Vandalismus am RheinboulevardUnbekannte reißen Blumen aus

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Unbekannte verwüsteten Pflanzungen. 

Deutz – Fahrradnadeln und Blumenkübel: So sah die verabredete Strategie gegen Falschparken am Rheinboulevard aus, nachdem sich die beteiligten Akteure an einen Tisch gesetzt hatten. „Die Leute fahren am liebsten mit ihrem SUV bis an die Treppenstufen“, sagt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, Bündnis 90/Die Grünen, zum Problem, das die Politiker gemeinsam mit Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei und Verkehrsamt in den Griff kriegen wollten. Vor wenigen Wochen wurde das Umfeld der Kirche Alt St. Heribert, wo besonders wild geparkt wird, nun entsprechend umgestaltet. Doch das findet offenbar nicht bei jedem Zustimmung.

In der Nacht zum vorigen Mittwoch wurden die in den Kübeln gepflanzten Blumen einzeln herausgerissen und auf dem Boden verteilt. Das stellten die Mitglieder des „Fördervereins Historischer Park Deutz“ fest, die eine Patenschaft für das Areal übernommen hatten. Aus den eigenen Mitteln haben sie auch die Pflanzen bezahlt. Ein Schaden von vermutlich mehr als 1000 Euro sei entstanden, berichtet Thomas-Georg Tremblau vom Vorstand. Sie haben Anzeige erstattet. Nach ersten Auswertungen der angrenzenden Videoüberwachung, haben Unbekannte die Pflanzungen zerstört. „Das ist nun der Dank dafür“, sagt Tremblaus Mitstreiter Georg-Joseph Gnacke enttäuscht.

Überreste des römischen Kastells

Seit 2011 streitet der Verein für die Anerkennung der historischen Bedeutung, die diesem Abschnitt von Deutz innewohnt. Unter Teilen des Rheinboulevards, unter Kirche und Kloster liegen die Überreste des römischen Kastells, das im vierten Jahrhundert den Brückenkopf ins germanische Reich bildete und als Keimzelle von Deutz betrachtet werden kann. Erst mussten sich die engagierten Heimatforscher gegen die Pläne von Stadt und Politik durchsetzen, die den Rheinboulevard ohne besonderen Hinweis auf die römischen Bauten gestalten wollten. Und auch jetzt kämpfen sie offenbar immer noch um Akzeptanz.

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Georg-Joseph Gnacke, Vera Bühl, und Thomas-Georg Tremblau (v.l.) sind entsetzt über das Ausmaß der Verwüstungen.

Georg-Joseph Gnacke, Vera Bühl, und Thomas-Georg Tremblau (v.l.) sind entsetzt über das Ausmaß der Verwüstungen.

Die Fläche, auf der die Kübel und Fahrradständer stehen, bezeichnet mit dunklen Pflastersteinen Standorte und Grundrisse der römischen Gebäude. Trotz Parkverbots war die Ecke, bis die Kübel aufgestellt wurden, als Parkplatz beliebt, nicht nur bei fußfaulen Besuchern des Rheinboulevards. Auch Mitglieder der griechisch-orthodoxen Gemeinde, die in Deutz ihre Gottesdienste feiert, stellten ihre Autos gern neben der Kirche ab, berichten Hupke und Tremblau. Die Mitglieder kämen aus der ganzen Stadt und von außerhalb – viele mit dem Auto. Durch die Kübel seien nun für sie einige Parkplätze weggefallen.

"Neue Eskalationsstufe"

„Auf keinen Fall“ hätten Mitglieder etwas mit der Verwüstung der Bepflanzung zu tun, heißt es aus der Gemeinde. Gleichwohl gebe es zu wenig Parkplätze ringsum die Kirche. „Das kann jeder gewesen sein“, sagt auch Bezirksbürgermeister Hupke. Er sieht gleichwohl eine „neue Eskalationsstufe“ erreicht und kündigt an, sich in der Bezirksvertretung für eine Schranke einsetzen zu wollen, um die Zufahrt von der Mindener Straße zu regeln. Das zugrunde liegende Problem, sei jedoch das fehlende Verkehrskonzept für den gesamten Stadtteil, das sein Gremium „seit zehn Jahren“ fordere. „Nur damit ist das dauerhaft in den Griff zu bekommen“, sagt er und verweist auf die Besuchermagneten Lanxess-Arena, Messe und Rheinboulevard, die auf engstem Raum beieinander liegen.

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