Kurz vor EröffnungSo sieht es im neuen Drogenkonsumraum am Kölner Neumarkt aus

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Der Drogenkonsumraum am Neumarkt

Köln – Lange hat es gedauert: In Kürze soll nun der Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt am Neumarkt eröffnet werden. Die Arbeiten stünden kurz vor dem Ende, sagte Sozialdezernent Harald Rau am Montag bei der Präsentation der Räume. Nun fehle nur noch die Genehmigung von Bezirksregierung und Gesundheitsministerium, dann könne der Betrieb aufgenommen werden, ergänzte Sozialarbeiter Stefan Lehmann. „Wir rechnen damit noch in dieser Woche.“

Auf 126 Quadratmetern hat die Stadt ein Angebot für suchterkrankte Menschen geschaffen. Es gibt zwei Räume mit zwölf Plätzen, in dem Nutzer Drogen injizieren oder inhalieren können, sowie Räume für eine Beratung und medizinische Versorgung, einen Aufenthaltsraum sowie eine Teeküche. Zudem haben die Nutzer die Möglichkeit, Wäsche zu waschen und sich zu duschen. Pro Schicht sollen zwei Pflegekräfte, zwei Sozialarbeiter, zwei Sicherheitskräfte und drei Hilfskräfte vor Ort sein. Dreimal in der Woche bieten Ärzte des Medizinischen Mobilen Dienstes Sprechstunden an. Die Räume sollen montags bis samstags von 8 bis 18.30 Uhr geöffnet werden.

Anwohner werden entlastet

Die neuen Räume könnten sich zu einem Meilenstein für den Neumarkt entwickeln. Denn einerseits soll Drogenabhängigen die Möglichkeit geboten werden, Drogen in einem geschützten Raum unter hygienisch einwandfreien Bedingungen zu sich zu nehmen. Auf der anderen Seite sollen weniger oft Drogen in der Öffentlichkeit konsumiert und die Anwohner somit entlastet werden, sagte Rau. Er plädierte für Rücksichtnahme auf die Suchterkrankten: „Es geht um kranke Menschen, denn Sucht ist eine Erkrankung, die sich dadurch auszeichnet, dass sie dem freien Willen entzogen ist.“

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Der Rat hatte sich 2016 für einen Drogenkonsumraum am Neumarkt ausgesprochen. Weil die Verwaltung keine geeignete Immobilie für das Projekt finden konnte und es Widerstand unter den Anwohnern gegeben hatte, wurde im Dezember 2019 ein mobiles Beratungsangebot am Cäcilienhof unter der Leitung des Gesundheitsamts eingerichtet.

Drogenabhängige können dort unter medizinischer Aufsicht und Beratung mitgebrachte Drogen injizieren oder rauchen. 2021 wurden 450-mal pro Monat Drogen konsumiert. Im neuen Drogenkonsumraum rechnet die Stadt mit bis zu 7200 Konsumvorgängen. Die beiden Drogenkonsumbusse, die zweimal in Brand gesteckt worden waren, sollen nach der Fertigstellung des Drogenkonsumraums zunächst am Hauptbahnhof und später auf dem Wiener Platz stationiert werden.

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Die Nutzer erhalten frische Spritzen.

Die Eröffnung des Raumes wurde mehrmals verschoben. Grund war unter anderem, dass sich die Bauarbeiten unter der Regie der Gebäudewirtschaft, die im laufenden Betrieb des Gesundheitsamts durchgeführt wurden, nicht einfach gestalteten. In einem ersten Bauabschnitt war neben dem Drogenkonsumraum eine Röntgenabteilung entstanden. Erst anschließend konnte der Drogenkonsumraum, dessen Bau zwei Millionen Euro gekostet hat, fertiggestellt werden.

Neues Angebot im Rechtsrheinischen geplant

Die Stadt würde damit Anschluss finden, an das Angebot in anderen Städten, sagte der Leiter des Gesundheitsamts, Johannes Nießen. In Hamburg gebe es bereits 48 Plätze in ähnlichen Einrichtungen. Selbst eine kleinere Stadt wie Wuppertal könne acht Plätze vorweisen. In Köln habe es bislang nur drei solcher Plätze am Hauptbahnhof gegeben. Diese sollen nach den derzeit laufenden Umbauarbeiten bis zum Herbst verdoppelt werden. Mit weiteren Plätzen, die in einem rechtsrheinischen Drogenkonsumraum geplant sind, könne Köln in absehbarer Zeit 28 Plätze vorweisen. „Wir würden damit die rote Laterne endlich abgeben können“, so Nießen.

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Harald Rau (l.) und Johannes Nießen

Der Vorsitzende des Gesundheitsausschuss, Ralf Unna (Grüne) wertet das neue Angebot als „Erfolgsgeschichte”, für die sich die Gesundheitspolitiker seit Jahren eingesetzt hätten. Dies gelte auch für das Interim, die Drogenkonsumbusse. „Die Menschen müssen nicht im Parkhaus oder im Museumseingang ihre Drogen spritzen.” Dies rette Leben. Nun gelte es, das Angebot auszubauen.

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