Forschungsprojekt der Kölner UniWie begrünte Fassaden Hausbesitzern und Klima helfen sollen

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Das Haus der Familie Tarlatt ist eigentlich Bauhaus-ig klar und schlicht – wäre da nicht die aufwändige Fassadenbegrünung.

Das Haus der Familie Tarlatt ist eigentlich Bauhaus-ig klar und schlicht – wäre da nicht die aufwändige Fassadenbegrünung.

Pflanzen an der Fassade sollen die Energieeffizienz des Hauses steigern. Ob das wirklich so ist, hat die Uni Köln jetzt an einem Privathaus untersucht.

Alexander Tarlatt lebt mit seiner Familie in einem sehr besonderen Haus. Nicht nur, weil die Lage top und das Haus sehr groß und sehr schick ist, sondern auch, weil an ihm die erste wandgebundene Fassadenbegrünung Kölns zu sehen ist. Was diese sehr technisch klingende Bezeichnung meint: Auf mehreren Hauswand-Teilen stecken unterschiedlichste Pflanzen in einem sehr großen Vlies. Bewässert wird zwar automatisch, ein bisschen kümmern muss Tarlatt sich aber dennoch – wie in einem normalen Beet gehen beispielsweise auch in dem Vlies an der Wand Pflanzen kaputt und müssen dann ersetzt werden.

Köln braucht zusätzliche Vegetationsflächen

Das Ganze soll mehr sein als nur ein optischer Booster einer eher schlichten Hauswand: Fassadengebundene Begrünung soll die Energieeffizienz eines Hauses steigern, sie soll Insekten ein neues Zuhause zu geben, die Fassade zu schützen vor Wind-, Wetter- und Temperatureinflüssen. Und auch im größeren Maßstab wirkt das Ganze laut Institut für Biologiedidaktik der Uni Köln: Grüne Fassaden – und Dächer – sollen in einer dicht bebauten Stadt wie Köln für zusätzliche Vegetationsflächen sorgen. „Das mindert Hitze, federt Starkregen ab und reduziert die Feinstaub- und Stickstoffoxidbelastung“, sagen die Kölner Wissenschaftler um Professor Dr. Hans G. Edelmann und Minka Aduse-Poku.

Ob und wie sehr das funktioniert, haben sie zwischen Oktober 2021 und Mai 2023 im Rahmen eines Projekts zu erforschen versucht, das durch das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln im Rahmen des Programms „Grün hoch 3“ gefördert wurde. Sie haben kleine Sensoren an Tarlatts Haus angebracht und mit ihnen über die zwei Jahre Daten zu Temperatur, Luftfeuchte und Luftdruck, sowie zu energetischen Effekten auf Wärme- und Kältebilanz des Hauses erfasst.

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Die sich aus diesen Daten ergebende Modell-Kalkulation der Wissenschaftler sagt: Die Energieeffizienz des Gebäudes steigt bei sehr hohen oder auch sehr niedrigen Außentemperaturen dank der Grünflächen am Haus. „Vereinfach gesagt zeigen unsere Daten: Im Winter dämmt die Begrünung, im Sommer sorgt sie für Verdunstungskühle und ein angenehmeres Raumklima“, sagt Projektkoordinatorin Wibke Niels.

Wolfgramm strebt Verlängerung und Erhöhung von Förderprogramm an

Die Stadt Köln fördert seit 2018 die Begrünung von Dach- und Fassadenflächen sowie die Wiederbegrünung von versiegelten Flächen mit dem Förderprogramm Grün hoch 3, angelegt war die Förderung zunächst lediglich bis 2023. Doch wenn es nach William Wolfgramm, Umweltdezernent der Stadt Köln, geht, ist damit jetzt nicht Schluss: Die Vewaltung wird dem Rat im Juni einen Vorschlag zur Fortführung des Programms vorlegen, und er sei optimistisch, was eine Verlängerung angeht, so der Dezernent.

Die förderbare Gesamtsumme betrug ursprünglich drei Millionen Euro gesamt, also maximal 600.000 Euro pro Jahr, „aber wir wollen eine Erhöhung auf eine Million Euro jährlich“, so Wolfgramm. Mehr als 600 Anträge auf Fassaden- oder Dachbegrünungsförderung sind laut Wolfgramm seit Start der Förderung eingegangen, mehr als 400 davon wurden positiv beschieden, bewilligt wurden rund 2,2 Millionen von den möglichen drei Millionen Euro.

Begrünung der Kölner Uni-Mensa soll Energieeffizienz verbessern

Wer mit offenen Augen durch Köln läuft, kann übrigens eine Fassadenbegrünung der anderen Art an der Mensa sehen: Dort hat das Startup Krebs & Conrads, das auch bei Tarlatts Haus involviert sind, ein Metall-Gerüst aufgebaut, das sich selbst trägt und an dem sich Pflanzen entlang ranken können. Auch hier wird gemessen, wie sich das großflächige Grün auf die Temperatur in der Mensa auswirkt und wie es das Klima des Umfelds beeinflusst.

Michael Stückradt, Kanzler der Uni Köln, hatte damals in Aussicht gestellt, dass auch andere Fassaden von Gebäuden der Hochschule begrünt werden könnten und gesagt, was  auch für die fassadengebundene Begrünung bei den Tarlatts gilt: „Es ist ein allererster Schritt.“

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