Vor drei Wochen kamen zwei Biker auf der Alten Kölner Straße ums Leben. Der Unfall lenkt den Blick auf eine Szene, die den Ort seit Langem für riskante Fahrten nutzt – und auf ihre Konkurrenz.
Nach tödlichem UnfallWas die Motorradszene an den Flughafen Köln/Bonn lockt

Vor rund drei Wochen kamen zwei Biker auf der Alten Kölner Straße ums Leben.
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„Ride free in Heaven“ steht in weißer Schrift auf schwarzem Grund auf dem Bild. Darunter sind die Konturen eines Motorradfahrers mit Engelsflügeln zu sehen. Rund um das kleine Bildnis haben Freunde und Verwandte Blumen und Kerzen aufgestellt, darüber ein aufgespannter Regenschirm. Auf einem Pfahl neben der provisorischen Trauerstelle, direkt hinter der Landebahn des Flughafens Köln/Bonn, steckt ein weißer Helm. „Alle in der Gruppe sind geschockt von dem, was passiert ist – einfach fassungslos“, sagt ein Mann, der an einem warmen Sommerabend im August, rund zwei Wochen nach dem Unfall, bei dem zwei Motorradfahrer gestorben sind, neben der Trauerstelle sitzt.
Am Abend des 25. Juli stießen die beiden Motorradfahrer, 20 und 28 Jahre alt, auf der alten Kölner Straße, die um den Flughafen herum führt, nach einem missglückten Überholmanöver frontal aufeinander. Der Polizei zufolge fuhr der 28-jährige Kölner aus Troisdorf kommend in Richtung Köln. Vor ihm fuhr ein Opel Adam. Der 28-Jährige soll das vor ihm fahrende Auto überholt haben. Im selben Augenblick kam ihm der 20-Jährige auf seinem Motorrad entgegen. In der Mitte der Fahrbahn stießen sie frontal zusammen. Beide Männer waren auf der Stelle tot, beiden hatten laut Staatsanwaltschaft keine gültige Fahrerlaubnis für die Motorräder.
Gruppe von 20 bis 30 Motorradfahrern am Flughafen unterwegs
Mit „der Gruppe“ meint der Mann rund 20 bis 30 Biker, die sich seit einigen Jahren am Rand des Flughafens treffen, wie er berichtet. „Auch am Tanzbrunnen sind wir oft“, sagt er. Ob auch riskante Fahrmanöver und hohe Geschwindigkeiten hier häufig vorkommen, so wie Anwohner berichten? „Dazu sage ich nichts“, antwortet er und blickt auf sein Handy.
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Auch am vergangenen Sonntagabend kam es auf der Straße offenbar zu einem Rennen mit mindestens zwei beteiligten Motorrädern. Zeugen berichteten der Polizei von mehreren Motorradfahrern mit überhöhter Geschwindigkeit. Bei den Maschinen soll es sich um eine BMW S 1000 und eine orangefarbene KTM gehandelt haben. „Am Zugangstor zum Flughafen sollen zudem mehrere Zuschauer gestanden und das Rennen gefilmt haben“, so Polizeisprecherin Christina Walsemann.

Zwei Männer starben bei dem Unfall auf der Alten Kölner Straße.
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Polizisten trafen dann auf einem Parkplatz rund 30 Motorradfahrer an. Ob sich darunter auch die Rennbeteiligten befunden haben, ist noch unklar. Die Ermittlungen laufen.
Auch Rennradfahrer nutzen die Straße ausgiebig
„Die Strecke zwischen Porz- Grengel und der Bereichsgrenze zum Rhein-Sieg-Kreis wird aufgrund der Lage und der Streckenführung von Motorradfahrenden gerne genutzt“, sagt Walsemann. 35 Verkehrsunfälle in den letzten fünf Jahren haben sich laut Polizei auf der Straße ereignet – sieben davon verursacht durch Motorradfahrer mit überhöhter Geschwindigkeit.

Die Alte Kölner Straße ist bei Motorradfahreren beliebt.
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Nach dem schweren Verkehrsunfall vom 25. Juli habe die Polizei den Streckenabschnitt verstärkt im Blick und führe regelmäßig Kontrollen durch. „Zur Sensibilisierung der Biker-Community hat sich die Polizei Köln bereits im Mai an der landesweiten Aktion ‚2-Wheelers‘ beteiligt und setzt sich damit auch für mehr Aufklärung und Prävention im Bereich Motorradsicherheit ein“, so Walsemann.
Insgesamt hätten Geschwindigkeitsmessungen und spontane Kontrollaktionen in der Vergangenheit allerdings kaum Auffälligkeiten gezeigt, so Walsemann.
Der Ort lockt wegen seiner ruhigen Streckenführung ohne Ampeln aber nicht nur Motorradfahrer an. Zwei Wochen nach dem Unfall sind hier auch viele Rennradfahrer unterwegs. Auf einem Parkplatz laden Männer ihre Räder aus, ziehen sich um und bekommen Startnummern an einem Campingtisch – sie veranstalten offenbar ein inoffizielles Zeitfahren. Gefährlich, sagt einer der Teilnehmer, sei das aber nicht. „Wir fahren mit großen Abständen und messen nur die Zeit. Da kann kaum etwas passieren.“ Anonym will der Mann aber trotzdem lieber bleiben.

Auch viele Rennradfahrer sind rund um den Flughafen unterwegs.
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Für ihn sind vielmehr die Motorradfahrer das Problem. „Ich komme seit 25 Jahren hierher und habe alles gesehen – Wheelies mit 100 km/h, Überholmanöver auf der Gegenfahrbahn. Das ist Wahnsinn.“ Die Polizei sei oft zu spät vor Ort, um Raser zu erwischen. Lange hätten Motorräder hier kaum eine Rolle gespielt. „Erst nach Corona, vor drei Jahren, ist diese Szene entstanden.“ Fragt man ihn, wie man das Raserproblem in den Griff bekommen könnte, denkt der Mann länger nach. „Mehr Kontrollen und höhere Strafen würden helfen“, sagt er dann und schwingt sich auf sein Rennrad. So richtig überzeugt klingt er aber nicht.