„Institution in der Kunstwelt“Kunsthaus Lempertz feiert 225-jähriges Bestehen mit Reker im Kölner Rathaus

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Empfang von Oberbürgermeisterin Henriette Reker für das Auktionshaus Lempertz.

Empfang von Oberbürgermeisterin Henriette Reker für das Auktionshaus Lempertz.

Das Kunsthaus Lempertz am Neumarkt ist eines der führenden Auktionshäuser Deutschlands. Nun wurde Jubiläum gefeiert.

„Gegr. 1845“ ist auf der Fassade des Kunsthauses Lempertz am Neumarkt zu lesen. Doch die Geschichte eines der führenden Auktionshäuser Deutschlands reicht weiter zurück. Im November feierte es sein 225-jähriges Bestehen. Am Freitag folgte ein Nachklang: Zum Dank für die Standortreue, die Verbundenheit mit den Kölner Museen und das vielfältige Engagement des Hauses gab Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Historischen Rathaus einen Empfang.

Nicht nur Henrik Hanstein, der das wohl älteste familiengeführte Auktionshaus der Welt leitet, trug sich in das Gästebuch der Stadt ein, sondern auch seine Töchter Isabel Apiarius-Hanstein, die ihren Vater seit 2016 in der Geschäftsführung unterstützt, und Alice von Seldeneck, Chefin der Berliner Repräsentanz. Zu den weiteren Gästen, die sich im Gästebuch verewigten, gehörten unter anderen Mechthild Potthoff und Takuro Ito, die Mitglieder der Geschäftsführung sind.

Der Leiter des Auktionshauses Prof. Henrik Hanstein (Mitte) war unter den Gästen.

Der Leiter des Auktionshauses Prof. Henrik Hanstein (Mitte) war unter den Gästen.

Spätestens 1798, so geht aus dem ersten Kölner Adressbuch hervor, eröffnete der Druckereibesitzer Johann Matthias Heberle in Köln ein „Antiquargeschäft mit Auktionsanstalt“, das bedeutende Buch- und Kunstversteigerungen veranstaltete. Nach dem Tod des Firmengründers übernahm 1840 sein Angestellter Heinrich Lempertz das Geschäft. Dessen Bruder Matthias errichtete 1845 in Bonn ein Auktionshaus, das seinen guten Ruf mit der Versteigerung der Bibliothek des Gelehrten und Schriftstellers August Wilhelm Schlegel begründete. 1875 übernahm der Mitarbeiter Peter Hanstein, Urgroßvater des heutigen Inhabers, das Unternehmen und verlagerte das Auktionsgeschäft Schritt für Schritt zurück nach Köln.

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Das Domizil der Firma, Haus Fastenrath am Neumarkt, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ersatz bot das 1952 vollendete, heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude am selben Ort. Schon 1908 hatte Lempertz als erstes europäisches Kunstauktionshaus begonnen, Werke und Objekte aus Ostasien anzubieten. Seit 1989 versteigert das Haus außer Alter und Moderner Kunst auch zeitgenössische Werke und Fotografie. Neben dem Hauptsitz in Köln unterhält Lempertz Filialen in Berlin, München und Brüssel sowie Repräsentanzen in weiteren Ländern.

Reker hält ihre Laudatio.

Reker hält ihre Laudatio.

Lempertz sei eine „Institution in der Kunstwelt“ und stehe für eine „von Generation zu Generation weitergegebene Leidenschaft für die Kunst“, sagte Reker. Die familiäre und unternehmerische Erfolgsgeschichte des Hauses betrachte sie „zugleich als Verdienst um unsere Kultur- uns Kunststadt“. Sie dankte dafür, „dass die Stadt Köln sich mit Ihnen schmücken“ kann.

Dem Auktionshaus rechne sie es hoch an, dass es dem Neumarkt „treu geblieben“ sei und sich dafür einsetze, den Platz aufzuwerten. Exemplarisch dafür sei die Aufstellung eines Abgusses der Bronzestatue, die Auguste Rodin von Honoré de Balzac geschaffen hat und die seit Mai 2022 am Neumarkt steht.

Kunsthaus Lempertz feiert Jubiläum: „Wir sind gerne in Köln“

Hanstein warf ein paar Schlaglichter auf die Geschichte des Hauses, zu dessen Kunden einst Goethe gehörte. Josef Hanstein, Henrik Hansteins Großvater, wurde 1942 von der Gestapo wegen „Judenfreundlichkeit“ inhaftiert; von 1953 bis 1957 fanden bei Lempertz die ersten Ausstellungen des Römisch-Germanischen Museums und des Wallraf-Richartz-Museums statt; 2010 wurde das Haus in den Skandal um Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi hineingezogen.

„Wir haben ein gutes Jahr hinter uns, Sie kriegen ordentlich Gewerbesteuer von uns“, sagte Hanstein zur Geschäftslage. Anlässlich der 225-jährigen Bestehens werde das Auktionshaus dem Wallraf-Richartz-Museum ein Gemälde von Jan Lievens, eines Zeitgenossen von Rembrandt, schenken. Der Neumarkt sei „etwas, worum wir kämpfen“. Er selber und eine seiner Töchter seien dort schon von Junkies angegriffen worden. Trotz der Sorge um den Platz und des Eindrucks, dass die Stadt „so ein bisschen verlottert“, gelte: „Wir sind gerne in Köln.“

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