Am Freitagabend konnten sich Singles im Kölner Zoo kennenlernen. 1400 Männer und Frauen suchten zwischen den Tieren nach der Liebe.
Speed-Dating und Tier-RomantikSingles suchen im Kölner Zoo nach Liebe – „Wo sind die Männer?“

Nadine (l.) und Katja hofften beim Singleabend im Zoo auf einen Mann für Katja.
Copyright: Laura Schmidl
Der Paarungsakt des Spitzmaulnashorns dauert zwei Stunden. Dabei beweist der Bulle dauerhafte „Standfestigkeit“ – so erzählt es Zooführerin Anke Kammann am Freitagabend im Kölner Zoo beim „Singleabend“. „Uiuiui“ entfährt es einer Besucherin, ein Herr mittleren Alters pustet beeindruckt Luft durch die Lippen.
1400 Singles sind an diesem Abend auf der Suche nach einem Partner oder einer Partnerin, der Zoo will ihnen dafür die Gelegenheit bieten – vielleicht kommt ja beim Anblick der Humboldt-Pinguine Romantik auf. Dort haben sich schon Pärchen gefunden, die fast schon provokant vor den Augen der menschlichen Singles miteinander schnäbeln, sich gegenseitig putzen und eng aneinander gekuschelt ein wenig neidisch beobachtet werden.
Um einem ähnlichen Liebesglück näherzukommen, können die Singles an zwei Stationen speed-daten, an einer der Chill-Out-Zonen umeinander „balzen“ – oder ganz klassisch in der Schlange vorm Getränkestand die Gelegenheit nutzen. Wer Männlein oder Weiblein sucht, wird mittels Aufkleber ersichtlich.
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Julia Sander hat den Singleabend mitentwickelt. Sie sagt: „In den Zoo kommen vor allem Familien, Paare, Rentner – aber auch Singles, die dann aber vielleicht etwas einsam sind und sich nicht so wohlfühlen, weil sie hier mit den glücklichen Paaren so konfrontiert werden.“ Und der Zoo böte mit dem Angebot einen geschlossenen Raum zum Kennenlernen. „Man hat ein Gesprächsthema, weil die Menschen, die in den Zoo gehen, direkt etwas verbindet.“
Singleabend im Kölner Zoo: „Wo sind die Männer?“
Viele kommen als Freundespaar oder -gruppe, so auch Katja und Nadine, die aus Mönchengladbach angereist sind. „Eigentlich sind wir vor allem auf der Suche nach einem Mann für sie“, sagt die 36-jährige Nadine und zeigt auf ihre sechs Jahre jüngere Freundin Katja – „aber wo sind die Männer?“, fragt sie und beklagt einen Frauen-Überschuss.
„Beim Speed-Dating wäre es schön, wenn es Slots für verschiedene Altersstufen gäbe.“ Katja findet: „Es verläuft sich sehr und es wäre schön gewesen, wenn es zum Beispiel Spiele gegeben hätte, bei denen man zusammenarbeiten muss.“ Trotzdem sind sich die Freundinnen einig: „Es ist schön, den Kölner Zoo am Abend zu erleben.“

Romantik unterm Regenschirm? Nicht nötig. Nur kurz regnete es am Freitagabend.
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Nicht weit entfernt finden bei besagtem Speed-Dating mal mehr, mal weniger auf- und angeregte Gespräche statt: Alle haben zwei Minuten, um das Gegenüber von sich zu überzeugen, dann wird gewechselt. Manch einer nickt in diesen 120 Sekunden überwiegend zustimmend, während auf der anderen Tischseite monologisiert wird, andere schielen gar schon neugierig zum Nachbarn auf die nächste anstehende Partie. Wie ein analoger Tinder-Swipe nach Links.
André und Dany, beide 54, hatten auf Online-Dating eben keine Lust, „lieber live“, erhofft sich André, eine nette Frau kennenzulernen. „Das Speed-Dating war aber leider schon ausgebucht.“ Noch sei niemand im Beuteschema gewesen. „Für mich ist es ja noch schwieriger“, sagt Dany, die ebenfalls eine Frau sucht. Nur eine handvoll Frauen mit rotem Aufkleber – das Zeichen, dass sie eine Frau suchen – habe man entdeckt.
35 Euro fürs Ticket? „Wäre uns zu teuer“
Auf die große Liebe warten auch noch Henrike, 59, und Jane, 62: „Wir haben eine Führung mitgemacht, die fanden wir auch richtig gut. Auf die Beziehungsgeschichte heruntergebrochen, hat es uns nicht unbedingt weitergebracht“, sagt Henrike. „Wir haben die Tickets im Early-Bird-Tarif gekauft – hätte ich den Normalpreis 35 Euro dafür bezahlt, wäre das doch etwas teuer gewesen.“

Neben dem Flamingogehege konnten sich die Singles auf der Tanzfläche näherkommen.
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Die zwei Frauen ziehen weiter zum nächsten Getränkestand und zur DJ-Zone, wo sich bei Einbruch der Dunkelheit einzelne Liebessuchende auf die Tanzfläche wagen. Das ein oder andere Gespräch – „Was machst du beruflich? – Wie ist eigentlich dein Nachname? – Und wo wohnst du?“ – kommt zwischen Erdmännchen, Flamingo und Elefant (und Gin Tonic) dann doch zustande.
Ob es aber zu Liebe auf den ersten Blick reicht, wie bei den Zoo-Aras Lotti und Diego? Die freiheitsliebende Lotti entflog den Tiertrainern bei den Flugshows früher immer mal wieder, erzählt Zooführerin Kammann. Bis Diego kam – den lässt Lotti nicht mehr aus den Augen. Und flog seitdem auch nie mehr davon.