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AutodiebstahlKölner Schauspieler fahndet nach seinem Bulli – und lockt Betrüger an

Lesezeit 5 Minuten
Dem Schauspieler Engelbert Kobelun wurde sein VW Bulli gestohlen. Foto: Dirk Borm

Dem Schauspieler Engelbert Kobelun wurde sein VW Bulli gestohlen.

Warum Bullis bei Dieben so beliebt sind und mit welchen Tricks Betrüger versuchen, den Bestohlenen auch noch Geld aus der Tasche zu ziehen.

Fast 20 Jahre lang hat der rote VW T4 Bulli Engelbert Kobelun begleitet – beim Campingurlaub genauso wie in seinem Berufsleben. „Als Schauspieler gehöre ich sozusagen zum reisenden Volk, da ist ein pragmatisches Auto mit viel Stauraum wichtig“, sagt Kobelun. „Es ist wirklich ein tolles Teil, ja fast schon ein Familienmitglied.“ Doch seit der Nacht zum 9. März ist Kobeluns VW-Bulli verschwunden.

„Meine Tochter hat das Auto am Abend gegen 23 Uhr in einer Straße nicht weit von unserer Wohnung in Nippes geparkt“, erzählt Kobelun. Sie habe wie immer die Lenkradkralle angebracht und das Auto abgeschlossen. „Als ich am nächsten Morgen gegen 10 Uhr laufen gegangen bin, war das Auto weg.“

Betrüger wollen Geld erpressen

Eine Anzeige bei der Polizei blieb bisher erfolglos. Viel Hoffnung, das Auto wiederzusehen, habe man ihm nicht gemacht, so Kobelun. Von dem aus seiner Sicht fehlenden Engagement der Polizei bei der Fahndung nach seinem Auto war der Schauspieler enttäuscht – und machte sich deswegen selbst auf die Suche nach dem gestohlenen Bulli. Seitdem setzt er alles in Bewegung, um sein geliebtes Gefährt wiederzubekommen.

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„Ich habe Plakate aufgehängt und die Nachbarn befragt, außerdem auf meinen Kanälen bei Facebook und Instagram nach dem Auto gefahndet.“ Durch seine Recherchen in der Nachbarschaft erfuhr Kobelun von gleich zwei weiteren Bulli-Diebstählen in Nippes und dem Agnesviertel, die sich zwischen Februar und März ereignet haben sollten. Ein Polizist, so Kobelun, habe ihm gesagt, dass es sich um eine Diebstahlserie von VW-Bullis handeln könnte. Und doch: Bisher blieb die Suche erfolglos. Für den entscheidenden Hinweis verspricht Kobelun eine Belohnung von 500 Euro.

Der gestohlene VW Bulli T4, 2,5 TDI mit Aufstelldach (Hub) von Engelbert Kobelun.

Betrüger versuchten gleich zweimal, Kobeluns Suche auszunutzen: „Ein Mann rief mich an und erzählte mir, er habe Informationen über meinen VW-Bulli.“ Endlos lang zog sich der darauf folgende Dialog auf Whatsapp. „Der Mann ließ sich viel Zeit, um mich zu ködern.“ Immer wieder forderte er Geld. 1500 Euro wolle er haben, erst dann wollte der Mann ihm sagen, wo das Auto steht. Doch Kobelun lehnte ab – spätestens als der Betrüger ein offensichtlich gefälschtes Foto seines angeblichen VW-Bullis schickte, wusste er, dass es sich um Betrug handeln würde. Ein paar Tage später versuchte es ein weiterer Betrüger mit derselben Masche.

Bei der Polizei ist dieser Trick bekannt: „Immer wieder versuchen Personen, mit einer solchen Betrugsmasche Geschädigte von Diebstahldelikten zu kontaktieren.“ Oft werden solche Betrüger auf Fahndungsaufrufe in den sozialen Medien auf ihre Opfer aufmerksam und versuchen, die Verzweiflung der Diebstahlopfer auszunutzen.

