Satirischer WochenrückblickWarum Stapelstühle und Bistrotische vor dem Le Moissonnier helfen könnten

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09.11.2023, Köln: Das "Le Moissonnier Bistro" für Carsten Henns Geschmacksache.
Im Bild die Inhaber Liliane Moissonnier und Vincent Moissonnier.

Foto: Michael Bause

Liliane und Vincent Moissonnier in ihrem Bistro.

Der Guide Michelin und seine Sterne, das Weinfest und die Frage nach dem Wo und rußige Rauchschwaden über dem Eigelstein bewegten in dieser Woche Köln.

Das nennt man eine Punktlandung. Rechtzeitig zum Ende der Fastenzeit, wo es endlich wieder jet ze müffele und ze süffele jitt, scheinen das Ordnungsamt und die Wirte einen gastronomischen Frieden zu schließen. Keine kölsche Lösung mehr beim Rausstellen von Stühlen und Tischen auf die Bürgersteige, verspricht der Baudezernent.

Sitzen statt Parken, zwei Armbreiten Platz für Fußgänger auf dem Bürgersteig und über weitere Annehmlichkeiten will man sich auch noch verständigen. Wie wäre es mit Anwohnersitzausweisen für alle, die ihren Parkplatz im Veedel freiwillig räumen?

Moissonnier klagt über Stern für Bistro

Und es kommt noch besser. Im Ordnungsamt gibt es jetzt sogar eine „Fast Line“ für Gastronomen mit ihren Problemen. Wenn sie sich falsch behandelt fühlen. Wie Vincent Moissonnier, der sich in dieser Woche bitter darüber beklagt hat, selbst für sein Bistro-Konzept vom Guide Michelin schon wieder mit einem Stern ausgezeichnet worden zu sein. Weil er die „Aufgeilerei“ an Sternen und Punkten einfach satthabe.

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In dem Fall kann ihm das Ordnungsamt auch nicht helfen. Da müsste er schon Plastiktische und Stapelstühle mitten auf den Bürgersteig vor sein Bistro stellen und dort die Kreationen seiner Sterneküche servieren. Das Amt würde vermutlich für ein paar Tage ein Auge zudrücken.

Weinwoche Köln: Neumarkt statt Heumarkt?

Das würde es auch gerne im Streit um die traditionsreiche Weinwoche auf dem Heumarkt, die dort in diesem Jahr nicht stattfinden kann, weil die Fußball-Europameisterschaft und die Fanmeile an gleicher Stelle im städtischen Kalender wohl nicht eingetragen war und noch mehr Lärm dort nicht mehr genehmigungsfähig ist. Die Stadtdirektorin höchstpersönlich versucht nun, dem Veranstalter den Neumarkt einzuschenken, wohl wissend, dass sich in diesem Ambiente außer Amselfelder im Tetrapak kaum etwas verköstigen lässt.

Ja. Es muss der Heumarkt sein. Sagt der grüne Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke. Und wir sagen: Der Mann hat recht. Mit ein paar Auflagen, die lärmmindernd wirken, ist das zu machen. Der Ausschank von Primitivo bleibt den Fußballfans vorbehalten. Und Dosenbier. Spätburgunder kommt wegen des frühen Abpfiffs der Weinwochen-Tage um 22 Uhr nicht infrage. Höchstens Schweigelt oder die lärmempfindliche Scheurebe, damit die Weinseligen sich nicht festtrinken, sondern in der Dämmerung artig nach Hause trollingern.

Das mit Rauchschwaden, die aus den türkischen Lokalen in der Weidengasse immer noch über den Eigelstein wabern und laut TÜV alle Grenzwerte überschreiten, kriegt die Stadt auch noch hin. Feuer und Flamme den Holzkohleöfen!

Und weil alles so schön wird in Kölle, genehmige ich mir jetzt ein Eierlikörchen. Frohe Ostern.

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