„Ich kann es kaum erwarten“Kölner will mit seinem Hund die Welt umsegeln

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Hans-Peter Herberth mit Hund Liam.

Immendorf – Hans-Peter Herberth hat ein einsames Hobby. Mit seinem fünfjährigen Mischlingshund Liam möchte der Hundetrainer in einem Einhandsegler um die Welt reisen. Mindestens zwei Jahre, eher zweieinhalb, ist Herberth dann mit seinem Hund alleine unterwegs.

„Ich kann es kaum erwarten“, sagt der 56-Jährige, der den Traum schon seit Kindestagen hegt. Herberth wuchs keine 50 Meter entfernt vom Ufer des Bodensees auf, als Motorboote noch auf dem Gewässer zugelassen waren. „Ich fuhr Wasserski bevor ich schwimmen konnte“, sagt der passionierte Wassersportfan und Camper.

Boote haben also schon immer eine Rolle in Herberths Leben gespielt. Am Segeln reizt ihn die Entschleunigung. 2004 segelte er in vier Monaten von der Türkei bis auf die Malediven – „Das war das Großartigste, was ich je gemacht habe.“

Einhandsegler Rollo Gebhard als Vorbild 

Was ihm damals fehlte, war ein eigenes Boot und ein geeigneter Hund. 2017 kam er während eines Sommerurlaubs seinem Traum ein gutes Stück näher. Erst befreite er Liam aus einer Tierschutzstation , dann entdeckte er eine alles entscheidende Anzeige. „Ich saß in meinem Campingstuhl auf Korsika und las ein Buch über den Einhandsegler Rollo Gebhard, als ich einen Nachricht eines Kleinanzeigenportals erhielt, bei dem ich eine Suchfunktion für ein geeignetes Boot eingestellt hatte.“

Keine drei Wochen später kaufte er auf dem Rückweg aus dem Urlaub eben dieses Segelboot, das gleiche Modell übrigens, mit dem der deutsche Einhandsegler und Tierschützer Gebhard in den 1960er und 1970er Jahren um die Welt segelte. „Es kann kein Zufall gewesen sein, dass ich das Buch in dem Moment gelesen habe, in dem das Angebot erhielt. Das war ein Zeichen“.

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Das Segelboot steht schon im Immendorfer Garten bereit: Es soll Hans-Peter Herberth und Hund Liam einmal um die Welt bringen.

Sieben Meter ist das Boot lang und mehr als zwei Tonnen schwer. Derzeit steht es in Herberths Garten hinter seinem Haus in Immendorf. Eine Schlafkajüte auf der einen Seite, eine kleine Pantryküche auf der anderen, ein Klo und ein Schrank gehören zur Ausstattung. Geduscht wird an Deck. Wenig Komfort im Innern also, dafür ist es mit neuester Technik ausgestattet.

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Immendorfer bereitet Hund auf Weltumseglung vor

Liam hat Herberth für den geplanten Segeltörn an die Nutzung eines Katzenklos gewöhnt. Auch Schwimmen, angeleint und mit einer speziellen Rettungsweste ausgestattet, wird derzeit trainiert. Die Bewegung im Wasser wird dann den gewohnten Auslauf ersetzen. Ein Hund auf Wasser? Klingt zunächst ungewöhnlich, schließlich sind Hunde Landtiere. „Wenn das Rudel intakt ist, geht der Hund mit seinem Herrchen überall hin“, sagt Herberth.

Bitteres Jahr für Hundetrainer

Vergangenes Jahr sollte der erste Versuch einer Weltumsegelung starten – vier Wochen lang zunächst rund 500 Seemeilen um Korsika herum. Ein Jahr danach wollte Herberth in einem Monat von Lissabon nach Martinique segeln, wieder ein Jahr später war der Startschuss für die Weltumsegelung geplant. Doch dann kam Corona. Es war ein bitteres Jahr für Hundetrainer wie Herberth.

In den vergangenen vier Monaten durften sie gar nicht arbeiten, sämtliche Hundeschulen waren, wie bereits im Frühjahr, geschlossen. Seit Montag ist zumindest der Einzelunterricht wieder erlaubt. „Wir leben aber vom Gruppenunterricht. Hundehalter wollen ihre Hunde zusammenbringen“, sagt Herberth, der Ende der 1990er Jahre eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Hundetrainer in der Schweiz absolvierte, ehe er 2000 seine eigene Hundeschule gründete. Sein Hauptklientel sind Familien, sein Thema ist das Wesen des Hundes.

Vertrauen und Verantwortung auf engstem Raum

„Es geht um Rudelstruktur, Instinkte und Beziehungshintergründe“, sagt Herberth. Ein Wissen, das er auf dem Segelboot vertiefen möchte, wo es auf engstem Raum viel um Vertrauen und Verantwortung geht. Auch eine Dokumentation, im besten Fall eine Verlagsbegleitung, schwebt dem Hundetrainer vor.

Fehlende Einnahmen aus dem vergangenen Jahr, die für die Weltumseglung geplant waren, versucht Herberth jetzt über eine Spendenplattform zu generieren. Außerdem verzichtet er beim Einzeltraining auf die Bezahlung, bittet stattdessen um Spenden für die Reise, die ihn geschätzte 20 000 Euro kosten wird. Rund 900 Euro hat er bereits gesammelt.

Die Hundeschule soll während seiner Abwesenheit von Mitarbeitern weitergeführt werden. Gerade lernt Herberth für die Funkschein-Prüfung. Einen Segelschein besitzt er schon, ebenso wie den See-, Binnen-Sportführerschein und den Sportküstenschifferschein. Jetzt hofft er darauf, im Sommer die erste Etappe zu nehmen. Liam und er, alleine auf dem Boot – „das ist eine Reduzierung auf das Wesentliche“, sagt Herberth. www.bonzza.com

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