KostensteigerungNächstes großes Kulturprojekt in Kölner Altstadt wird deutlich teurer

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Auf dem Gelände des ehemaligen Kaufhaus Kutz wird die WRM-Erweiterung gebaut.

Köln – Ein weiteres großes Bauprojekt der Stadt aus dem Kulturbereich droht finanziell aus dem Ruder zu laufen.

Zur seit zehn Jahren laufenden Sanierung von Oper und Schauspielhaus sowie den Verzögerungen beim Bau des Jüdischen Museums kommt jetzt auch der Erweiterungsbau für das Wallraf-Richartz-Museum hinzu, der ebenfalls deutlich teurer wird als bislang geplant.

Der Neubau in der Altstadt sollte eigentlich im kommenden Dezember beginnen und drei Jahre später abgeschlossen sein. Doch dieser Termin ist kaum noch zu halten – aktuelle Probebohrungen auf dem Grundstück haben ergeben, dass der Baugrund anders beschaffen ist, als die Planer das bislang auf der Basis vorhandener Unterlagen angenommen hatten. „Bei der Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums und Fondation Corboud stellt der Baugrund eine planerische und auch bauliche Herausforderung dar“, sagte eine Stadtsprecherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag.

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Der Entwurf für den Anbau

Nach den Probebohrungen, die im Juli abgeschlossen waren, habe sich herausgestellt, dass sich die bisherigen Planungen für den Neubau nicht wie gedacht umsetzen lassen. Die Bestandsunterlagen über das Grundstück, auf dem sich bis zum Abriss im Jahr 2004 das Kaufhaus Kutz befand, seien fehlerhaft gewesen.

Auf die Frage, ob der Baugrund nicht früher und gründlicher hätte untersucht werden müssen, antwortet die Stadt, dass sich die Beschaffenheit erst nach und nach herausgestellt habe. „Die Risiken werden seit Beginn der Voruntersuchungen betrachtet und in ihren zeitlichen Konsequenzen fortlaufend neu bewertet“, so die Sprecherin.

Stadt Köln muss Neubau umplanen lassen

Der Neubau muss jetzt noch einmal umgeplant werden – dabei seien diverse „Varianten entwickelt und bewertet“ worden, schreibt die Stadt im aktuellen Projektbericht. Die beteiligten Fachplaner seien derzeit damit beschäftigt, die Umsetzung und die Auswirkungen der Variante abschließend zu prüfen, die nun gebaut werden soll. Die Stadt bewertet das Risiko mit „hoch“. Um welchen Zeitraum sich die Bauarbeiten verzögern beziehungsweise verlängern werden, sei derzeit noch nicht bekannt.

Klar ist aber bereits jetzt, dass die bisher dafür kalkulierten rund 76 Millionen Euro nicht ausreichen werden, um den Erweiterungsbau zu realisieren. „Es besteht aufgrund der neuesten Erkenntnisse zum Baugrund sowie in Anbetracht der aktuellen Marktsituation ein hohes Kostenrisiko“, heißt es vonseiten der Stadt. Die Planer seien damit beschäftigt, die aus den Probebohrungen resultierenden Auswirkungen auf die Planung der Baugrube und des Hochbaus und damit auch auf die Kosten auszuwerten.

Vor dem Hintergrund der derzeitigen Marktsituation mit einer erhöhten Nachfrage, Materialknappheit sowie dem Russland-Ukraine-Konflikt sei außerdem von deutlich steigenden Baupreisen auszugehen. Die Stadt hat für den Fall der Fälle eine Risikoreserve in Höhe von 19 Millionen Euro vorgesehen – ob diese tatsächlich ausreichen wird, ist noch unklar. Im September will die Stadt eine neue Berechnung vorlegen.

Versorgungsleitungen in der Kölner Altstadt müssen verlegt werden

Zuvor hatte es bei dem Bauprojekt bereits Schwierigkeiten mit dem geplanten Verbindungstunnel in der Martinstraße zwischen dem Wallraf-Richartz-Museum und dem Erweiterungsbau gegeben. Um diesen zu ermöglichen, mussten zunächst Versorgungs- und Glasfaserleitungen an den Rand der Baustelle verlegt werden. Das machte laut Stadt umfangreiche und aufwendige Abstimmungen notwendig, die inzwischen aber abgeschlossen sind. Bis Ende August soll das Vergabeverfahren für das Bauunternehmen abgeschlossen sein.

Seit fast einem Jahrzehnt soll das Wallraf-Richartz-Museum mit dem Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite erweitert werden, um dort die ewige Leihgabe des 2017 verstorbenen Schweizer Sammlers Gérard Corboud unterzubringen, die dieser der Stadt bereits vor 20 Jahren übergeben hatte. Der Entwurf stammt vom Büro Christ & Gantenbein, das sich 2013 in einem Architektenwettbewerb gegen 15 Konkurrenten aus England, Frankreich, der Schweiz und Deutschland durchsetzte. Der Erweiterungsbau wird über rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sowie weitere 500 Quadratmeter für Nebenräume verfügen und soll unterirdisch mit dem Hauptbau verbunden werden. Nach einem Vergabestreit hatten sich Planung und Bau bereits mehrfach verzögert – im Jahr 2026 soll der Erweiterungsbau nach bisheriger Planung eröffnet werden.

Das Grundstück, auf dem sich früher das ehemalige Kaufhaus Kutz befand, ist seit 18 Jahren unbebaut. Es diente zeitweise als Lagerplatz für die Baustelle der Nord-Süd-Stadtbahn. Als das Kaufhaus 2004 abgerissen wurde, stand das von der Stadt gekaufte Gebäude bereits seit zehn Jahren leer. Der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma freute sich damals, dass „der Schandfleck an dieser markanten Stelle der Altstadt beseitigt“ werden konnte, um „Platz für einen attraktiven Neubau schaffen zu können“. Bis es tatsächlich so weit ist, werden mehr als 20 Jahre vergangen sein.

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