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Reaktion auf „Köln-Check“Trio kämpft vor OB-Wahl um das Vertrauen der Kölner

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Trio auf dem Podest: Die OB-Kandidaten (v.l.) Markus Greitemann (CDU), Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) beim „Kölner Wohngipfel“ im März.

Trio auf dem Podest: Die OB-Kandidaten (v.l.) Markus Greitemann (CDU), Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) beim „Kölner Wohngipfel“ im März.

Die OB-Kandidaten der drei großen Parteien blicken mit Sorge auf die Ergebnisse des „Köln-Check“.

Die drei aussichtsreichsten Kandidaten für die Kölner Oberbürgermeisterwahl am 14. September, Berivan Aymaz (Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU), sehen alle das Vertrauen der Kölnerinnen und Kölner in ihre Stadt verloren.

Hintergrund ist, dass im „Köln-Check“ nur noch 17 Prozent der Befragten zufrieden mit der Stadtverwaltung ist, 2017 waren es noch 46 Prozent. Mit der amtierenden Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sind nur noch 28 Prozent zufrieden, zeigten die am Wochenende veröffentlichten Ergebnisse der repräsentativen Umfrage (wir berichteten).

Berivan Aymaz sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Dieser Vertrauensverlust sollte für alle Demokratinnen und Demokraten ein Warnsignal sein – aber auch ein Auftrag.“ Die fehlende Zuversicht sei nachvollziehbar, wenn Versprechen nicht eingelöst würden, Baustellen ewig dauerten oder Wohnen unbezahlbar werde.

Alles zum Thema Henriette Reker

Reker tritt nicht erneut an, aber für ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger wird nach der Wahl am 14. September die Herausforderung groß, sich das Vertrauen zurück zu erarbeiten. Denn ein Drittel der Befragten glaubt, dass ein neuer oder eine neue OB die Probleme Kölns auch nicht besser lösen wird als die Amtsinhaberin.

Aymaz kämpft um Kölner Grünen-Anhänger

Insgesamt sind elf Kandidatinnen und Kandidaten öffentlich bekannt. Wer die Wahl gewinnen wird, ist noch völlig offen. Für Aymaz und Burmester würden laut Umfrage aktuell je zehn Prozent stimmen, für Greitemann elf. Aymaz hat allerdings mit den Stimmen der Anhänger ihrer eigenen Partei zu kämpfen, nur 41 Prozent der Grünen-Anhänger sprachen sich für sie aus. Ihre Erklärung: „Ich setze mich nicht nur für klassische grüne Themen ein, sondern auch für eine neue, verbindende Stadtpolitik.“ Hinzu kommen dafür elf Prozent der Stimmen der Linken-Anhänger.

Torsten Burmester sagte: „In meinen vielen Gesprächen mit Kölnerinnen und Kölnern höre ich immer wieder deutliche Kritik: an dem Stillstand in dieser Stadt, an dem Vertagen und Nicht-Entscheiden.“ Es sei nicht verwunderlich, dass den Kölnerinnen und Kölnern „ein bisschen die Hoffnung verloren gegangen ist. Es wurde sehr viel Vertrauen verspielt.“ Burmester sagte: „Der schlechte Zustand Kölns ist kein Naturgesetz.“

Im „Köln-Check“ gaben 78 Prozent der Befragten an, Köln habe sich zum Nachteil entwickelt, nur 10 Prozent sahen eine Verbesserung der Stadt. Zum Vergleich: 2017 sahen noch 31 Prozent eine Entwicklung zum Vorteil Kölns und 41 zum Nachteil. Burmester erwiderte: „Die Liebe zu Köln darf nicht bröckeln.“

Die CDU will mit Markus Greitemann den nächsten OB stellen, er sagte: „Als Baudezernent kenne ich viele Herausforderungen und habe erlebt, wie oft gute Ideen am Politik- und Verwaltungsapparat scheitern.“ Es brauche jemanden, der die Verwaltung kenne und in der Lage sei, konkrete Verbesserungen umzusetzen.

Schon Henriette Reker hatte Verwaltungsreform gestartet

Schon Reker hatte sich als eines ihrer wichtigsten Projekte eine Verwaltungsreform vorgenommen. Das Ergebnis davon ist aber nicht positiv bei den Kölnerinnen und Kölnern angekommen, wie die Umfrage zeigte. Reker sagte: „Verwaltungsmodernisierung ist kein Sprint, sondern ein Marathon mit Bleiweste.“

Sie und die Verwaltung hätten Prozesse digitalisiert, Strukturen hinterfragt, Kompetenzen aufgebaut – „aber Erwartungen an schnelle Wirkung treffen hier auf Realität: Vorschriften, Haushaltsrecht, Fachkräftemangel.“ Eine Bilanz nach fünf Jahren Reform hatte 2022 gezeigt, dass Bürgerinnen und Bürger weniger davon sahen, weil sie vor allem interne Strukturen betraf. „Die Reform ist ein Fundament“, sagte Reker nun.

Fast Hälfte der Wähler in Köln unentschlossen

Noch ist allerdings fast die Hälfte der Wählerinnen und Wähler unentschlossen. Greitemann sagte dazu: „Viele Menschen sind zu Recht skeptisch.“ Er sei angetreten, um das zu ändern – „mit einer Politik, die Orientierung gibt“. Er will zuhören, Sorgen der Menschen ernst nehmen und dann aufzeigen, was konkret besser laufen könne: „Bei Sicherheit, Wohnen, Verkehr oder Bildung.“

Für Kandidaten gilt es jetzt also, die Unentschlossenen zu überzeugen. Burmester formulierte daher seine wichtigste Botschaft: „Köln muss nicht so bleiben, wie es derzeit ist; ich will dafür sorgen, dass unsere Stadt wieder funktioniert.“

Aymaz sagte: „Wer unentschlossen ist, will keine Worthülsen, sondern möchte wissen, wem er oder sie wirklich zutrauen kann, das Ruder herumzureißen.“ Unter anderem mit einer Verwaltung, die als „Dienstleisterin“ für die Menschen dieser Stadt funktioniere.