Stadt Köln verspricht ErsatzÄrger um gefällte Platanen in Bayenthal ebbt nicht ab

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Jahrzehnte standen die stolzen Platanen neben dem Supermarkt-Parkplatz an der Schönhauser Straße.

  • Im Rahmen der dritten Ausbaustufe der Nord-Süd-Bahn hat die Stadt Köln fünf Platanen an der Schönhauser Straße gefällt.
  • Die Anwohnerinnen und Anwohner sind empört, die Bezirkspolitiker verärgert.
  • Der Unmut zeigt sich dieser Tage vor allem auch in den sozialen Medien. Aus Sicht der Stadt war die Fällung unausweichlich.

Köln-Bayenthal – Der Protest vor Ort war überschaubar. Im Netz schlugen die Wellen der Empörung umso höher. Anlass für die Aufregung war die Fällung von fünf Platanen an der Schönhauser Straße vor dem Rewe-Parkplatz. „Zu fällen einen schönen Baum, braucht's eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.“ Die Sätze von Eugen Roth waren mehrfach zu lesen. Der Tenor ist überwiegend kritisch, aber nicht nur.

Es geht aber auch weniger prosaisch: „Aber den Klimanotstand ausrufen, welch ein Hohn! Überhaupt kein Baum darf mehr gefällt werden, wenn es nicht völlig unvermeidbar ist. Und sicher nicht für uralte Verkehrsplanungen, für die es Alternativen gibt. Und immer dieses Märchen mit den Ersatzpflanzungen, für die wir schlicht und ergreifend keine Zeit mehr haben.“

Oder: „Toll, was soll das jetzt bringen? Ey, im Sommer hatte ich den großen Riesen-Baum vor mir schön aufgeblüht, die Vögel in den Ästen, jetzt Parkplatz und Rewe sehr schön."

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Begrüntes Gleisbett statt Verkehrschaos

Der Tenor ist überwiegend kritisch. Aber nicht nur. Ein Nutzer wirft einen Blick in die Zukunft: „Neue Bäume, begrüntes Gleisbett. So schlecht jetzt auch nicht im Gegensatz zum heutigen Chaos an Auto-, Bus-, Park- und Radspuren. Und das war auch mit Bäumen nicht schöner. Jetzt lasst die Stadt mal bauen. Wenn es danach grau und scheiße aussieht, könnt ihr motzen.“

Die Fällung der Bäume ist Teil der Vorbereitungen für die dritte Ausbaustufe der Nord-Süd-Bahn von der seit Jahren ungenutzten Haltestelle Marktstraße bis zum Bonner Verteiler. Die Verlängerung der Bahnlinie und der Umbau der Kreuzung Bonner Straße/Schönhauser Straße gründen sich auf einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2015. Folgendes ist geplant: Von der Bonner Straße wird man in Richtung Chlodwigplatz auf zwei Spuren auf die Schönhauser Straße fahren können. Eine wird dann zur Linksabbiegespur zum Rewe. Die Villa Lenders ist bereits abgerissen. An ihrer Stelle wird eine Rechtsabbiegespur auf die Schönhauser Straße führen.

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Seit vergangenem Sonntag sind die Platanen an der Schönhauser Straße Geschichte.

In Richtung Bonner Straße führen auf der Schönhauser drei Spuren. Man kann links und rechts von der Schönhauser auf die Bonner abbiegen. Fünfspurig wird auch die Marktstraße zwischen Großmarkt und der Grünfläche. Die wird in Zukunft den Verkehr in Richtung Südstadion aufnehmen. Die Marktstraße zwischen der Grünfläche und den Wohnhäusern wird künftig von der Bonner Straße nicht mehr befahrbar sein und eine reine Anwohnerstraße werden.

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Die Bonner Straße in Richtung Norden wird ab der Schönhauser Straße vierspurig von Autos befahren. Vier Spuren stehen den Autofahrern auf der Bonner Straße auch aus Richtung Süden kommend auf der Kreuzung mit der Schönhauser Straße zur Verfügung. Davon zwei Linksabbiegespuren auf die neue Marktstraße. Da rechnet man offensichtlich mit viel Verkehr.

Radler-freundliche Parkstadt Süd

Denn dort entsteht in den nächsten Jahren die Parkstadt Süd mit vielen neuen Bewohnern und wahrscheinlich genauso vielen Autos. An die Radfahrer hat man auf dem „Schönhauser Kreuz“ auch gedacht. Rot markierte Schutzstreifen werden auf der Bonner und der Schönhauser Straße eingerichtet. Schutzstreifen findet man auf der Bonner Straße jetzt schon vom Kreisel an der Koblenzer Straße bis zum Chlodwigplatz.

200 neue Bäume an der Bonner Straße

Aus Sicht der Stadtverwaltung war die Fällung unausweichlich: „Auch nach intensiver Prüfung waren die Fällarbeiten unumgänglich, da mit dem Bau der dritten Baustufe Nord-Süd Stadtbahn der Kreuzungsbereich

Bonner/Schönhauser Straße – inklusive der Rad- und Fußwege – umgestaltet wird. Die Fällungen sind Bestandteil der bestehenden Baugenehmigung“, heißt es in einer amtlichen Mitteilung. Und weiter: „Um den Verlust der 303 Bäume aus allen erforderlichen Baumfällarbeiten auszugleichen, werden insgesamt mehr als 380 neue gepflanzt. Davon sind mehr als 200 Bäume entlang der Bonner Straße geplant, wodurch diese einen Allee-Charakter erhält.“

Bezirkspolitik kritisiert Baumfällung

Der Rat hat den Umbau der Kreuzung im August 2015 mit den Stimmen aller großen Fraktionen beschlossen. Jetzt kommen allerdings Bedenken aus den Fraktionen vor Ort. „Wir Grünen in der Bezirksvertretung Rodenkirchen haben uns in der Vergangenheit immer gegen die überdimensionierte Kreuzungsplanung und gegen die Fällung der Bäume ausgesprochen. Wir bedauern die Fällung außerordentlich. Die Terminierung an den Karnevalstagen ohne öffentliche Kommunikation empfinden wir als zusätzlich belastend“, sagt BV-Mitglied Inga Krautz.

Auch Jörg Klusemann, SPD-Fraktionsvorsitzender, ist nicht glücklich mit den Plänen. „Der Ausbau der Kreuzung ist aus meiner Sicht überdimensioniert. Vielleicht ist die Größe jetzt noch zeitgemäß. Aber in einigen Jahren wohl nicht mehr. Es hätte Möglichkeiten gegeben, drei Platanen stehen zu lassen. Jetzt gilt es, die Bahnstrecke so schnell wie möglich fertig zu stellen und nach Meschenich zu verlängern.“

Christoph Schykowski, Fraktionsvorsitzender der CDU, bedauert die Fällungen ebenfalls. „Die Politik hat nach Möglichkeiten gesucht, die Pläne zu ändern und die Bäume zu erhalten. Aber von Verwaltungsseite hat man uns gesagt, dass eine Änderung nicht möglich ist.“

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