Die Politik will die Zahl der Stellplätze für Pkw am Straßenrand reduzieren, gleichzeitig nimmt die Zahl der Zulassungen jedes Jahr zu.
Mangel an AlternativenIn Köln sind Tausende Parkplätze verloren gegangen

In der Ewaldistraße im Kölner Agnesviertel fallen 58 Parkplätze weg.
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In Köln gibt es 50.000 kostenpflichtige Parkplätze, in der Kölner Innenstadt sind es 23.000. Wie viele Parkplätze am Straßenrand in den vergangenen zehn Jahren in Köln weggefallen sind, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Selbst die Stadtverwaltung konnte auf Anfrage keine konkrete Zahl liefern. Ein Blick in das Archiv des „Kölner Stadt-Anzeiger“ lässt aber zumindest die Schätzung zu, dass es sich um einen vierstelligen Betrag handeln dürfte.
Dass es alleine in der Kölner Innenstadt Tausende Parkplätze weniger als früher gibt, macht sich vor allem abends bei der Suche nach einem Abstellort für das eigene Auto bemerkbar. Denn obwohl das Angebot an Parkplätzen schwindet, gibt es in Köln jedes Jahr mehr zugelassene Autos als im Jahr davor. 2024 waren 496.526 Pkw angemeldet, so viele wie nie zuvor. Eine zunehmende Zahl an Autofahrern konkurriert also um eine geringer werdende Zahl an Parkplätzen.
Vielfältige Gründe, warum die Stadt Köln Parkplätze entfernt
Dass der Parkraum auf öffentlichen Straßen in Köln nach und nach verschwindet, ist politisch so gewollt. Die Gründe, warum die Stadtverwaltung Parkplätze entfernt, sind dabei vielfältig. So kann es sein, dass auf Straßen die für Rettungsfahrzeuge notwendige Mindestbreite von 3,05 Metern nicht zur Verfügung steht, wie bei den 453 Stellplätzen, die wie berichtet in der Innenstadt und insbesondere im Agnesviertel wegfallen werden.
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Ein weiterer Grund ist der Bau neuer Radwege, der vor allem auf schmalen Straßen nur möglich ist, wenn die Stadt Stellplätze am Seitenrand entfernt. Auch auf den Ringen sind im Zuge der Umsetzung des Konzepts „Ring frei“, bei dem eine neue, großzügige Radspur entstand, mehrere Hundert Parkplätze weggefallen. Dasselbe Prinzip gilt für die Umwandlung in Fahrradstraßen wie am Friesenwall oder in Fußgängerzonen wie auf der Ehrenstraße. Die Stadt nahm außerdem bei Verkehrsversuchen wie auf der Venloer Straße in Ehrenfeld und der Deutzer Freiheit in Deutz Dutzende Parkplätze weg.

Auf der Ehrenstraße hat die Stadt Köln alle Parkplätze für Autos entfernt.
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Hinzu kommt das von der Politik beschlossene Konzept „Sitzen statt Parken“, bei dem Parkplätze wegfallen, damit Gastronomen diese für die Außenbereiche ihrer Lokale benutzen. Insbesondere auf belebten Straßen wie zum Beispiel auf der Neusser Straße im Agnesviertel sind auf diese Weise seit der Corona-Pandemie, in der die Idee entstand, viele Stellplätze verloren gegangen.
Parkraum am Straßenrand in den Innenstädten wegzunehmen, gilt auch unter Verkehrsexperten als grundsätzlich sinnvolles Mittel, um die Lebensqualität zu erhöhen. „Es ist dann aber wichtig, auch einen Ausgleich für die wegfallenden Parkplätze zu schaffen“, sagt Roman Suthold vom ADAC. Genau das ist in Köln bislang aber nicht geschehen.
Ratsbündnis hat einen Masterplan Parken für Köln beschlossen
Dabei hatte das Ratsbündnis im Jahr 2021 die Stadtverwaltung damit beauftragt, einen Masterplan Parken umzusetzen, der vorsieht, Parkplätze am Straßenrand reduzieren. Gleichzeitig zeigt der Beschluss aber auch Alternativen vor. So sollen Anwohner statt auf der Straße in Parkhäusern oder auf Parkplätzen von Bezirkseinrichtungen, Autohändlern, Kaufhäusern und an Schulen parken können. Auch Quartiersgaragen nennt das Papier ausdrücklich als Alternative.
Doch umgesetzt hat das Verkehrsdezernat davon bislang kaum etwas. Für das sogenannte Feierabendparken, bei dem Anwohner ihr Auto nach Ladenschluss auf Supermarktparkplätzen abstellen dürfen, gibt es lediglich ein kleines Pilotprojekt, während die Nachbarstadt Düsseldorf bereits seit Jahren auf das Konzept setzt. In Köln ist im Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung erst seit Januar dieses Jahres ein Mitarbeiter dafür eingestellt worden, sich um eine Ausweitung des Feierabendparkens zu kümmern.
Noch schlechter lief es mit dem Bau neuer Quartiersgaragen, also Parkhäusern, die in Wohnvierteln gebaut werden, damit die Anwohner darin ihr Auto abstellen können. Die Stadt teilte nach jahrelangen erfolglosen Versuchen mit, dass Investoren kein Interesse am Bau solcher Quartiersgaragen gezeigt hätten. Auch die Betreiber bereits existierender Parkhäuser hätten sich nicht überzeugen lassen, diese nachts für Anwohner zu öffnen.
Projekt der Stadt Köln am Eigelstein kam bislang nicht zustande
Auch ein Projekt am Eigelstein kam nicht zustande. Die Stadt hatte überlegt, auf einem Parkplatz hinter einem Supermarkt ein Parkhaus zu bauen. So hätten sich die Parkplätze kompensieren lassen, die bei der Umsetzung des autofreien Eigelsteins wegfielen. Doch der Parkhausbau kam bis heute nicht zustande. Die Stadt argumentierte damit, dass das Projekt komplexer als zunächst angenommen sei. Im Untergrund des bisherigen Parkplatzes seien archäologische Funde zu erwarten, es gebe den Wunsch, die zum Teil sehr großen Bäume auf der Fläche zu erhalten, zum Supermarkt müsste ein Abstand eingehalten werden, der Zugang zum Weinhaus Vogel müsste bestehen bleiben.

Auf diesem Parkplatz an der Ecke Turiner Straße und Dagobertstraße sollte eine Quartiersgarage entstehen.
Copyright: Alexander Roll
Der Blick in andere Länder und Städte zeigt, dass autoarme Innenstädte realisierbar sind, ohne das Auto dabei komplett auszuschalten. So baut die Stadt Zürich in der Schweiz etwa zuerst eine neue Quartiersgarage und entfernt erst danach dieselbe Zahl an Stellplätzen im öffentlichen Straßenraum. In der niederländischen Stadt Groningen ist das Zentrum komplett autofrei, rund um den Kernbereich gibt es aber mehrere Parkhäuser, in denen sich das eigene Fahrzeug abstellen lässt. Wenn Anwohner ein größeres Möbelstück oder Elektrogerät in ihre Wohnung bringen müssen, dürfen sie das trotz der autofreien Zone machen.
Die Politik in Köln erwartet vom Verkehrsdezernat, dass es die seit Jahren geforderten Quartiersgaragen nun auch endlich in die Tat umsetzt. „Wenn sich keine privaten Anbieter finden, muss die Stadt notfalls selbst aktiv werden, beispielsweise durch die Gründung einer städtischen Gesellschaft, die solche Projekte realisiert“, sagt Teresa De Bellis-Olinger (CDU).