Demonstration am Ebertplatz„Donnern gegen Rechts“ – ein Protest, der sich durch Trommeln Gehör verschafft

Lesezeit 4 Minuten
Die Demonstranten von „Donnern gegen Rechts“ stehen auf dem Ebertplatz.

Auf dem Ebertplatz wurde lautstark gegen Rechtsextremismus protestiert. Die Demo richtete sich gegen die AfD.

Die neu gegründete Gruppe „Donnern gegen Rechts“ organisiert Proteste an jedem zweiten Donnerstag im Monat. Dieses Mal am Ebertplatz und mit lauten Trommeln.

Die Gruppe „Donnern gegen Rechts“ hat sich am Donnerstag (14. Februar) zum ersten Mal zu einer Demonstration auf dem Ebertplatz getroffen. Die 100 Teilnehmer trommelten und klopften unter anderem mit Topfdeckeln, um gegen die AfD und rechtsextreme Strömungen in der Gesellschaft zu protestieren. Die Aktion soll künftig jeden zweiten Donnerstag im Monat stattfinden und ist damit als Langzeitbewegung gedacht, die an die bundesweiten Großdemonstrationen gegen Rechtsextremismus im Januar dieses Jahres anknüpfen soll.

„Donnern gegen Rechts“ sei als antifaschistisches Bündnis gedacht, das sich aus verschiedenen Gruppen zusammensetzt, sagen die Gründer. Darunter sind Mitglieder der „Seebrücke Köln“, „Kein Veedel für Rassimus“, „Motoki“ und des „antirassistischen Bündnis“. Ziel sei es, die unterschiedlichen Gruppen zusammenzubringen, um mehr Reichweite zu erlangen.

„Kein Kölsch für Nazis“ Organisatoren stellen fünf Forderungen auf

Die erste Aktion fand zur Karnevalszeit unter dem Motto „Kein Kölsch für Nazis“ statt. An Weiberfastnacht wurde auf den Aufruf der Gruppe hin in Kölner Bars und Clubs das Lied „Kein Kölsch für Nazis“ gespielt. Das Bündnis plant, sich weiter zu vernetzen und mehr Aktionen in Köln zu organisieren. Viele der Gruppen erlebten aktuell großen Zuwachs. „Diesen Schwung an neuen Mitgliedern wollen wir ausnutzen“, sagt Organisator Stephan Somberg.

Die Bewegung stellte am Donnerstag fünf Forderungen an die Politik. Diese befassen sich mit der Migrationspolitik und der AfD. „Donnern gegen Rechts“ kritisiert insbesondere auch die Asylpolitik der demokratischen Parteien, denn diese versuchten, aus Sicht der Protestler, „am rechten Rand zu fischen“.

Die erste Forderung der neu gegründeten Gruppe wurde auf dem Ebertplatz vorgetragen: „No AfD. Die Gefahr, die von ihr ausgeht, ist enorm. In drei Bundesländern gilt sie bereits als rechtsextrem. Sie bedroht das gesellschaftliche Zusammenleben und die Demokratie. Diese Partei darf nicht in Regierungsverantwortung kommen. Keine Koalition, keine gemeinsamen Anträge, keine Mehrheitsbildungen“, so die Mitorganisatorin Hannah Kleinen in ihrer Rede. Die Protestler klapperten laut mit ihren Töpfen und Löffeln. „Es braucht eine Gruppe, die die einzelnen Bemühungen aller zusammenbringt und Proteste regelmäßig organisiert.“

Die zweite Forderung des Bündnisses ist ein Appell an die demokratischen Parteien, keine rechtsextremen Ressentiments zu übernehmen. Die dritte Forderung lautet: „Wir brauchen eine migrationspolitische Kehrtwende – jetzt. Wir fordern die Bundesregierung auf, ihre Asylpolitik zu überdenken.“ Die vierte Forderung: „Die Leute werden gegeneinander ausgespielt. Migrations- und Sozialpolitik werden als konkurrierend dargestellt, das muss aufhören.“ Die fünfte und letzte Forderung sei eine solidarische, antifaschistische und offene Gesellschaft. 

Warum sich „Donnern gegen Rechts“ gegründet hat

Auslöser der Gründung von „Donnern gegen Rechts“ ist die Aufdeckung der rechtsextremen Verschwörungspläne durch einer Correctiv-Recherche im Januar. Stephan Somberg ist seit Jahren Aktivist und gründete vor 16 Jahren „Kein Veedel für Rassismus“ mit. Er engagiert und organisiert Demos. „Die AfD ist eine Riesengefahr, und wir alle waren viel zu lange leise. Es ist Zeit, laut zu werden und rauszugehen“, sagt der Aktivist. Durch die Correctiv-Recherche sei einiges ins Rollen gekommen – auch, was das Engagement der Menschen betreffe. Noch vor einem Jahr waren die Ortsgruppen laut Somberg deutlich kleiner. Einige der neuen Mitglieder beschreiben sich selbst als zuvor eher unpolitisch. „Das sind genau die, die wir erreichen wollen. Wir müssen die Unpolitischen davon überzeugen, dass rechts sein keine Alternative ist. Wie sollte das besser gehen als mit einem Wachrütteln durch Krach?“

Die Percussion-Gruppe des Albertus-Magnus-Gymnasiums sowie die Kölner Gruppe „Rhythms of Resistance“ sorgten für den Takt. Stephanie M. von „Rhythms of Resistance“ sagte: „Wir sind eine Gruppe, die sich auf vielen Demos engagiert und Sichtbarkeit durch lautes Trommeln erwirkt. Ich finde unseren Protest hier sehr wichtig und bin überzeugt, dass jede Stimme und jeder Donner gegen rechts wichtig sind.“

Eine Demonstrantin von „Donnern gegen Rechts“ trommelt in der Luft.

14.03.2024, Köln: Unter dem Motto 'Donnern gegen Rechts' wurde auf dem Ebertplatz lautstark gegen Rechtsextremismus protestiert. Der Protest richtet sich gegen die AFD. Foto: Uwe Weiser

Demonstranten von „Bündnis gegen Rechts“ zeigen ihre Motivation

Fee Mönkemöller hatte sich der Demonstration spontan angeschlossen. „Ich finde gerade kleine und regelmäßig findende Demos wichtig“, sagte sie. Bei Instagram habe sie am Nachmittag den Aufruf zum Protest gesehen. Eine Mitdemonstrantin verriet: „Ich glaube, viele Menschen kennen aktuell das Gefühl der Machtlosigkeit und Ohnmacht. Ich fühle mich vor allem so, wenn ich alleine bin. Diese Initiative kann einem aber die nötige Stimme geben. Wir alle brauchen mehr Gemeinschaft“, sagte Judith Erb. Insbesondere ein lauter Protest sei sinnvoll, so eine weitere Demonstrantin. „Die Trommeln sind ein effektives Mittel, um unsere Stimmen laut und hörbar zu machen. Es gibt viele Baustellen, um die wir uns aktuell kümmern müssen, und immer wieder werden Menschen gegeneinander ausgespielt“, sagte Mia Reuther.  

KStA abonnieren