Von einer Diebstahlserie von VW-Bullis will die Polizei allerdings nicht sprechen. Seit Anfang des Jahres wurde „eine mittlere einstellige Zahl“ von VW-Bullis in Köln gestohlen, so der Polizeisprecher. „Vermutlich sind VW-Bullis, zumal ältere Modelle, für Diebe interessant, weil sie oft nicht über moderne Wegfahrsperren verfügen und weil der Absatzmarkt für solche Modelle gut ist“, sagt der Polizeisprecher.

Konflikte in Köln um Wohnmobile

Die Hoffnung, sein Auto wiederzusehen, hat Kobelun allerdings noch nicht verloren. Erst vor wenigen Tagen sei der andere gestohlene Bulli aus Nippes wieder aufgetaucht. Die Polizei habe ein gestohlenes Auto an der französisch-belgischen Grenze orten können. Dort fanden sie auch den Bulli des Nachbarn. Nun hofft Kobelun auf einen ähnlichen Fund.

Doch nicht nur Diebe scheinen es auf VW-Bullis abgesehen zu haben. Zuletzt berichtete ein Bulli-Besitzer aus Nippes von einer Serie von zerstochenen Reifen. In vier Fällen innerhalb weniger Wochen hätten Unbekannte die Reifen seines T4 zerstochen. Seit dem Sommer habe er 13 weitere Plattfüße in dem Bereich beobachtet, betroffen waren nur Camper und private Vans.

Auf eine Anfrage vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ äußerte sich die Polizei Köln so: „In den vergangenen zehn Monaten haben wir eine niedrige einstellige Anzahl an Sachbeschädigungsdelikten in der Florastraße erfasst, bei denen Reifen von Kfz zerstochen wurden.“ Bei den daraus resultierenden Ermittlungsverfahren habe es sich ferner bei den Geschädigten ausschließlich um Privatpersonen gehandelt. 

Allerdings ergab die Auswertung der Fälle durch die Polizei, dass nicht die Florastraße beziehungsweise Nippes, sondern Ossendorf der Stadtteil mit den meisten Sachbeschädigungsdelikten dieser Art im vergangenen Jahr gewesen sei. Im aktuellen Jahr wurden insgesamt rund 30 Strafanzeigen wegen zerstochener Reifen erfasst.

„Unmut bei Anwohnern“

In zahlreichen Wohnvierteln wie am Sülzgürtel, am Volksgarten oder auf der Vorgebirgsstraße sorgen abgestellte Wohnmobile zunehmend für Ärger. So hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zuletzt über entsprechende Konflikte in der Försterstraße in Neuehrenfeld berichtet. Und auch Engelbert Kobelun hat schon Aggressionen gegen seinen jetzt gestohlenen Bulli erlebt. Rund 50 Mal hätten Unbekannte in den vergangenen Jahren sein Auto mit Schlüsseln zerkratzt, erzählt er.

„Parkplätze für Wohnmobile sind Mangelware“, sagte Thomas Müther, Sprecher des ADAC Nordrhein zuletzt. „Immer mehr Fahrzeuge werden deshalb außerhalb der Urlaubszeit monatelang in Wohngebieten abgestellt. Das sorgt häufig für Unmut bei Anwohnern, die ihrerseits auf der Suche nach einem Parkplatz sind.“

Die Stadt kommt zu dem Schluss, dass „insbesondere wegen der Größe solcher Fahrzeuge ein längeres Parken innerhalb des beengten städtischen Kernbereiches grundsätzlich zu vermeiden sei“. Wohnmobile dienten in der Regel der Freizeitgestaltung und nicht der Grundmobilität. Aber: Rein rechtlich ist das Parken der Wohnmobile erlaubt, so steht es in der Straßenverkehrsordnung. „Der Gesetzgeber trifft keine besonderen Einschränkungen bezüglich des Parkens mit Wohnmobilen auf öffentlichen Parkflächen“, so ein Sprecher der Stadt.