Reformationsfeier in der TrinitatiskircheWoopen fordert mehr Solidarität in der Krise

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Superintendent Markus Zimmermann, Prof. Dr. Christiane Woopen, Pfarrer Dr. Bernhard Seiger bei der Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region in der Trinitatiskirche.

Köln – Mehr Solidarität bei der Bewältigung der globalen Corona-Krise hat Christiane Woopen, Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, in der Ansprache gefordert, die sie am Sonntag bei der Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region in der Trinitatiskirche gehalten hat. Der Mangel an länderübergreifende Solidarität, unter anderem „nationalstaatlichem Egoismus samt mangelhafter internationaler Zusammearbeit“ geschuldet, zeige sich besonders augenfällig in der ungerechten Verteilung der Impfstoffe. „Sind in manchen, insbesondere westlichen Staaten bereits bis zu 85 Prozent der Menschen vollständig geimpft, sind es in Staaten des globalen Südens um die zwei bis vier Prozent, in Uganda nicht einmal ein Prozent“.

In den Länder mit geringer Impfquote habe die Pandemie auch dazu geführt, dass die Zahl der chronisch Hungernden stark gestiegen und Abermillionen „in extreme Armut gefallen“ seien. Mit Blick auf die Verhältnisse in Deutschland sagte die Kölner Medizinethikerin, dass es „an der Solidarität gerade mit den jungen Menschen allzu sehr fehlt“; unter ihnen habe der Anteil mit psychischen Problemen „erschreckend zugenommen“. „Beziehungsräume für junge Menschen wurden im Pandemie-Management vernachlässigt, und auch Schule wurde nicht ausreichen kraftvoll gestaltet.“

„Social Distancing“ dürfe nicht zu Isolierung führen

Neben der Solidarität als einen der Werte, die wesentlich für lebendige, sinnstiftende Beziehungen seien und in Krisen wie der Corona-Pandemie „tragen“ könnten, ging Woopen auf die „Berührbarkeit“ im weiteren Sinn ein; hier sei in der Corona-Krise großer Schaden entstanden. „»Social Distancing« wurde tragischerweise zu allgegenwärtigen Handlungsregel, dabei ging es doch nur um den körperlichen, keineswegs aber den sozialen Abstand. Die ethisch zwingende Aufgabe bestand gerade darin, den gebotenen körperlichen Abstand nicht zu sozialer Distanz oder gar Isolierung werden zu lassen.“

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Doch für allzu viele habe das „veränderte Leben in der Pandemie zu psychischen Störungen, zu Ängsten und Depressionen, zu einem Gefühl der Zukunftslosigkeit geführt“. Voraussetzung dafür, berührbar, empfänglich zu sein, sei eine „lebendige Beziehung zu sich selbst“, sagte Woopen weiter. Etliche Menschen hätten hier ein Problem, weil sie in sich nichts von positiver Bedeutung fänden. „Dabei gibt es doch in einem selbst das Größte und Wunderbarste schlechthin: nämlich Gott“, der „jede und jeden von uns von Beginn an in seine Liebe hineingenommen“ habe.

„Wir sind hellwach und aufmerksam, weil wir gespürt haben, dass wir alle gemeinsam in etwas Neues geworfen wurden, das uns herausfordert und den Zusammenhalt gefährdet hat“, hatte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger in seiner Begrüßungsansprache gesagt. Zu den zahlreichen Gästen des Festgottesdienstes, den der Chor der Evangelischen Studierendengemeinde Köln mit Ausschnitten der Gospelmesse „Kyrie“ von Stephan Zebe muikalisch gestaltete und in dem Studierede über ihre persönlichen Erfahrungen in der Krise sprachen, gehörten Stadtdechant Robert Kleine und Bürgermeister Wolter.

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