Kölner LandgerichtAngeklagter soll Frau misshandelt, eingesperrt und entführt haben

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Landgericht Köln

Das Kölner Landgericht

Köln – Der Eindruck, den eine Bewährungshelferin von Milan D. gewonnen hat, passt schlecht zu den Taten, die ihm vorgeworfen werden. Bei ihren Treffen habe sie den 26-Jährigen als „sehr angepasst, bemüht und höflich“ erlebt, sagte sie am Mittwoch vor der 4. Großen Strafkammer des Landgerichts.

Die Aggressivität, die ihm in einem Urteil aus dem vorigen Jahr zugeschrieben werde, habe sie an ihm nicht kennen gelernt. Freilich wisse sie: „Man kann den Menschen immer nur vor den Kopf gucken.“

Angeklagter betont höflich

Auch beim Auftakt des auf fünf Verhandlungstage angelegten Prozesses gegen ihn und eine 21-jährige Mitangeklagte gab sich Milan D. (Name geändert) betont höflich, etwa indem er den Vorsitzenden Richter häufig respektvoll als „Herr Vorsitzender“ ansprach. Immer wieder wanderten seine Blicke zu den Zuschauerplätzen.

Dort saßen seine Lebensgefährtin, mit der er seit vielen Jahren fest liiert ist und die drei der fünf gemeinsamen Kinder mitgebracht hatte, und seine Mutter. Die Vorwürfe haben mit einer anderen, inzwischen beendeten Beziehung des Angeklagten zu tun, aus der ein weiteres Kind hervorgegangen ist.

Schwangere in Wohnung eingesperrt

Die Staatsanwaltschaft nimmt Folgendes an: Am Abend des 24. September 2021 verschaffte sich Milan D. in Meschenich Zutritt zur Wohnung der Frau, die ein Kind von ihm erwartete, nahm ihr das Handy ab, mit dem sie gerade telefonierte, und misshandelte und bedrohte sie so lange, bis sie verriet, wo sie Bargeld versteckt hatte.

Im Badezimmer nahm er 600 Euro an sich, die für die Erstausstattung des Babys gedacht waren. Er verließ die Wohnung und schloss sie von außen ab, sodass die Frau, die Verletzungen davongetragen hatte, im 25. Obergeschoss eingesperrt war. Am Mittag des nächsten Tag kam er wieder, brachte das Mobiltelefon, den Wohnungsschlüssel und nur 70 Euro zurück. Die Frau erstattete Anzeige.

Hochschwangere auf Fahrt misshandelt

Am 6. November, eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin, zerrte Milan D. die Frau auf der Deutzer Freiheit in einen Mercedes, an dessen Steuer er saß und in dem sich die Mitangeklagte auf der Rückbank versteckt hielt. Es ging auf die Autobahn. Auf der Fahrt sah sich die hochschwangere Frau Bedrohungen, Beleidigungen und Schlägen ausgesetzt. Außerdem umwickelte die Mitangeklagte sie von hinten mit einem Seil. Kurz vor der belgischen Grenze hielt der Wagen an einem Waldstück.

Die Angeklagten zwangen die Frau, sich an einen Baum zu stellen, und schlugen sie, nachdem sie bis auf die Socken entkleidet war. Zurück im Wagen, bedrohte Milan D. sie mit einem Messer und verlangte, sie solle die Vorwürfe aus der Strafanzeige zurücknehmen und erklären, sie habe sich die im September erlittenen Verletzungen bei einem Treppensturz zugezogen. Die Frau leistete Folge. Soweit die Anklage.

Angeklagter plant schweigende Verteidigung

Milan D. werde sich „schweigend verteidigen“ und nur Angaben zur Person machen, sagte einer seiner beiden Anwälte. Der 26-Jährige, der zuletzt mit seiner Familie in Porz wohnte, sagte, die Beziehung, die er nebenher führte, habe 2015 begonnen.

Geht man nach Chat-Protokollen, die der Vorsitzende Richter verlas, war der Angeklagte im vorigen Jahr außer sich, weil die Mutter des gemeinsames Kindes die Beziehung vor dessen Geburt beendet hatte und keinen Kontakt mehr wollte. Der Mitangeklagten werden zusätzlich Fahrerflucht und unerlaubter Waffenbesitz zur Last gelegt. Sie werde sich am nächsten Verhandlungstag einlassen, kündigte ihr Verteidiger an.

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