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So schön ist Eil
Das größte Kölner Veedel punktet mit Natur und Historie

4 min
Eine Wiese mit vielen Apfelbäumen wird von der Sonne beschienen.

Die Obstwiese an Gut Leidenhausen entfaltet ihre Reiz zu jeder Jahreszeit.

Wer hätte das gewusst? Eil ist das flächenmäßig größte Kölner Veedel. Statt trubeliger Straßenzüge, punktet der Porzer Stadtteil mit ganz viel Natur. 

Kaiser Wilhelm und der Finkenwerder Herbstprinz stehen sich nahe, nicht in einer Blutlinie, sondern räumlich gesehen. Und dort sind sie in bester Gesellschaft neben dem Blauen Kölner, Jakob Lebel und vielen anderen. Wer jetzt eher Bahnhof versteht, der sollte dem Obst-Arboretum am Umweltbildungszentrum Gut Leidenhausen in Porz-Eil einen Besuch abstatten. Die Obstwiese wurde 1988 angelegt und beheimatet etliche Obstbäume. Dabei handelt es sich um alte, ehemals im Rheinland heimische Obstsorten. Im Supermarkt sind die nicht anzutreffen.

Massen von Äpfeln warten auf ihre Weiterverarbeitung.

Das Apfelfest auf Gut Leidenhausen findet wieder am 21. September statt.

Der Stadtteil Eil verfügt zwar nicht wie andere Veedel in Köln über Einkaufsstraßen, Geschäftszentren oder unzählige Cafés die zum Verweilen einladen. Nein, dafür punktet Kölns - zumindest flächenmäßig - größter Stadtteil auf seinen 16,25 Quadratkilometern mit anderen Dingen, in erster Linie mit dem Naherholungsgebiet Gut Leidenhausen.

Natur erleben auf Gut Leidenhausen

Das Gut selbst war bis 1964 ein Bauernhof. Erstmals urkundlich erwähnt 1329 ging der ehemalige Rittersitz durch mehrere Hände adliger Familien. 1963 erwarb die Stadt Köln das Gut und baute es zu einem Erholungsschwerpunkt aus. Und davon profitieren die Menschen in und außerhalb des Veedels. Morgens, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Äste der Bäume blitzen, langsam der Dunst aufsteigt und das Rot- und Schwarzwild in den Gehegen die Nachtruhe beendet, drehen schon die ersten Sportler und Gassigänger ihre Runden.

Auf dem Spielplatz mit dem „weißen Sand“ ist besonders an schönen Tagen etwas los. Im Sommer ist die Wasserecke ein beliebtes Ziel von Familien mit kleinen Kindern. Hier wird Wasser hochgepumpt, gestaut, in Eimer umgefüllt – da bleibt keine Hose trocken.

An Sonn- und Feiertagen hat die Greifvogelschutztsation geöffnet. Eigentlich werden hier Tiere aufgepäppelt, um sie wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Die Tiere, die in den Volieren im öffentlichen Teil der Station zu sehen sind, können nicht mehr wieder „ausgewildert“ werden. Nicht nur über die Tiere können Besucherinnen und Besucher etwas lernen, sondern natürlich auch über die Flora und die Umgebung an sich. So wurde im Rahmen der Regionale 2010 Gut Leidenhausen eines von vier Heideportalen.

Ein historischer Gutshof mit einer Toreinfahrt ist zu sehen.

Das Gut Leidenhausen ist das Aushängeschild des Stadtteils Eil.

Auch werden vom Umweltbildungszentrum Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen angeboten. Wenn der Aus- und Umbau der Waldschule und dem Haus des Waldes nach bisher schleppendem Verlauf abgeschlossen sind, wird es noch mehr Umweltbildungsangebote geben. Aber wer einfach „nur“ einen Spaziergang machen will und sich im Innenhof des Guts unter der alten Linde ein Getränk aus dem Café, wird hier im Rechtsrheinischen auf auf seine Kosten kommen.

„Grün statt Müll“-AG bepflanzt Beete in Köln-Eil

Natur – damit kann Eil punkten. Aber auch mit Engagement von Menschen im Veedel. Die „Grün statt Müll“-AG sorgt mit bepflanzten Beeten für kleine Hingucker im Veedel. Der Ortsring Eil um seinen Vorsitzenden Erwin Bäuml befasst sich intensiv mit der Historie des Stadtteils – vor allem als ehemaliges Besenbinderdorf. An verschiedenen Stellen im Veedel ist dies sichtbar. Etwa am Besenbinderplatz, wo der Künstler Shephard Madzikatire aus Simbabwe nach einem Entwurf des Eilers Franz Metzmacher ein Besenbinderdenkmal fertiggestellt hat. Fertiggestellt ist auch der Brunnen „Eiler Spielpütz“ auf dem Platz vor der Gaststätte „Zur Lindenwirtin“. Zumindest ein Nachbau mit Original Steinen. Die waren bei Arbeiten gefunden worden. In Gerichtsakten aus dem Jahr 1776 wurde der Brunnen an der Stelle, wo heute sein Nachbau steht erwähnt.

Die Skulptur eines Mannes, der einen Besen bindet, ist zu sehen. Er sitzt draußen auf einem Platz inmitten einer Rasenfläche.

Das Besenbinderdenkmal erinnert an die Ursprünge des Stadtteils Eil.

Wer nach aller Historie und Umweltbildung Hunger bekommen hat, kann in Eil eines der Restaurants besuchen. Indisch, griechisch, italienisch oder vom „Heißen Stein“ – wer lieber selbst etwas zubereiten will, kann sich bei der Metzgerei Schmitz „eindecken“. Hier gibt es nicht nur nen netten Spruch mit auf den Weg, sondern auch immer mal wieder neue Kreationen zum Testen für den heimischen Grill. Ehrliches Feedback wird dabei erbeten. Wer aber lieber auf Kaiser Wilhelm, den Finkenwerder Herbstprinz oder sonst eine Apfelsorte steht, sucht sich dann doch seinen Weg zu Gut Leidenhausen – dort findet am Sonntag, 21. September, von 11 bis 17 Uhr das Apfelfest statt.