Rolex will den Bau von Joachim Schürmann abbrechen. Dessen Sohn ist davon überrascht.
„Das irritiert mich“Architekten-Erbe von Abbruch-Plänen am Kölner Hauptbahnhof überrascht

Das Rolex-Haus am Hauptbahnhof.
Copyright: Uwe Weiser
Der Sohn des 2022 verstorbenen Architekten Joachim Schürmann, Peter Schürmann, ist irritiert darüber, dass Rolex das Gebäude am Kölner Hauptbahnhof für einen Neubau abbrechen will. Sein Vater hatte es entworfen, es stammt aus dem Jahr 1976. Peter Schürmann, der selbst als Architekt in Stuttgart arbeitet, sagte: „Davon bin ich überrascht und das irritiert mich.“
Wie berichtet, möchte der deutsche Ableger des Schweizer Luxusuhren-Herstellers das Gebäude abbrechen und durch einen Neubau ersetzen lassen. Darin sollen Büros und die Uhrenwerkstätten unterkommen.
Gebäude direkt neben der Kirche – Rolex will in Köln bleiben
Das Gebäude steht am Bahnhofsvorplatz neben der Kirche St. Mariä Himmelfahrt. Rolex nutzt es seit 1983. Übergangsweise sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Deutz ziehen, doch konkrete Termine wollte eine Sprecherin des Unternehmens noch nicht nennen.
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Die Pläne für den Neubau stammen von den Architekten von RKW aus Düsseldorf. Sie sehen einen breiten Sockel vor, darauf setzen fünf Geschosse auf, die nach oben schmaler werden. So wirkt es wie eine Treppe. Die Fassade besteht aus viel Glas.

Das Rolex-Haus an der Dompropst-Ketzer-Straße am Hauptbahnhof.
Copyright: Uwe Weiser
Entsprechende Visualisierungen aus einer Präsentation wollte Rolex dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht zur Verfügung stellen. Eine Sprecherin sagte: „Wir wollen der Stadt Köln treu bleiben, die Stadt ist in Deutschland unser zu Hause.“
Peter Schürmann sagte: „Ich halte es für bedauerlich und auch für problematisch, wenn Gebäude immer öfter abgebrochen werden. Das ist auch nicht nachhaltig.“ Gegenüber dieser Zeitung hatte die Stadt mitgeteilt, dass sie den Schürmann-Bau noch nicht auf seinen Denkmalwert untersucht hat.
Unternehmen argumentiert pro Neubau bei Sitzung im Gestaltungsbeirat
Rolex hat laut der Präsentation geprüft, ob der Abbruch oder eine Sanierung nachhaltiger ist. Demnach hat der Bestandsbau einige Nachteile: Rolex argumentiert mit der geringen Raumhöhe von 2,65 Meter, die keine flexible Gebäudenutzung zulasse und daher nicht für eine lange Lebensdauer geeignet sei.
„Darüber hinaus bestehen mit nicht zeitgemäßem Brandschutz, Schallschutz, Barrierefreiheit und technischer Ausstattung essenzielle Schwachpunkte im Bestandsgebäude bezüglich Sicherheit, Umrüstbarkeit und Komfort.“
Deshalb schreibt Rolex: „Der Mehrwert, der mit dem Neubau erzielt werden kann, überkompensiert voraussichtlich die Nachteile eines Abrisses bezüglich einer Energie- und Emissionsbewertung.“
Wie am Freitag berichtet, hat Rolex die Pläne Anfang Juli im Gestaltungsbeirat der Stadt präsentiert, darin sitzen Architekten und Politiker. Das Gremium hat keine Entscheidungsbefugnis, soll aber über Beratungen für eine hohe städtebauliche Qualität sorgen.
Gespräche im Hintergrund – Reker will architektonische Qualität sichern
In dem Beirat traf der neue Entwurf aber dem Vernehmen nach nicht nur auf Gegenliebe, Beteiligte sprachen von einem „brisanten“ Thema. Weil die Frage ist, wie viel der Beirat von einem Weltunternehmen verlangen kann, ohne Gefahr zu laufen, es zu vertreiben.
Im Hintergrund laufen mittlerweile die Gespräche, ob und wie Rolex dazu bewegt werden kann, seine Vorstellungen noch anzupassen. Der Vorsitzende des Gestaltungsbeirates, Architekt Jürgen Minkus, wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) begrüßte, dass Rolex in Köln bleiben will, sie hatte am Donnerstag gesagt: „Ich bin überzeugt davon, dass die Beratung durch den Gestaltungsbeirat sicherstellt, dass ein Neubau eine hohe architektonische Qualität haben wird.“
Wie Reker begrüßten die Politikerinnen und Politiker das Signal von Rolex, seinen Standort in Köln zu behalten. Sabine Pakulat, Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, sagte für die Grünen (27 von 90 Sitzen im Rat): „Rolex hatte den Entwurf im Gestaltungsbeirat vorgestellt, in dem ich ja auch Mitglied bin und wir hatten dem beteiligten Architekturbüro einige Hinweise für die Weiterarbeit am Entwurf mitgegeben. Bei der nochmaligen Vorstellung werden wir dann sehen, inwieweit diese Hinweise aufgegriffen wurden.“
CDU sieht starkes Signal – SPD ist optimistisch
CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz (20 Sitze) sagte: „Die direkte Nachbarschaft zu St. Mariä Himmelfahrt, dem Hauptbahnhof und dem Kölner Dom macht diesen Standort städtebaulich besonders sensibel. Deshalb ist es selbstverständlich, dass wir an eine architektonische Neugestaltung höchste Maßstäbe anlegen. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mit Rolex, der Stadtverwaltung und dem Gestaltungsbeirat eine Lösung finden werden, die dem Ort gerecht wird.“
Die SPD-Fraktion (19) teilte mit: „An dieser prominenten Stelle direkt neben Dom und Hauptbahnhof werden wir sicherlich mit viel Fingerspitzengefühl die weitere Entwicklung begleiten, aber wir sind optimistisch, dass hier eine gute Lösung für das Stadtbild gefunden wird.“
Für die FDP (fünf) sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher Ralph Sterck: „Wir freuen uns, dass Rolex am Standort Köln investieren will! Leider passt der Entwurf für den Neubau nicht zum Bahnhofsvorplatz und seinen Nachbarn. Er sieht aus, als würde er mehr Rücksicht auf baurechtliche Abstandsflächen als auf Mariä Himmelfahrt und das Deichmannhaus achten. Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, die dem Ort gerecht wird.“
Isabella Venturini von Volt (vier) war in der Sitzung des Gestaltungsbeirates nicht anwesend und kann daher keine Volt-Position wiedergeben. Sie sagte: „Grundsätzlich wollen wir, dass beide Seiten eine gute Lösung finden. Auch in diesem Fall profitieren beide Seite davon, wenn das Rolex-Gebäude in Köln so gestaltet wird, dass Konzern und Politik zufrieden sind.“