Rösterei an der Dürener Straße„Feinschmecker“ zeichnet Lindenthaler Kaffee aus

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Aus  Brasilien, Kolumbien, Äthiopien und Indien bezieht Georg Hempsch seine Kaffeebohnen. 

Lindenthal  – Der Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen hängt in der Luft. Neben einer Wand stapeln sich dicke Jutesäcke voller schwarzem Gold, die gerade vom Hamburger Hafen nach Köln verfrachtet wurden. Im hinteren Bereich des Ladenlokals an der Dürener Straße 123 steht die große Röstmaschine, das Herzstück des Betriebes.

Kern des Geschehens in der Kölner Kaffeemanufaktur ist das Handwerk, das langsame Rösten der Kaffeebohnen, so dass sie einen besonderen Geschmack entfalten. Für die Ergebnisse seines Werks hat das Magazin „Der Feinschmecker“ das Unternehmen nun als eine der besten Röstereien in Deutschland ausgezeichnet.

Schicksalhafte Begegnung auf dem Weingut

Vor sechs Jahren haben Meike und Georg Hempsch ihren Laden eröffnet und sind somit einen Weg gegangen, nachdem insbesondere Georg Hempsch lange gesucht hatte. Der mittlerweile 46 Jahre alte Betriebswirt hat zunächst zwölf Jahre in der Konsumgüterbranche gearbeitet, zuletzt beim Pastahersteller Barilla. 2014 nahm er sich eine Auszeit: „Ich wollte einfach herausfinden, was das Leben sonst noch so bereithält“, erzählt Hempsch.

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Seit sechs Jahren gibt es das Geschäft an der Dürener Straße.

Sein Wissensdurst war noch nicht gestillt, so begab er sich noch einmal auf die Schulbank, und zwar in der Wein- und Sommelierschule in Koblenz, wo er eine Ausbildung absolvierte. Bei einem Praktikum auf einem Weingut traf er einen Mann, dessen Vater eine Kaffeerösterei betrieb. „Da hat es bei mir Klick gemacht“, erinnert sich Hempsch. „Das war die Eingebung.“

Die Möglichkeit, aus den schwarzen Bohnen mit der handwerklichen Verarbeitung den Charakter herauszukitzeln, den sie aufgrund ihrer jeweiliger Herkunftsregion besitzen, reizte ihn. Er erlernte das Handwerk und röstet nun mit seiner Frau Kaffeebohnen aus unterschiedlichen aus Brasilien, Kolumbien, Äthiopien und Indien, die je nachdem auf welchem Boden sie gewachsen sind und wie sie verarbeitet wurden, unterschiedliche Grundaromen aufweisen.

Kaffee wird gewaschen

Hempsch kennt sich aus: Es gibt zwei Möglichkeiten, die gepflückten Kaffeekirschen weiterzuverarbeiten“, sagt er. „Bei der einen wird das Fruchtfleisch direkt entfernt und die Bohne kommt ins Wasserbad und wird dann getrocknet. Der gewaschene Kaffee hat mehr Säure, ist fruchtiger, spritziger und trockener.“ Die andere Methode bestehe darin, die Kaffeekirsche als Ganze zu trocknen und dann das Fruchtfleisch zu entfernen, was dem Kaffee mehr Süße, mehr Bitterstoffe, mehr Körper verleihe.

KKM - Georg Hempsch Röster

Die Verarbeitung vor Ort ist dem Röster wichtig. 

„Er ist schokoladig-nussig“, beschreibt der Kaffeesommelier. Um die natürlichen Aromen zu verstärken, werden diese beiden verschiedenen Sorten in der Kölner Kaffeemanufaktur unterschiedlich behandelt: „Den gewaschenen Kaffee rösten wir kürzer, um den fruchtigen Charakter zu erhalten“, so Hempsch, „den getrockneten länger.“ Bei Temperaturen bis zu 220 Grad werden die kleinen Bohnen in einer Trommel durch die heiße Luft gewirbelt, und zwar zwischen acht und 13 Minuten lang.

Mehr Zeit, die Aromen zu entfalten

Sie rösten also langsamer als industrieller Kaffee, haben dabei Zeit, ihre Aromen zu entfalten und verlieren mehr Reizstoffe. Das beansprucht Zeit: „Wir schaffen drei bis vier Chargen in der Stunde, die Industrie 13 bis 18“, so Hempsch. Danach werden die Bohnen dann frisch verpackt. Bis sie am besten schmecken, dauert es noch zwei Wochen. Dann wechseln sie aus dem Ladenregal direkt in die Einkaufstaschen der Kunden oder werden dort gemahlen und zu Espresso oder Kaffee weiterverarbeitet und den Gästen mit einem Kuchenstück serviert.

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Die Verarbeitung vor Ort, wo die Menschen den Kaffee kaufen und vom Röster persönlich dabei beraten werden, ist eins der drei Dinge, die für Hempsch wichtig sind: „Wir achten auf Heimat, Handwerk und Qualität“, so fasst er es zusammen.

Der sämige Espresso heißt "Dicker Pitter" 

Das Heimatgefühl schlägt sich auch im Namen wieder: „Dicker Pitter“ heißt der sämige Espresso, der dem „Feinschmecker“ mit seinem schokoladig-mandeligem Aroma besonders mundete. Der „Veedelskaffee“ heißt so, weil er zu jeweils einem Viertel aus anderen Sorten besteht, eben wie die Stadt aus ihren diversen Veedeln.

Alle Sorten tragen das Label „Kölner Kaffeemanufaktur“, ohne Rücksicht auf die Folgen für nahegelegene Märkte: „Uns ist bewusst, dass ein Düsseldorfer eher verdursten würde, als unseren Kaffee zu kaufen“, vermutet der Kaffee-röstende Lokalpatriot Hempsch.

Kölner Kaffeemanufaktur, Dürener Straße 123. Öffnungszeiten Mo-Fr 9 bis 19 Uhr, Sa 9 bis 16 Uhr

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