Urban GardeningKölner Gartenprojekte locken auf die Schäl Sick

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Melanie Kretschmann und Diego Gardon (v.l.) sind stolz auf das Erreichte im Carlsgarten.

Dellbrück/Mülheim – Gärtnern in der Stadt heißt nicht unbedingt, in der Laube des klassischen Schrebergartens zu sitzen. Es kann auch auf Brachen, in Parks, jenseits stillgelegter Bahntrassen, an Hauswänden oder auf Dächern gegärtnert werden. Obendrein kann es ein Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel und für den Erhalt der biologischen Vielfalt sein.

Das NRW-Umweltministerium veröffentlichte nun eine neue Broschüre „Gemeinsam gärtnern in der Stadt“. Als Praxisbeispiele wurden auch drei Kölner Gartenprojekte genannt, zwei davon im Stadtbezirk Mülheim–den Carlsgarten des Schauspielhauses und den Biogarten der Volkshochschule am ehemaligen Rittergut Thurner Hof.

Tagesaktionen und Workshops im VHS-Biogarten

Bereits seit 33 Jahren wird am Thurner Hof in Dellbrück gegärtnert. Der Biogarten, ein Projekt der VHS Köln, ist ein Gemeinschaftsgarten, dessen Mitglieder sich dem Naturschutz verpflichtet fühlen und die nach ökologisch-biologischen Prinzipien gärtnern und imkern. Er ist ein Ort des Lernens und des Lehrens. Hier wird nach ökologischen Prinzipien bei vollständigem Verzicht auf Pestizide und dem Einsatz von Kunstdüngern gearbeitet.

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Im VHS-Biogarten am Thurner Hof wird naturnah gewirtschaftet. 

„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Großstädter wieder an die Natur heranzuführen“, erklärt Birgit Scherer-Boucharroun vom Arbeitskreis VHS-Biogarten, in dem neue Gesichter stets willkommen sind. Sie und ihre Mitstreiter betreiben Obstbaumpflege, Gemüseanbau, kompostieren selbst und bewirtschaften einen Kräutergarten. „Daneben bieten wir Tagesaktionen für Interessierte, Workshops und Rundgänge an“, berichtet sie. Für Schüler gebe es einen Kurs „Gardening for Future“. Nachdem wegen der Kontaktbeschränkungen viele Veranstaltungen ausfallen mussten, laufen die Kurse nun wieder.

Der Carlsgarten war einst eine Betonfläche 

Der Carlsgarten des Schauspiels an der Schanzenstraße in Mülheim entstand vor acht Jahren inmitten der ehemaligen Industrieanlagen von Felten & Guilleaume – dem Carlswerk. „Wir fanden eine unwirkliche Betonfläche vor“, schildert die Schauspielerin Melanie Kretschmann, Initiatorin des Carlsgarten. Sie und weitere Mitglieder des Ensembles hatten vorgeschlagen, hier Urban Gardening zu betreiben. Kretschmann: „Der Garten sollte auch als vermittelnde Brücke zu den Bewohnern der benachbarten Keupstraße dienen.“ Damit nicht genug, sei diese außergewöhnliche Anlage mit mehr als 100 Hochbeeten und 2500 Quadratmetern Nutzfläche als Attraktion gedacht, um Kölner von der anderen Rheinseite auf die Schäl Sick zu locken: „Das hat wunderbar geklappt.“ Das Gartenteam versteht sich als eigenständig und finanziert sich durch Spenden.

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Der Carlsgarten ist in vier Bereiche aufgeteilt. „Bei uns gibt es Inseln für Kräuter, Gemüse, Färberpflanzen und Heilkräuter“, berichtet Künstler und Naturpädagoge Diego Gardon, der das Projekt betreut. Daneben gebe es einmal im Monat einen Workshop, Gartentage und Führungen. Gardon: „Wir kompostieren selbst, haben ein Insektenhotel und verfügen über eine Saatgutbibliothek, wo Besucher wie am offenen Bücherschrank Samen hinterlegen oder entnehmen können.“

Gemüse pflücken

Der nächste große Gartentag des Carlsgartens in Mülheim, findet am findet am Sonntag, 10. Oktober, ab 13 Uhr, statt. Thema ist dieses Mal das Herstellen von Salben, angefangen vom Ernten bis zum Kochen. Auch reifes Gemüse wird noch vor der Winterpause gepflückt, um daraus eine große Suppe zu bereiten. Ebenfalls an diesem Tag findet die Finissage der Ausstellung „Postapokalyptische Motten“ von Alexander Jakimenko statt.

Die Carlsgärtner beschränken sich allerdings nicht auf ihre eigene Anlage. Kretschmann: „Wir bepflanzten auch Grundstücke an der Keupstraße und waren an der Flüchtlingsunterkunft Mündelstraße aktiv.“

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