Viele Parkhäuser in der Kölner City sind aktuell geschlossen, in anderen gibt es massive Hygieneprobleme.
Parken in Köln„Die Leute vergessen alles, was zum Menschsein gehört“

Am Parkhaus Cäcilienstraße hat sich die Situation verbessert, seit ein privater Sicherheitsdienst das Objekt engmaschig überwacht.
Copyright: Arton Krasniqi
Wer auf Parkplatzsuche in der Kölner City ist, sollte zwei Dinge wissen: Welche Tiefgaragen überhaupt geöffnet sind – und welche zu betreten sind, ohne mit Abgründen von Verwahrlosung konfrontiert zu werden. Schon die gesperrten und teilgesperrten Parkhäuser sind ein Problem: Die Garage der Kreissparkasse an der Richmodstraße 13 am Neumarkt ist bereits seit Frühjahr 2022 geschlossen, jene der Galeria an der Breite Straße nebenan aktuell genauso wie das Parkhaus der Sparkasse an der Schaafenstraße. Seit 15. September ist die Tiefgarage an der Basilika Groß St. Martin für die Öffentlichkeit gesperrt, einen Zeitplan, wann sie saniert sein könnte, gibt es noch nicht. In der Tiefgarage am Dom wird die Nordhalle saniert, rund 90 Parkplätze fallen dadurch bis mindestens April 2026 weg. 38 Stellplätze sind auf dem oberen Parkdeck vom Kölner Zoo nicht nutzbar. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Das Parkhaus Cäcilienstraße am Rautenstrauch-Joest-Museum war im Sommer ein Ort schlimmster Verwahrlosung. Inzwischen hat sich die Situation verbessert.
Copyright: Arton Krasniqi
Das für das Image der Stadt größere Problem als der Mangel an Parkplätzen ist die Sauberkeit. Dass vor dem Parkhaus der Galeria Kaufhof an der Cäcilienstraße 22 an einem sonnigen Tag Ende September ein Obdachloser schläft und seinen Besitzstand gleich einer kleinen Müllhalde um seine Matratze herum verteilt hat – geschenkt. Hinter einem überquellenden Müllcontainer am Parkhaus Lungengasse rauchen zwei Männer Crack. Rund um das Parkhaus liegen Müll und Spritzen, es stinkt nach Urin.
Sobald das Kassenhäuschen nicht besetzt ist und kein Wachdienst da ist, kommen Obdachlose, Drogensüchtige, Partyvolk und vergessen alles, was zum Menschsein gehört
50 Meter weiter, am Parkhaus Am Neumarkt in der Lungengasse, macht ein Bediensteter seinem Ärger Luft: „Sobald das Kassenhäuschen nicht besetzt ist und kein Wachdienst da ist, kommen Obdachlose, Drogensüchtige, Partyvolk und vergessen alles, was zum Menschsein gehört“, sagt er. Mehrfach im Jahr werde er „beschimpft, bedroht, auch mit Messern“; dass inzwischen weniger Heroin und mehr Crack konsumiert werde, „hat die Lage extrem verschlimmert, weil das die Junkies aggressiv macht“. Der Kassenwart sagt, er sei „ein konservativer, aber eigentlich weltoffener Mensch“. Die Zustände rund um den Neumarkt indes und auch in „seiner“ Tiefgarage, „die haben mein Vertrauen in die Politik platzen lassen“.
Alles zum Thema Polizei Köln
- „Die Mäuse tanzten Ballett“ Kölner Supermarkt in „desolatem Zustand“ – Betreiber vor Gericht
- Köln-Marathon 2025 Barnaba Kipkoech läuft Streckenrekord – Kölner wird bester Deutscher
- Schüsse in Mülheim Mann schießt auf Geschäft in Keupstraße und stellt sich
- Häusliche Gewalt Wo Betroffene in Köln Schutz finden
- Überfall in Köln-Mülheim Täter setzt sich selbst außer Gefecht – Raubversuch gescheitert
- Monate auf der Flucht Kölner spricht von 100.000 Euro Kopfgeld nach Drogenraub
- Crack-Deal in der Altstadt Zivilfahnder nehmen mutmaßlichen Drogendealer in Köln fest
Besonders verheerend waren die Zustände in den vergangenen Monaten im Parkhaus Cäcilienstraße am Rautenstrauch-Joest-Museum. Bei einem Besuch des „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Juli sah es in der Tiefgarage so aus: Kot und Urin auf mehreren Parkebenen, blutbespritzte Wände, gebrauchte Spritzen, Tampons und Flaschen, Matratzen und Klamotten. Es stank erbärmlich. Die untere Parkebene war mit einfachen Bauzäunen abgesperrt, dahinter Müll und Fäkalien. Enthemmte Menschen konsumierten Drogen. Die Stadt Köln stellte fest, dass die hygienischen Zustände in der Garage eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellten und kündigte Gespräche mit dem Betreiber an.

