Kölner KarnevalDrei Frauen als Dreigestirn

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Das weibliche Dreigestirn aus Höhenberg auf dem Weg zur Eröffnung des Straßenkarnevals: Prinz Uschi I., Jungfrau Jessica und Bauer Conny

Das weibliche Dreigestirn aus Höhenberg auf dem Weg zur Eröffnung des Straßenkarnevals: Prinz Uschi I., Jungfrau Jessica und Bauer Conny

Köln – „Die Männer trauen sich alle nicht“, sagt Jessica Weyers (20) und grinst. Sie ist zum zweiten Mal Jungfrau im Höhenberger Dreigestirn, ebenso wie Bauer Conny Schloßmacher (58). Eingesprungen sind die beiden, weil ihre Freundin Uschi Henn (62) aus Nippes, die als Prinz Uschi I. gesetzt war, plötzlich ohne Mitstreiter dastand. Und jetzt sind sie das erste rein weibliche Dreigestirn der KG Höhenberger Adel.

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Uschi und Conny belegen Brötchen

Ein Mann, zwei Frauen, das funktionierte nicht

Vor zwei Jahren, als ein Mann den Prinzen gab, wäre es zickiger zugegangen: „Dem wurde das zu viel mit den Frauen“, sagt Bernie Weyers und schmunzelt.

Weiberfastnacht kurz nach neun, eine Mietskaserne in Höhenberg. Gleich um die Ecke eine Brotfabrik und die beiden Kirchen von Franz Meurer, der hart dafür arbeitet, dass das von hoher Arbeitslosigkeit geprägte Viertel sein Selbstwertgefühl zurück bekommt. Prinz und Bauer haben die vergangene Woche in der kleinen Wohnung sogar zusammen gehaust, sie reden miteinander wie ein altes Ehepaar.

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Quatschen wie ein altes Ehepaar

Die Jungfrau kommt samt Vater Bernie Weyers, der die KG vor 35 Jahren im Alter von 13 mit einigen Freunden gegründet hat, zum Frühstück vorbei. Conny hat frische Brötchen geholt, Uschi kocht Kaffee und verteilt Hering und Käse auf die Brötchenhälften. Die Jungfrau macht gerade ein freiwilliges soziales Jahr bei der Bundeswehr in Wahn und hofft, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Die rund 2500 Euro (ohne Kostüm), die pro Person zur Finanzierung der Auftritte nötig sind, sponsert Bernie, der Papa.

„Sehr bescheiden, machen beste Stimmung“

Rund 140-mal ziehen die drei Damen auf, oft auch außerhalb der Stadt, etwa in Duisburg, Wuppertal, Hagen oder Berlin. Dort waren sie zu Gast bei der KG Wilmersdorf und wurden sogar vom Bezirksbürgermeister empfangen. „Sie sind sehr bescheiden“, sagt SPD-Landtagsabgeordnete Susana Dos Santos Herrmann, auf deren Einladung sie beim „Närrischen Landtag“ mit 150 Tollitäten in Düsseldorf waren, „aber sie haben die beste Stimmung gemacht.“

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Jeder Handgriff sitzt beim Ankleiden

„Das war der schönste Termin für mich“, sagt Jungfrau Jessica, die Kinderprinzessin von 2006, „mal was ganz anderes, und von Herrn Ott (Kölns SPD-Chef Jochen Ott, d. Red.) habe ich sogar einen Orden bekommen.“

Mit einem Kleinwagen bringt Präsident Bernie Weyers, im Hauptberuf Geschäftsführer eines Busunternehmens und rot-beschuht wie der Prinz, das Trifolium zum Haus der Schützenbruderschaft St. Sebastianus am Rand der Merheimer Heide, gleich neben dem Viktoria-Stadion. Punkt 11.11 Uhr ziehen sie mit dem Musikzug Brück auf, werden kurz vorgestellt: „… und die Prinzessin, äh Jungfrau Jessi. Ich will hoffen, dat mer noch ne schöne Ovend han.“

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Luftküsse im Schützenhaus St. Sebastianus

Die Musik spielt immer weiter, Dramaturgie ist irgendwie anders. Aber alle scheinen Spaß zu haben, das Kölsch kostet 1,30 Euro, ein Rotkäppchen Piccolo 3,90 Euro. Auf einem Schild steht: „Jeder Schütze ist voll für seinen Schuss verantwortlich!“, was immer das an Weiberfastnacht bedeuten soll.

„Nix im Büggel, ävver all jot drop“

11.47 Uhr – endlich dürfen die drei Hauptdarsteller ran, singen „Mir sin eins und zwei et Dreigesteen“ und „Hände huh, et es Party! Dingdong, Dingdong, schalalalala!“, verteilen Orden und Bützjer, und dann haben die Damen für heute frei.

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Man freut sich noch auf den Zoch im Veedel, der am Samstag mit 23 Gruppen durch die Höhenberger Straßen zieht. Dann fahren Jungfrau und Bauer auf einem Wagen, der Prinz auf einem anderen – wie das große Kölner Dreigestirn am Rosenmontag. Das Programm geht bis abends um acht. „De Rotznas“ singt „Nix im Büggel, ävver all jot drop.“

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