Gedenken an ArchiveinsturzOB Reker kann kein Datum für Schließung der Baugrube nennen

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OB Reker am Mikro, links daneben Teilnehmer der Gedenkveranstaltung

Gedenkveranstaltung an der Einsturzstelle mit OB Henriette Reker

OB Reker gedenkt zum 14. Jahrestag der Opfer des Einsturzes.

Wann kann die Baugrube der Nord-Süd-Stadtbahn geschlossen werden, in die am 3. März 2009 das Stadtarchiv hineinstürzte? Zuletzt waren 2032 oder 2033 im Gespräch. „Ich kann die aktuell kursierenden Daten nicht bestätigen“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitag bei der von der Stadt organisierten Gedenkveranstaltung am Waidmarkt. Sie hoffe, „dass wir bald einen zeitlichen Rahmen für den Lückenschluss benennen können“.

Dies ist davon abhängig, wie das Gutachten über den Zustand der Baugrube ausfällt, das die Arbeitsgemeinschaft Nord-Süd-Stadtbahn Köln Los Süd (Arge) in Auftrag gegeben hat. Nach einigen Verzögerungen soll es Ende März vorliegen. Auf der Grundlage neuer Erkenntnisse kann dann weiter geplant und diskutiert werden. Es betrifft nicht nur die Frage, wann das Gleiswechselbauwerk zwischen den Tunnelröhren, die in die Grube münden, fertiggestellt wird, sondern auch das Projekt „K3“. So heißt der vom Stadtrat 2020 mit einer Resolution unterstützte Plan, zum Gedenken eine unterirdische Kultur- und Veranstaltungshalle zu bauen; dafür macht sich die ehrenamtliche Initiative „Archivkomplex“ stark.

OB Reker erinnert an die Opfer

Bei dem gleichzeitigen Einsturz von benachbarten Gebäuden des Archivs in der Severinstraße kamen zwei Menschen um; später nahm sich eine Seniorin, die ihre Wohnung verloren hatte, das Leben. In ihrer Ansprache erinnerte Reker an die Opfer. Zu den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zählten Angehörige, Anwohner, Politiker und Vertreter der Initiativen „Achivkomplex“ und „Köln kann auch anders“. „Mehr als berechtigt“ sei es, endlich Antworten auf juristische und städtebauliche Fragen bekommen zu wollen, sagte Reker. Sie höre nicht auf, „hartnäckig nachzufragen“.

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Eine übergreifende Projektsteuerung solle dafür sorgen, den Ansprüchen des besonderen Orts gerecht zu werden. Die gute Nachricht sei, dass eine Planungswerkstatt unter der Regie von Kulturdezernent Stefan Charles die Arbeit aufgenommen habe. Etliche Beteiligte, darunter Ämter und engagierte Bürger, sollen erarbeiten, wie ein dem Gedenken angemessener Ort geschaffen werden kann. Reker sagte, sie sei zuversichtlich, dass der 15. Jahrestag des Einsturzes mit „neuer Klarheit zur Perspektive Waidmarkt“ begangen werden könne.

Initiative: KVB zeigt sich nicht transparent bei dem Bauprojekt

Günter Otten von der Initiative „Archivkomplex“ sprach im von Martin Stankowski moderierten Gespräch von „Hoffen und Bangen“. Hoffen, weil der Werkstattprozess in Gang gekommen ist, und Bangen, dass die Halle „unter die Räder kommt“. Die KVB als Bauherrin lasse Transparenz vermissen. Von technischen Problemen sei die Rede, sagte Thomas Luczak, der sich ebenfalls bei „Archivkomplex“ engagiert; das Mindeste wäre, die Einwände gegen das „K3“-Projekt im Werkstattverfahren „mit Tatsachen zu hinterlegen“, forderte er.

Was für die Initiatoren keinesfalls infrage kommt, umriss Frank Deja von „Köln kann auch anders“ so: „eine Blockrandbebauung nach Schema F und an der Ecke ein kleiner Gedenkort“. Daher gehöre „in die Tonne gekloppt“, was ein 2012 durchgeführter Wettbewerb zur städtebaulichen Entwicklung des Georgsquartiers für das Archivgelände vorgesehen habe.

Glocken aller Kölner Südstadtkirchen läuteten

Generell sei in Köln eine „neue politische Kultur“ nötig, mit der „Bereitschaft zur Verantwortung“ und ämterübergreifender Zusammenarbeit. Eine Tendenz dazu sei spürbar, doch vieles liege noch im Argen. Die Veranstaltung endete damit, schweigend er Opfer zu gedenken. Um 13.58 Uhr –  dem Zeitpunkt des Einsturzes –  läuteten die Glocken alle Südstadtkirchen.

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