediglich die Pläne für eine mögliche oberirdische Erweiterung vorgestellt. Nun folgte am Freitag die Tunnel-Variante. Bis Ende des Jahres soll die Entscheidung zwischen der oberirdischen und der Tunnel-Variante, die letztlich der Stadtrat treffen muss, vom Verkehrsdezernat vorbereitet sein.
Im Fall eines Tunnel-Baus wären vier Haltestellen wesentlich betroffen: Heumarkt, Neumarkt, Rudolfplatz und Moltkestraße. Die Verwaltung stellte in der geheimen Sitzung die größten Auswirkungen vor. Eine Übersicht.
Heumarkt
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wären für den Tunnelbau im westlichen Bereich des Heumarkts einige Rückbauten erforderlich. Wie zu erfahren war, wäre es auf andere Art und Weise nicht möglich, die Bohrmaschine für den Tunnel einzusetzen. Auch wurde die Rampe vorgestellt, die künftig am Heumarkt in den Tunnel führen soll. Sie würde den Heumarkt „nicht weniger prägen“ als der Autoverkehr derzeit, hieß es von einem Mitglied des Gremiums.
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Neumarkt
Der Neumarkt soll vier unterirdische Ebenen bekommen: Unter die bisherigen zwei Ebenen soll in der Tunnel-Variante eine Ebene für die Linien 1 und 7 sowie eine Ebene für die Linie 9 geschaffen werden. Die separate Führung der Linie 9 hätte laut Verwaltung Vorteile für den anschließenden Streckenverlauf: Hinter dem Neumarkt biegt die Linie 9 in Richtung Mauritiusviertel ab, während die Linien 1 und 7 in Richtung Westen fahren. Während des Baus könnte der Neumarkt laut Verwaltung zumindest weiterhin als Sackbahnhof für die Linien 3, 4 und 18 dienen, die hier jeweils enden könnten.
Rudolfplatz
In den 1970er-Jahren wurde die Erweiterung der Ost-West-Achse bereits mitgedacht. Es wurden Beton-Voreinrichtungen eingebaut, die als Startpunkt für den künftigen Tunnelbau dienen sollten. Diese sind nun laut Verwaltung jedoch nicht mehr brauchbar, da sie nicht mehr den heutigen technischen Anforderungen entsprechen. Zu den damals gebauten und inzwischen nicht mehr nutzbaren Elementen muss nun ein Sicherheitsabstand eingehalten werden.
Auch am Rudolfplatz sind in der Vorzugsvariante der Verwaltung, die in der rund dreistündigen Sitzung am Freitag als einzige detailliert vorgestellt wurde, vier unterirdische Ebenen vorgesehen. Hier wäre der tiefste Punkt des neuen Tunnels vorgesehen: Die vierte Tunnelebene würde man 35 Meter unter Straßenniveau bauen.
Moltkestraße
Der Tunnelausgang an der Haltestelle Moltkestraße wird seit Jahren kontrovers diskutiert: Würde man diesen hinter die Innere Kanalstraße bauen, wäre eine der zentralen Verkehrsachsen untertunnelt. Doch bislang ist man davon ausgegangen, dass die Förderungen für das Projekt darunter leiden würden. Denn in der Kosten-Nutzen-Kalkulation wäre das Projekt mit einer Untertunnelung wohl unter den entscheidenden Faktor 1 gefallen, unter dem Projekte in der Regel als nicht förderfähig gelten – und damit für die Stadt wesentlich teurer geworden. An dieser Stelle gibt es jedoch gute Nachrichten: Die Förderrichtlinien des Bundes haben sich geändert, inzwischen ist laut Verwaltung auch eine Förderung unter dem Faktor 1 möglich, wenn man überzeugende Gründe vorlegt. Im Falle eines Tunnelbaus könnte eine Untertunnelung der Inneren Kanalstraße also noch einmal neu diskutiert werden.
Kölner Ratsfraktionen verhalten sich wie erwartet
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ verliefen die Diskussionen im Gremium wie erwartet: CDU, SPD und FDP zeigten sich der Variante gegenüber aufgeschlossen und lobten die Präsentation, Grüne und Linke stellten kritische Nachfragen und hielten dagegen. Die Volt-Fraktion verhielt sich defensiv. Die Chance zur Aufwertung des Neumarkts wird auch bei den Tunnel-Gegnern als Vorteil des möglichen Baus anerkannt.
Dass das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt bei der Erweiterung der Ost-West-Achse getrennte Wege geht, ist zu Beginn der Ratsperiode klar kommuniziert worden. CDU, SPD und FDP, aktuell Befürworter der Tunnel-Lösung, müssten noch einzelne weitere Mitstreiter aus dem Rat finden, um den Tunnel durchzusetzen. Die Abstimmung wurde mehrfach verschoben. Derzeit ist vorgesehen, dass die Entscheidung im Frühjahr 2024 fällt.