Erweiterung und SanierungStadt Köln gibt Kompetenzen bei Wallraf-Richartz-Museum ab

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Ansicht der geplanten Altstadtmitte mit einem braunen Museumsgebäude im Zentrum.

So soll der Erweiterungsbau des Kölner Wallraf-Richartz-Museums nach den Entwürfen des Basler Architektenbüros Christ & Gantenbein aussehen.

Die Stadt gibt beim Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums Kompetenzen an einen externen Projektmanager ab. Der Stifterrat spricht von einem Meilenstein.

Es klingt wie eine gewöhnliche Personalie, doch Peter Jungen, Vorsitzender des WRM-Stifterrats, sieht in ihr einen „wichtigen Meilenstein“ auf dem Weg zur Vollendung einer schier unendlichen Geschichte. An diesem Mittwoch meldeten Stadt Köln und Stifterrat in seltener Einmütigkeit, dass Jürgen M. Volm, der vom Stifterrat lange geforderte externe Projektmanager für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums, seine Arbeit aufgenommen hat. Volm wird demnach auch für die aktuelle Generalsanierung des von Oswald M. Ungers entworfenen Museumsgebäudes zuständig sein.

Für Peter Jungen ist Volms Ernennung „eine Zäsur“, denn erstmals in der über 20-jährigen Geschichte des WRM-Erweiterungsbaus gebe es ein professionelles Projektmanagment. Bei Volm sollen laut Jungen sämtliche Fäden zusammenlaufen, auch die bisher zuständige Stadtverwaltung befinde sich ihm gegenüber in der Bringschuld. Jungen bringt es auf eine einfache Formel: „Die Gebäudewirtschaft ist raus, Herr Volm ist Mr. Erweiterungsbau.“

Der erste Spatenstich soll „voraussichtlich im Frühjahr 2024“ erfolgen

In dieser Funktion antwortet Volm lediglich dem Bauherren in Person von Baudezernent Markus Greitemann. Dieser betonte in der gemeinsamen Erklärung, einzelne Mitarbeiter der Gebäudewirtschaft würden den Projektmanager weiterhin fachlich unterstützen, insbesondere mit Blick auf den späteren Gebäudebetrieb.

Beschlossen wurde Volms Ernennung bereits im August vergangenen Jahres – ein weiteres Zeichen dafür, dass gut Ding eben Weile braucht. Entsprechend vorsichtig fällt Volms erste öffentliche Amtshandlung aus. Nach einer Bestandsaufnahme mit sämtlichen Beteiligten, Stadt Köln, Stifterrat, Architekten und Generalplaner, nennt er nun die ersten Termine: Der Spatenstich für den Erweiterungsbau könne demnach „voraussichtlich im Frühjahr 2024“ erfolgen und die Grundsteinlegung „frühestens im Herbst 2024“. Zu den erwarteten Baukosten gibt es nichts Neues; zuletzt hatte die Stadt mit 76 Millionen Euro sowie einer Risikozulage in Höhe von 19 Millionen Euro kalkuliert. Auch die Eröffnung ist weiterhin für das Frühjahr 2028 geplant. 

Die Stadt Köln macht erstmals deutlich, dass sie den Erweiterungsbau unbedingt will
Peter Jungen, Stifterrat

Für Peter Jungen fehlte es in der Projektplanung bislang vor allem an Führung und in der Politik vielleicht am rechten Willen, die aus dem Jahr 2001 stammende Zusage für den Erweiterungsbau tatsächlich einzuhalten. Damals hatte der Schweizer Sammler Gérard J. Corboud der Stadt mehr als 170 Gemälde, vor allem Werke des Impressionismus, als „ewige Leihgabe“ überlassen und dafür die Bedingung gestellt, diese möge dauerhaft und angemessen präsentiert werden. Zwischenzeitlich sollte der Grundstein für den dafür nötigen Erweiterungsbau auf dem ehemaligen Gelände des Kaufhauses Kutz im Jahr 2015 und damit rechtzeitig zu Corbouds 90. Geburtstag gelegt werden. Doch die Planungen verzögerten sich, im Jahr 2017 verstarb Corboud, ohne nennenswerte Fortschritte seines Lebenstraums gesehen zu haben.

Der Stifterrat hatte sich in der Debatte um die WRM-Erweiterung stets eindeutig positioniert. Er forderte vehement die Einhaltung gegebener Versprechen und trat selbst in Vorleistung, indem er einen Architekturwettbewerb für den Erweiterungsbau finanzierte – aus diesem ging 2013 ein Entwurf des Schweizer Büros Christ & Gantenbein als Sieger hervor. Er soll nicht nur die Fondation Corboud aufnehmen, sondern auch einige Funktionsmängel des Hauptgebäudes ausgleichen; bei stärkerem Besucherandrang stößt der Ungers-Bau etwa rasch an Kapazitätsgrenzen. In der Stadtpolitik gab es hingegen stets Vorbehalte, dem erst 2001 eröffneten Wallraf-Richartz-Museum einen Erweiterungsbau zu spendieren.

Für Peter Jungen macht die Stadt mit der Entscheidung für den externen, als freien Mitarbeiter beschäftigten Projektmanager erstmals deutlich, dass sie den Erweiterungsbau unbedingt will. Für die Verwaltung, die wesentliche Kompetenzen an Volm abtrete, sei dies eine große Umstellung. Man werde sehen und genau beobachten, so Jungen, wie sie damit umzugehen lerne.

Einen besonderen Vorteil verspricht sich Jungen davon, dass Volm in Personalunion auch für die derzeit durchgeführte Generalsanierung des WRM zuständig sei. Auf diese Weise ließen sich Konflikte zwischen beiden Projekten am ehesten vermeiden, und man könne sicherstellen, dass sich die Technik beider Häuser miteinander verträgt. Vielleicht macht diese gebündelte Kompetenz auch vor bösen Überraschungen gefeit: Im vergangenen Jahr wurden im Baugrund des Erweiterungsbaus unbekannte Hohlräume entdeckt.

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