Köln – Nach dem verschossenen englischen Elfmeter geht die erste Hupe los: Die Ringe beben. Pfeifen, Hupen, Schreie – hauptsächlich auf Italienisch. Bis kurz vor Mitternacht ist die Spannung hier regelrecht greifbar, die Freude bei jedem italienischen Treffer – groß. Jetzt ist klar: Italien ist Europameister.

Gut 30 Fans klettern vor dem Filmpalast auf das „Beton-Auto“ und springen, singen. Für die Ringe bedeutet das: Sperrung, Polizei, Lärm. Am Friesenplatz entsteht ein Stau, aus einem Audi hängen Italien-Flaggen. Am Neumarkt gibt es ein Autocorso der Italien-Fans, auch hier wird ausgelassen gefeiert.

Ein Fan steht mit seiner Flagge auf der Straße und dankt seiner Herzensmannschaft: „Mamma Mia, nach so langer Zeit, endlich mal wieder Europameister!" Er hat das Spiel bei sich im Wohnzimmer geschaut, jetzt zieht er mit vier Freunden über die Ringe – „um etwas von der Stimmung mitzubekommen“.

Corona scheint vergessen: Italien-Fans feiern auf den Kölner Ringen

Nach Spielende versammeln sich bis zu 4000 italienische Fans an der Vostell-Plastik „Ruhender Verkehr“ auf den Ringen. Sie zünden Pyrotechnik, so dass die Polizei teilweise einschreiten muss. Ansonsten bleibt aber alles friedlich, englische Fans sind hier nicht unterwegs. Auf der Straße liegen Konfetti, Kronkorken und FFP2-Masken. Ein Krankenwagen hält vor der Volksbank, auf einer Trage wird ein junger Mann - volltrunken - abtransportiert. Chöre, die Italien besingen, flammen immer wieder auf, Vuvuzelas, Trommeln und Pfeifen befeuern die Stimmung. Es ist eine große Party, die zeigt, wie viel Erleichterung mit diesem Sieg bei den Kölner Italien-Fans einhergeht.

„Ich habe mich an 2006 erinnert gefühlt“, sagt ein Familienvater. Seine jüngste Tochter, die am Abend dabei ist, ist drei Jahre alt. Sie trägt ein Italien-Trikot. „Der Rest der Familie kommt auch gleich. Hier auf den Ringen, das ist unser Standort. Wenn unser Land etwas gewinnt, feiern wir hier. Viva Italia!“

Bis 3 Uhr morgens wird auf den Kölner Ringen gefeiert, erst dann kann die Polizei den Verkehr wieder freigeben. In der Südstadt, wo bis zu 500 Fans im Bereich Zugweg und Rolandstraße das Spiel verfolgt haben, verläuft sich die Menschenansammlung dagegen direkt nach Spielende wieder, so dass die Straßen hier schneller wieder für den Verkehr freigegeben werden können. (red)