Verbindungen in andere Städte könnten unter dem Angebot leiden. Die Wirtschaftsförderung bewertet die Idee uneingeschränkt positiv.
Pläne für HauptbahnhofStadt Köln sieht direkte Zugverbindung nach London kritisch

Blick auf den Hauptbahnhof vom Dach des Hansa-Hochhauses
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Seit Jahrzehnten gibt es die Überlegung für eine direkte Zugverbindung zwischen dem Kölner Hauptbahnhof und der britischen Hauptstadt London. Die Aussichten, dass diese in absehbarer Zeit auch in die Tat umgesetzt wird, sind jedoch aus Sicht der Stadt Köln gering. Weder der Verwaltung noch dem für den Personennahverkehr auf der Schiene zuständigen Zweckverband Go Rheinland sind aktuellen Planungen zur Ausweitung der Bahnverbindungen zwischen London und Kölns bekannt. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Ratsfraktion hervor.
Abtrennung für Gleis 1 am Kölner Hauptbahnhof wäre notwendig
Aus verkehrsplanerischer Sicht äußert die Stadtverwaltung zudem Vorbehalte. Eine solche Planung würde sich in Bezug auf den Betrieb am Kölner Hauptbahnhof als nachteilig darstellen. „Vor dem Hintergrund, dass Großbritannien kein Mitglied des Schengener Abkommens ist, müsste für die Gepäck- und Personenkontrolle am Abfahrtsbahnhof Köln – zumindest eine temporäre Abtrennung des entsprechenden Bahnsteigs – eingerichtet werden“, teilt die Stadt Köln mit.
Neben der Problematik der Bahnsteigabtrennung, die nur am Gleis 1 denkbar sei, dürften zudem auch die bestehenden regionalen, nationalen und internationalen Verbindungen von diesem neuen Angebot nicht beeinträchtigt werden. „Hinsichtlich der logistischen Abwicklung im Kölner Hauptbahnhof sehen Verwaltung und Go Rheinland diese Direktverbindung deshalb kritisch“, sagt die Stadt.
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Positiv bewerte die Stadt, dass die Fahrtzeit mit der Bahn zwischen den beiden Städten von aktuell mehr als fünf Stunden mit Umstieg durch eine Direktverbindung deutlich reduziert würde. Das würde Geschäftsreisen, den Tourismus und den Austausch von Fachkräften erheblich erleichtern.
Die Kölner Wirtschaftsförderung sieht eine direkte Zugverbindung zwischen Köln und London ebenfalls positiv. „Eine schnelle und direkte Verbindung nach London würde Köln für internationale Unternehmen, insbesondere britische Firmen, noch attraktiver machen. Dies könnte zu einer Zunahme von Investitionen und Unternehmensansiedlungen führen“, teilte Köln-Business mit. Mehr als 200 britische Unternehmen haben demnach bereits jetzt einen Sitz in Köln, darunter befinden sich bekannte Namen wie Dyson und Ineos.
Kölner FDP fordert Gespräche mit der EU-Kommission und Eurostar
Die verbesserte Erreichbarkeit könne laut Köln-Business einen deutlichen positiven Einfluss auf den Tourismus in Köln haben. Das gelte sowohl für das das Messegeschäft als auch für die Freizeitwirtschaft. Touristen aus Großbritannien stellen demzufolge nach den Niederländern die zweitgrößte Besuchergruppe in Köln dar. Und: „Eine direkte Zugverbindung würde den Handel zwischen Köln und London erleichtern, was zu einem Anstieg des Waren- und Dienstleistungsaustauschs führen könnte.“
Die FDP hat als Reaktion auf die Antwort der Stadt gefordert, dass Stadt, Land und Bund nun gemeinsam mit Nachdruck eine Realisierung prüfen und Gespräche mit dem Zugbetreiber Eurostar, der Deutschen Bahn und der EU-Kommission aufnehmen sollen. „Das ist ein Jahrhundertprojekt für Köln. Wer es mit der Mobilitätswende und internationaler Vernetzung ernst meint, muss jetzt aufs richtige Gleis setzen“, sagt Fraktionschef Volker Görzel.