Fährmann hört aufKapitän für Rhein-Fähre Zündorf-Weiß gesucht

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Die Fähre Krokolino verkehrt auf dem Rhein zwischen Porz-Zündorf und Weiß. Doch ihre  Zukunft  ist ungewiss. Die Politik hat  nun Vorschläge für den Erhalt eingebracht. 

Zündorf/Weiß – Die Schlange am Fähranleger in Zündorf wird länger und länger. Manche warten mit Rädern, andere sind zu Fuß unterwegs. Von Zündorf aus ist die Fähre „Krokolino“ auf der anderen Seite in Weiß schon zu sehen. Hier wird die Schlange der Wartenden kürzer, weil sie das kleine Schiff besteigen. Das muss noch einen großen Frachter auf dem Rhein vorbeilassen, dann geht die Fahrt los. Keine drei Minuten dauert es, dann ist der Anleger auf der Schäl Sick. Die einen Fahrgäste steigen aus, die anderen ein. „Sind noch welche mit dem Rad da?“, ruft Fährmann Heiko Dietrich.

Warten auf "Krokolino"

Radlerinnen und Radler sollen nämlich zuerst auf das Schiff, denn beim Aussteigen auf der anderen Rheinseite brauchen sie länger als die Menschen ohne Rad. „Krokolino“ füllt sich zügig. Ein Mann und eine Frau kommen noch mit dem Rad an. Doch „Krokolino“ hat schon abgelegt. Ziel: die andere Rheinseite. Das Pärchen mit den Rädern schaut auf den Fahrplan. Im April werde nur am Wochenende und an Feiertagen gefahren. „Heute letzte Fahrt um 19 Uhr“, steht auf einem zusätzlichen Schild.

Damit es nicht irgendwann heißt, die allerletzte Fahrt, dafür hat sich jetzt die Bezirksvertretung Porz stark gemacht. So hat die SPD einen Antrag eingebracht, mit dem die Verwaltung aufgefordert wird, mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB), den Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) und den Stadtwerken Köln sich langfristig für den Erhalt der Fähre von Zündorf nach Weiß einzusetzen. Geprüft werden solle, ob die Fähre nicht in das VRS-Ticketsystem des ÖPNV eingebunden werden könne. Eine gute Idee finden auch CDU und Grüne in der Bezirksvertretung Porz. Sie hatten ebenfalls einen Antrag eingebracht und sich für den Erhalt durch einen gemeinnützigen Verein oder eine andere Gesellschaftsform stark gemacht.

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Seit 35 Jahren Fährbetrieb

Einig sind sich die Fraktionen darin, dass der Fährbetrieb seit 35 Jahren ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Verkehrsangebotes ist. Stellt sie doch eine direkte Verbindung vom Bezirk Porz und dem Bezirk Rodenkirchen dar. Knapp drei Minuten dauert die Fahrt mit der Fähre. Andere Wege mit dem Auto dauern da bis zu 30 Minuten, weil nur die Brücken über den Rhein führen. Und da rund 70000 bis 80000 Fahrgäste im Jahr befördert werden, gelte es diese „wichtige Verbindung langfristig zu erhalten“.

Denn genau hier liegt das Problem. Heiko Dietrich ist mittlerweile 78 Jahre alt. Seit Jahren sucht er schon nach einem Nachfolger. Zehn Fährleute hat er in den 35 Jahren ausgebildet. Geblieben ist niemand auf Dauer. Es reicht ja auch nicht, einfach einen Bootsführerschein zu besitzen, ein Fährpatent ist nötig. Zwei Männer, die derzeit für ihn fahren, haben auch noch andere Pläne. Einer studiert, hilft aber an den Wochenenden oder in den Semesterferien.

„Mit meiner kaputten Schulter komme ich nicht mehr durch den TÜV"

Ein anderer liebäugelt auch mit dem Job als Veranstaltungstechniker. Und so steht Heiko Dietrich immer noch am Steuer – auch wenn er eigentlich aufhören will. Seit dem seine rechte Schulter lädiert ist, um so mehr. „Mit meiner kaputten Schulter komme ich nicht mehr durch den TÜV. Ab Herbst ist Schluss“, sagt Dietrich, dem drei Fährschiffe unterschiedlicher Größe gehören.

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Dietrichs Fährbetrieb ist bisher immer ohne öffentliche Zuwendungen ausgekommen. Trotz Hoch- oder Niedrigwasser, trotz der Wintermonate oder sonstiger Dinge, die einen Fährbetrieb unmöglich machen. Noch könnte seine Besatzung neue Fährmänner ausbilden. Für einen Betrieb im Zweischichtsystem sind mindestens vier Personen vonnöten.

Um den Fährbetrieb aufrechterhalten zu können, braucht es eine Perspektive.

Zusammenarbeit mit KVB angeregt

So hat sich die Bezirksvertretung Rodenkirchen wie auch die Bezirksvertretung Porz jüngst darauf geeinigt, dass die Verwaltung auf eine Zusammenarbeit mit KVB, HGK und Stadtwerken hinwirken soll. Die KVB wollen jedoch „zunächst das parallel laufende Projekt der Stadt zu den Realisierungsmöglichkeiten eines Wasserbuskonzeptes abwarten“, heißt es auf Nachfrage. Die KVB setzen „auf eine ganzheitliche Betrachtung des Themas“, so ein Sprecher. Heiko Dietrich hat bei all den Überlegungen auch einen Favoriten: „Die größte Chancen sehe ich in einem gemeinnützigen Verein. Denn Gewinn könnte man in Ausbildung von Fährleuten oder Schifffahrtstreibenden gesteckt werden.“ Das werde auch vom Bund bezuschusst.

In Porz will man noch einen Schritt weitergehen. Auf Anregung von CDU und Grüne sollen auch Fährverbindungen von Sürth nach Langel und von Weiß nach Porz-Mitte zum Rathaus geprüft werden. Ein Vorschlag den auch die SPD gut findet. In einem gemeinsamen Antrag fordert die Bezirksvertretung zudem die Gründung einer Ausbildungsakademie, die durch einen noch zu gründenden Verein getragen werden soll. So sollen die Fährbetriebe in Köln und dem Umland aufrechterhalten bleiben. Ebenfalls sollen Pläne zur Einführung eines Wasserbusses berücksichtigt werden.

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