Die SB 91 wird künftig in Sinnersdorf enden und nicht weiter nach Dormagen fahren. Köln beruft sich auf „strikte Sparvorgaben“.
Busverbindung gekapptKöln spart auf Kosten des Rhein-Erft-Kreises

Die SB 91 wird ab Mitte Dezember 2025 in Pulheim-Sinnersdorf enden.
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In einem Schreiben an Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker äußern Geschäftsführung und Aufsichtsrat der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) ihr Unverständnis über Planungen zu Kürzungen der Schnellbuslinie SB 91. Die Kölner beabsichtigen, dass die Verbindung zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 nicht mehr über Pulheim-Sinnersdorf hinaus nach Dormagen führen soll. Nach mehreren erfolglosen Versuchen auf unteren Ebenen hoffen die Verantwortlichen, Reker mit ihren Argumenten überzeugen zu können.
In dem Brief, der dieser Redaktion vorliegt, verweisen die REVG-Verantwortlichen auf gesicherte Erkenntnisse, wonach insbesondere der Abschnitt Dormagen-Pulheim sowie die Anbindung an Köln-Worringen von den Fahrgästen intensiv genutzt werde. Der Bahnhof Dormagen gehöre regelmäßig zu den am meisten frequentierten Haltestellen der SB 91.
Dormagen hat zugesagt, seinen Anteil weiterzuzahlen
Weiter heißt es, die Aufgabe dieses Streckenabschnitts bringe nicht nur erheblichen Verlust an Attraktivität für den öffentlichen Nahverkehr in der Region, sondern auch eine Zunahme des motorisierten Individualverkehrs – „mit allen negativen Folgen für Umwelt, Verkehr und Lebensqualität in Köln“. Unterzeichnet haben das Schreiben die REVG-Geschäftsführer Walter Reinarz und Martin Gawrisch sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Gregor Golland (CDU).
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Sie halten es für ein wichtiges verkehrspolitisches Signal, wenn Köln seiner interkommunalen Verantwortung gerecht werde und mit Dormagen und dem Rhein-Erft-Kreis eine Lösung für die gemeinsame Finanzierung finde, um den vollständigen Linienweg der SB 91 zu erhalten. Dormagen habe dies bereits zugesichert.

Die Verantwortlichen der REVG: Geschäftsführer Martin Gawrisch, Aufsichtsratsvorsitzender Gregor Golland, Landrat Frank Rock und Geschäftsführer Walter Reinarz (v.l.).
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Aus einer Vorlage der Kreisverwaltung für verschiedene politische Gremien geht hervor, dass die Verantwortlichen im Kreishaus seit Dezember 2024 versucht hätten, bei der Stadt Köln für eine Fortführung der Schnellbuslinie SB 91 zu werben. Anfangs habe man dort keine finale Aussage treffen können, da die Genehmigung des Kölner Haushalts für das Jahr 2025 durch die Bezirksregierung Köln ausstand.
Aber auch nach der Genehmigung des städtischen Haushalts sei eine Zusage seitens der Stadt Köln ausgeblieben, da Köln einer strikten „Sparvorgabe“ unterliege, die keinen finanziellen Spielraum für die Fortführung des SB 91 lässt. Die Kreisverwaltung habe gleichwohl auch danach mehrfach versucht, eine Lösung zu finden, jedoch hat die Stadt Köln Ende Mai mitgeteilt, dass die Stadtverwaltung aufgrund der angespannten Haushaltslage die Mitfinanzierung nicht mehr stemmen könne.
Nur noch der Haltepunkt Weiden West soll weiter angefahren werden
Die Folgen: Der Haltepunkt Weiden West soll auch zukünftig mit der Schnellbuslinie SB 91 angefahren werden – wodurch sich das jährliche Defizit der REVG erhöhen wird. Gestrichen wird dagegen der Abschnitt zwischen Pulheim und Dormagen. Ihn aufrechtzuerhalten, wäre deutlich teurer. Dazu sind weder der Rhein-Erft-Kreis noch Dormagen bereit.
Da die Haltestelle Sinnersdorf Kirche vornehmlich genutzt wird, um Richtung Pulheim/Brauweiler und Köln Weiden West ein- bzw. auszusteigen, soll die SB 91 weiter den Ortsteil Sinnersdorf bedienen. Dort wird die Linie ab Mitte Dezember enden: von Brühl aus über Hürth, Frechen, Köln Weiden West, Pulheim kommend.
Der Kölner Sparkurs erhöht die Kosten für den kleinen Nachbarn im Rhein-Erft-Kreis auch an einer weiteren Stelle. Die Fahrten der Linie 980, die wegen der Inbetriebnahme der SB 91 eingestellt wurden, sollen reaktiviert werden. Dies sichere die Verbindung zwischen Pulheim, Sinnersdorf und Worringen.