Pop-, Rock- und CountrysongsKölscher Musiker Björn Heuser zieht nach 25 Jahren Bilanz

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Björn Heuser zieht mit seiner „Jubiläumsbox“ eine musikalische Bilanz.

Björn Heuser zieht mit seiner „Jubiläumsbox“ eine musikalische Bilanz.

Köln – Die Geschichte beginnt im Mai 1995 in einem Partykeller in Ehrenfeld. Einem 13-Jährigen fehlt ein Geschenk zum Muttertag. Und so bastelt er mit der Wandergitarre des Vaters und ein paar kölschen Reimen eine Ode an die Mama: „Mutterdaach, et es widder su wick. Mir fällt en, wat do mer all bedüks.“ Das Lied wurde auf Kassette aufgenommen. Der Mutter gefiel es. Der Muttertagssong war das erste selbst geschriebene Lied von Björn Heuser. Leider hat es das Stück nicht auf eine der CDs in der dicken „Jubiläumsbox“ geschafft. Schade eigentlich.

Stattdessen beginnt Björn Heusers musikalische Bilanz nach 25 Jahren mit dem neuen Lied „Kölle singt“, das er zusammen mit Mike Kremer von Miljö und Frank Reudenbach von den Klüngelköpp eingesungen hat. Das ist das, womit ihn die meisten heute verbinden: Volle Hallen, volle Brauhäuser, der Mann mit der Gitarre auf der Bühne ist eher Animateur als Interpret – doch wer den Weg des 38-Jährigen ein bisschen begleitet hat, weiß, dass Heuser einer der wenigen echten kölschen Popmusiker ist, der nicht nur Stimmungen bedient, sondern authentisch von sich erzählen kann. Mit guten Pop-, Rock- und neuerdings auch Countrysongs.

Zwei Herzen in seiner Brust

Es hätten immer zwei Herzen in seiner Brust im gleichen Takt geschlagen, ist im 64 Seiten (!) dicken, lesenswerten Booklet zu lesen, das der Jubiläumsbox beiliegt. Heuser ist der fröhliche Mitsing-Musikant, der bei jedem Anlass vom FC-Spiel bis zur Goldenen Hochzeit zuverlässig die kölschen Reflexe aktiviert – aber gleichzeitig eben auch ein nachdenklicher, kölscher Singer-Songwriter, der viel zu sagen hat. Davon kann man sich beim Hören der drei CDs in der „Jubiläumsbox“ überzeugen.

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Ein Psychologe könnte vor allem nach dem Hören der letzten der drei CDs in der Box auf die Idee kommen, dass er es mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun hat. „Ich trag ne rosarote Sonnebrell, domit du nit sühs, wat ich wirklich fühl“, heißt es da. Heuser sinniert wehmütig, oft traurig und immer mit großer Ernsthaftigkeit über den Sinn des Lebens, die Liebe, platzende Seifenblasen oder ein Lebensende mit Demenz. Er berichtet von einem, der zwischen den Stühlen sitzt, immer auf der Suche bleibt und am „Eng vum Johr“ feststellt, „dat ich immer winniger weiß un doch ze vill“. „Leeder, die övvrig sin“, hat er diese Zusammenstellung genannt. Es sind Ideen und Texte, die er alleine auf dem Dachboden umgesetzt hat und die es in kein Studio und auf keine seiner bisherigen CDs geschafft haben. „Roh und echt“, nennt er sie selbst.

Mehr als das erwartbare "Best Of"-Album

Der eine oder andere dieser Songs hätte es verdient gehabt, ein wenig aufwendiger produziert zu werden. „Meisterstück“, „Am Eng vum Johr“ oder das wunderbare Liebeslied „Wenn do et föhls“, das gar nicht so traurig klingen müsste, wie es Heuser hier singt, sind Songs, wie sie kaum ein anderer in der riesigen kölschen Musikszene schreiben kann. So sind sie die interessanten Zugaben für eine ansonsten recht bunte Zusammenstellung.

Die ersten beiden CDs versammeln Heusers „Lieblingsstücke“ seiner Studio-Alben und „Spezialitäten“ aus 25 Jahren Schaffen, darunter einige Livemitschnitte. 48 Lieder sind insgesamt auf der „Jubiläumsbox“ zu hören, rund die Hälfte davon sind bislang unveröffentlichte Songs. Björn Heuser hat sich und seinen Fans eine aufwendige Dokumentation der musikalischen und textlichen Vielfalt seines Könnens gegönnt, die viel mehr ist als ein erwartbares „Best of“-Album.

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