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MissbrauchsskandalBrisantes Schreiben an Seelsorger des Kölner Erzbistums

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Erzbischof_Woelki

Der Kölner Erzbischof Rainer Woelki

  • Kurz vor der Veröffentlichung einer neuen Missbrauchs-Studie musste Woelki im März einen Rückzieher machen: Es gab juristische Beschwerden.
  • Der Hamburger Erzbischof und frühere Kölner Generalvikar Stefan Heße wirft dem Erzbistum und den Verfassern der Studie die Missachtung rechtsstaatlicher Standards vor. Ihm wurde in der Studie Versagen im Umgang mit Missbrauch vorgeworfen.
  • Heße wehrt sich vehement und zeigt auf andere Verantwortliche. Lesen Sie hier die Hintergründe.

Köln – Das Erzbistum Köln hält bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals am Versprechen von Kardinal Rainer Woelki fest, fehlerhaftes Verhalten der Bistumsleitung zu benennen und eine „Identifizierung der Beschuldigten sicherzustellen“. Das bekräftigt Generalvikar Markus Hofmann in einem Brief an alle in der Seelsorge Tätigen. Das Schreiben liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor.

Es spricht von einer „Pflicht gegenüber den Betroffenen von sexualisierter Gewalt in unserem Erzbistum“. Hofmann nimmt Bezug auf ein Interview des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße. Darin wehrt sich der frühere Kölner Personalchef und Generalvikar gegen ein von Woelki 2018 in Auftrag gegebenes anwaltliches Gutachten.

Rechtliche Bedenken Heßes und anderer leitender Geistlicher hatten Woelki im März veranlasst, die Publikation des Dossiers zu stoppen. Hofmann lehnt eine Stellungnahme zu den Inhalten ab, weil weder Kardinal Woelki noch er Kenntnis davon hätten.

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Erstmals ist nun von Bistumsseite davon die Rede, dass vor einer Publikation des Gutachtens, mit dem Woelki über die große, 2018 vorgelegte Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe hinausgehen wollte, nicht nur presse- und äußerungsrechtliche Fragen zu klären seien.

Vielmehr müsse auch „das methodische Vorgehen erweitert werden“. Das sei „mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. „Aus diesem Grund verzögert sich die Publikation noch immer.“ Eine Frist nennt Hofmann nicht.

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Kardinal Woelki hatte im April einen Veröffentlichungstermin noch in diesem Jahr fest in Aussicht gestellt. Uneingeschränkt hält das Erzbistum nach Hofmanns Worten aber am Ziel des Projekts fest: „Der Abschlussbericht soll neben der Aufarbeitung von Sachverhalten auch die Rolle der damaligen und heutigen Verantwortlichen, Personalchefs, Generalvikare und Bischöfe klären. Dies fordert eine umfassende Prüfung der Strukturen, Prozesse und des individuellen Handelns.“

Um diese „lückenlose Aufklärung“ zu garantieren, müsse die Untersuchung „konsequent rechtlich abgesichert sein“. Hofmann bedauert Indiskretionen zu Inhalten des Gutachtens und unterstreicht, dass diese nicht auf das Erzbistum zurückgingen. „Mir ist bewusst, dass die aufgekommenen Spekulationen, Vorwürfe und Diskussionen Sie verunsichern“, schreibt Hofmann den Mitarbeitenden in der Seelsorge. „Ich verstehe Ihre Sorge und auch Verärgerung.“

Es sei „der explizite Wunsch des Erzbischofs, dass Verantwortliche für fehlerhaften Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt benannt werden können“, so Hofmann. „Uns alle belastet diese Situation. Seien Sie jedoch versichert, dass wir mit Hochdruck an einer Veröffentlichung arbeiten und uns die Sensibilität der Lage bewusst ist.“

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