Veggie-Balls und SalateVerlassenes Büdchen in Kölner Veedel ist jetzt ein Deli

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Ein Imbissstand auf einer Straße ist zu sehen. Darin steht ein junger Mann hinter dem Verkaufstresen.

Abdullah Farah in seinem Deli an der Sülzburgstraße

Jahrelang gammelte der Kiosk an der Sülzburgstraße vor sich hin. Jetzt verkauft Abdullah Farah dort vegetarische Snacks, Kaffee und feine Patisserie-Produkte.

Es hat einen anthrazitgrauen Mantel erhalten, ist innen frisch gekachelt, mit einem blitzblanken Spülbecken ausgerüstet und einer Glastheke versehen, in der frische Speisen auf die Passanten warten. Das Aschenputtel unter den Sülzer Büdchen hat endlich einen Prinzen gefunden, der es errettet hat, und ist in neuem Glanz erstrahlt.

Jahrelang galt der vergammelnde Kiosk an der Sülzburgstraße 5a als Schandfleck im Straßenbild. Irgendwann war er einmal ein Zeitungskiosk. Dann machte der Betreiber dicht und niemand nahm sich des verlassenen Büdchens an. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder einmal Hoffnung, doch verschiedene Pläne verliefen im Sand. Vermieter ist die Stadt Köln. Die Mieter gaben sich unverrichteter Dinge die Klinke in die Hand. 

So wollte der Inhaber der Pizzeria Totino an der Siebengebirgsallee dort eine Pizza- und Panini-Verkaufsstelle einrichten. Doch das Vorhaben scheiterte. Ein anderer Mieter hatte vor, das Büdchen als Kiosk zu betreiben, bis ein größeres Ladenlokal wenige Meter entfernt frei wurde, das er vorzog. Die kleine Bude vor der Tür behielt er dennoch, weil er sich ganz in der Nähe keine Konkurrenz schaffen wollte. So gammelte sie also weiter vor sich hin.

New Yorker Deli in Köln-Sülz 

Dann entdeckte Abdullah Farah bei einem Spaziergang das Büdchen im Dornröschenschlaf und unterbreitete dem Wächter über den Wettbewerb vor der Tür sein Konzept, das nichts mit einem gewöhnlichen Kiosk zu tun hat: Schon lange träumte der junge Mann davon, ein „Deli“ nach New Yorker Vorbild, also eine Art kleinen Feinkost-Imbiss zu eröffnen. Eigentlich hat Farah „Banking and Finance“ studiert, merkte dann aber bei zwei Praktika, dass ihm ein Beruf in der Branche keinen Spaß macht. Danach arbeitete er bei seinem Vater, der ein Import-Geschäft für türkische Lebensmittel betreibt, aber auch das erfüllte ihn nicht.

Am Sülzer Büdchen endete die Suche nach einem Ort, wo er sich seinen eigentlichen Wunsch erfüllen kann. Zusammen mit seiner wichtigsten Geschäftspartnerin: seiner Mutter. Sie fabriziert in der gemeinsamen Küche Salate, die Farah schon seit seiner Kindheit liebt: Kartoffelsalat mit Tomaten und Kreuzkümmel, Linsensalat mit Granatapfelsauce, Reissalat mit Porree und einige mehr. Im Zentrum des Angebots stehen aber diverse „Veggieballs“, Gemüsefrikadellen, die wahlweise aus Brokkoli, Rote Beete, Kräutern und Spinat, mit Kichererbsen und Weizenmehl gefertigt sind. Sie werden mit Rucola und einer Sauce in einen Wrap gefüllt, der dann mit einer Art Waffeleisen erhitzt wird.

Süßes von der Patisserie Sonntags

Auch Ciabatta-Sandwiches sind zu haben. Die Salate werden in wiederverwendbare Gefäße des Mehrwegsystems Vytal- oder feste Pappschalen gefüllt, die ebenfalls wieder verwendet werden können. So ist das neue „Deli-Büdchen“ bereits zu einer beliebten Anlaufstelle für hungrige Menschen geworden, die auf der Suche nach einem gesunden, fleischfreien und leckeren Mittagessen „to go“ sind. Weil Farah die Patisserie Sonntags als Kooperationspartner gewinnen konnte, sind in seinem Deli aus französische Gebäckspezialitäten und amerikanische Cookies zu haben.

Dazu bietet er Kaffee von dem Ehrenfelder Kaffeeröster „Zwoo“ an. Natürlich hat er auch Kaltgetränke im Angebot. Und der junge Büdchenbesitzer hat noch weitere Pläne: Neben dem Kiosk gibt es eine freie Fläche, wo er bereits eine Sitzbank und Hocker aufgestellt hat. Dort sollen richtige Tische stehen, damit seine Kunden ihr Mittagessen auch vor Ort verzehren können.


Deli, Sülzburgstraße 5a, Öffnungszeiten: Mo-Fr 9 bis 18 Uhr, Sa 10-16 Uhr. Wraps kosten 7 Euro, der kleine Salat 5,90 Euro, der große 9,80 Euro. Ein Cappuccino kostet 3 Euro.

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