Krätzjer mit Corona-TextenWarum das „Herrengedeck“ das Highlight der Pripro war

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Volker Weininger, Martin Schopps, Jörg P. Weber auf der Prinzenproklamation.

Köln – Nicht das Kölner Dreigestirn war der Hit bei der Proklamation, sondern ein anders Trio wurde zum heimlichen Höhepunkt. Unter normalen Bedingungen wäre das „Herrengedeck“, das musikalische Zusammenspiel von „Sitzungspräsident“ Volker Weininger (50), Martin Schopps (47) und Jörg P. Weber (47) mit stehenden Ovation  gefeiert  worden. Doch auch mit kaum Publikum im Saal gab es eine Zugabe.

Corona-Texte auf kölsche Klassiker

Da die Proklamation ja als reines Fernsehformat für den WDR stattfand, wurden im Laufe des Abends mehrere Szenen aufgrund von Versprechern, Texthängern oder kleinerer Pannen  wiederholt. Auch Weininger, Schopps und Weber sangen ihr Medley doppelt. „Wir waren an zwei stellen nicht ganz synchron,  haben uns einmal versungen“, hieß es. „Wenn wir schon die doppelte Gage kriegen, können wir auch zweimal antreten. Vielleicht ja zum  letzten Mal in dieser Session.“

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Herrengedeck auf der Proklamation

Die gelungen Parodien, zu denen das Trio im Stil  kölscher Krätzjer bekannte Karnevalsmelodien mit aktuellen Texten zur Corona-Situation unterlegt hatte, konnten man durchaus zweimal genießen. Da lohnte sich das genaue Hinhören. Schließlich hatten die drei  die   Nummer eigens für den Proklamationsabend vorbereitet. Und   durften,  im Gegensatz zu den  Bands, die  Playback spielen mussten, live singen, begleitet von Webers Flitsch und Michael „Knippi“ Knipprath am Klavier.

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Festkomitee-Präsident Kuckelkorn schwärmte

Unter „normalen Bedingungen“ hätten die Drei an dem Abend Solo-Termine gehabt, da diese aber ausfielen, konnte Festkomitee-Vize Joachim Wüst als Programmgestalter das Trio kurzfristig verpflichten. „Wir hatten knapp zwei Wochen Zeit, an der Nummer zu  proben, zuletzt im Pfarrsaal der Bruder-Klaus-Siedlung“, verriet Schopps. „Aber wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde, und hatten richtig Spaß.“

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Volker Weininger, Martin Schopps, Jörg P. Weber sind „Herrengedeck“.

Die Verpflichtung der drei erwies sich als ein Glücksgriff, über den  Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn regelrecht ins Schwärmen geriet. „Die Nummer  kommt ganz tief aus der Tradition des kölschen Karnevals. Über viele Jahre lang wurden stets die gleichen Melodien gesungen, aber jeweils mit aktualisierten Texten.“

 So wurde zum „Wasser vun Kölle“der Bläck Fööss gesungen „Der R-Wert vun Kölle is joot“ und zum „Stammbaum“ dann „Ich bin Delta, die Mutante. Und ich bin Omikron. Ihr wollt Globalisierung – Dat hat ihr jetzt davon“. Der „Suppen“-Evergreen von Jupp Schmitz wurde zu „Es ist noch Astra da, es ist noch Astra da. Wer hat nicht nicht, wer will nochmal. Dat Zeug muss weg, dat war schon schlecht letztes Quartal“. Auch die Querdenker bekommen ihr Fett weg in „Et schönste Mädchen aus Mecklenburg“: „Wissenschaft ist nur TamTam, stand sogar auf Telegram“. 

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Wenige Auftritte geplant

Das „Räuber“-Lied der Höhner wurde zu „Ich bin ene Hamster, leev Mariellche“ und die „Karawane“ zu „Dummer ens, dummer ens, dummer Biontech. Hammer nit, hammer nit, hammer nit, hammer nit. Oh jeh! Su ne Driss, su ne Driss, su ne Driss. Nemm ich halt en anderes Vakzin-zin. Die Quarantäne geht weiter, d’r Impfstoff es knapp.“

Et schönste Mädchen vom Westerwald (F-Dur)

Ich dachte wirklich schon die Wissenschaft, würd wissend sein.

Da fuhr ich in den Osten rein und merkte, dat nur 12 Prozent, der Menschheit wahre Wahrheit kennt.

Der Rest der Welt sind völlig Hohle, glauben echt an Ähhh…rosole, und dat ein Virus Schaden macht. Zum Glück hab ich jetzt quergedacht.

Et schönste Mädchen von Mecklenburg, klickte sich bei Facebook durch. Und weiß seitdem, janz unjelogen, mehr als wie die Virologen.

Sie brauchte 10 Minuten nur und hat jetzt Facebook-Abitur. „Wissenschaft ist nur TamTam“, stand sogar auf Telegram

Juhu…schubidubi…

Übers Dreigestirn wurde auch gelästert. So wurde Wicky Junggeburths Klassiker  zu „Zweimol Prinz zo sin, wat sin dat Ping“ und Kasallas „Immer noch do“ wurde zu „Jo jo jo, Ihr sidd immer noch do, do do. Weil der Virus nit kapott jeht un die Welt immer noch om Kopp steht. Singe mer jo jo o, ihr sidd immer noch do do do. Die selven drei sitzen he eröm wie im letzten Johr.“

Veedel

Wie soll dat nur wigger jonn? Wann simmer all immun? Will mit Minsche jet maache ohne Maske laut laache Is dat vorbei?

In der Wetschaft op de Eck Steht jetz en Spuckschutz op de Thek. Kein Kuss op et Schnütche Mit Duft von Mett-Brütche Bliev dat jetz esu?

Wat och passeht, dat eine es doch klar: Sobald dä Driss eröm is, dann simmer widder da In unsrem Veedel Stonn mir widder zusammen, So ENG, wie et nur jeht.

In unsrem Veedel!

Vorerst wird man diese Nummer auf den Bühnen nicht mehr erleben. Weininger: „Lust haben wir. Aber Anfragen für diese Session gibt es derzeit nicht. Vielleicht ergibt sich ja noch etwas im Februar, falls kleinere Formate möglich werden.“ Die Idee zum Herrengedeck war im Rahmen der damaligen Brings-Revue am Tanzbrunnen entstanden. „Im Lockdown und danach wollten wir ein Angebot für kleinere Veranstaltungen machen“, so Weber. Im Sommer ist man rund ein dutzend Mal in Brauhäusern und Biergärten der Region aufgetreten – wie bei einer Herrensitzung vor rein männlichem Publikum.

Jeder hatte zwei Solo-Nummern und fünfmal stand man zu dritt auf der Bühne und hat gesungen. Inhaltlich durfte es dabei durchaus auch mal  deftiger zugehen. Schopps und Weininger waren für die Texte zuständig, Weber für     Musik und  Arrangements. Mit neuen Stücken soll es ab Sommer auf Tour gehen, fix ist aber erst ein Termin am  3. November in Neunkirchen-Seelscheid. Weitere sind noch im Gespräch: „Wir wollen das nicht inflationär machen“, sagt Volker Weininger. „Es soll schon etwas Besonderes sein.“

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