Außenansicht des Kaufhof-Parkhauses an der Cäcilienstraße
Copyright: Arton Krasniqi
Bei einem Besuch vor gut fünf Wochen war das Ausmaß des Grauens kleiner – beseitigt war es nicht. Ein Sprecher des Parkhaus-Betreibers APCOA teilt auf Anfrage mit, dass der Eigentümer „mit sehr hohem finanziellem Aufwand einen Sicherheitsdienstleister mit dem Objektschutz beauftragt hat“, der täglich zwischen 6 und 21 Uhr vor Ort sei. „Und zwischen 21 und 6 Uhr bestreifen unsere APCOA-Mitarbeiter:innen das Gebäude.“ Hygiene und Sicherheit hätten sich dadurch verbessert. „Das Objekt wird täglich nachts gereinigt.“ Bei einem Besuch am Mittwoch war das Parkhaus tatsächlich: sauber. Ein Security-Mitarbeiter ging durch die Parkebenen und scannte, auch zum Beweis, dass das Parkhaus hygienisch ist, einzelne Bereiche. Im Sommer hatten Hunderte Kunden sich über das „Ekel-Parkhaus“ beschwert.
Die Garage, sagt der Betreiber, werde weiterhin vor allem von drogenabhängigen Menschen aufgesucht. Der beauftragte Sicherheitsdienst sei „mehrmals täglich“, das Personal „nur noch vereinzelt“ mit aggressiven und schwer zurechnungsfähigen Drogenabhängigen konfrontiert. Mit den Behörden stehe man im Austausch, Streifen würden deutlich häufiger nach dem Rechten sehen.
Unser Objektschutz erwirkt nur eine Verdrängung aus der Tiefgarage. Bisher haben die städtischen Maßnahmen keine Wirkung erzielt
Die Maßnahmen hätten dazu geführt, dass „die Situation im Parkhaus mittlerweile besser ist als in der unmittelbaren Umgebung“. Unter den Mitarbeitenden des Rautenstrauch-Joest-Museums und der VHS kursieren schon lange sarkastische Witze über die Anzahl von Menschen, die an die Fassade pinkelt oder vor den Augen der Museumsbesucher Drogen konsumiert.
Der APCOA-Sprecher sagt, der Objektschutz greife, „erwirkt aber nur Verdrängung. Für die Lösung des strukturellen Drogenproblems am Neumarkt sind alle betroffenen Eigentümer, Gewerbetreibenden, Nutzer und Anwohner auf Maßnahmen der Stadt Köln angewiesen. Bisher haben die städtischen Maßnahmen keine Wirkung erzielt“.
An anderen Parkhaus-Standorten sei man „mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert“. Sicherheit und Hygiene hätten sich dort in Zusammenarbeit mit Stadt und Polizei schnell verbessern lassen. „Die momentanen Zustände am Neumarkt sind für unsere Mitarbeiter, Kunden und alle Kölner weiterhin inakzeptabel. Es braucht hier dringend langfristige Lösungen.“
Die Situation in den Parkhäusern rund um den Neumarkt sei „sehr angespannt“, teilt der Parkhausbetreiber Contipark, der in Köln 24 Tiefgaragen betreibt, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Auch an weiteren Standorten in Köln nimmt das Unternehmen „einen Zuwachs an Verwahrlosung“ wahr. Neben München, Frankfurt, Dortmund und Bremen zähle Köln zu den „herausfordendsten Standorten in Deutschland“.
Die Stadt Köln, die elf Parkhäuser in der Stadt selbst betreibt, verweist darauf, dass die jeweiligen Betreiber der Parkhäuser und Tiefgaragen für Sicherheit und Ordnung verantwortlich seien. „Da, wo die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet ist, schreitet die Stadt Köln ordnungsbehördlich ein – und fordert beispielsweise den Betreiber auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen.“
Contipark sagt dazu ähnlich wie APCOA, die Bemühungen, „das Problem in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Städten zu gestalten, sind leider bisher nicht von Erfolg gekrönt“.