In diesen Tagen macht sogar das Bahnfahren Spaß. Warum man in den Sommerferien Köln niemals den Rücken kehren sollte.
Warum ich Köln liebeDie Stadt der freien Auswahl


Sommer in Köln: freie Auswahl vor der Weinstube Morio auf dem Schillplatz.
Copyright: Alexander Schwaiger
Ich weiß nicht, wie es Ihnen gerade geht, aber die noch ganz frischen Sommerferien in Köln fühlen sich an wie ein Mund voller saftiger Brombeeren aus unserem Kleingarten an der Rennbahn. Frisch gepflückt in Weidenpesch. Der Sommer in Köln lebt von der Hand in den Mund. Sommerferien! Sie fühlen sich an wie der neugierige Igel, der in der Dämmerung mutig aus der Hecke hervorlugt, als wollte er sagen: Was macht ihr noch hier? Nachts ist das hier mein Revier.
Okay. Verstanden. Wir sind ja schon weg, mein Freund. Es sei auch dir gegönnt, das leere Köln.
Willi, die Schildkröte aus dem Nachbargarten, ist dieser Tage ausgebüxt und in aller Seelenruhe quer durch die Anlage spaziert, hat sich mal so richtig satt gefuttert an allen Salatvariationen, um sich dann nach zwei Tagen Freiheit wieder einsammeln zu lassen. Willi ist 28 und hat ein Gespür dafür, wann das Risiko gering ist, zu schnell entdeckt zu werden. Wann hat man das schon, dass fast alle Kleingärtner weg sind? Im Baskenland, in Nordfrankreich, auf Kreta oder am Ijsselmeer.
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Noch Fragen? Warum ich Köln liebe? Der Igel hat uns verjagt. Zum Glück. Da könnte man doch mal am Schillplatz in Nippes vorbeiradeln. Auf ein Gläschen Wein vorm Morio. Ganz spontan. Ohne Reservierung. An diesem lauwarmen Abend mitten im Veedel mit einer Einwohnerdichte, bei der man normalerweise aufpassen muss, den Tischnachbarn nicht zu verletzen, wenn man das Glas zum Mund führt.
Freiwillige Bettensteuer fürs eigene Schlafzimmer
Und jetzt? Ein freier Tisch. DRAUSSEN! Kein Warten auf der Holzbank unter dem Baum. An den Stränden Europas tobt jetzt der Handtuchkrieg. Allein für diesen Augenblick würde ich freiwillig Kurtaxe zahlen. Und Bettensteuer fürs eigene Schlafzimmer. Wenn Köln doch das ganze Jahr über nur 500.000 Einwohner hätte.
Der Müllmann strahlt, weil er jede zweite Tonne gar nicht erst auf die Straße schieben muss. Und sogar das Bahnfahren macht Spaß. Überall wird gebaut wie blöd, aber Verspätungen mit Sitzplatz zwischen Köln und Düsseldorf fühlen sich doch gleich ganz anders an.
Von den freien Parkplätzen mal ganz zu schweigen. Lauter Lücken – und das im Agnesviertel. Da könnte man glatt der Versuchung erliegen, den Wagen abends immer umzuparken, obwohl man ihn tagsüber gar nicht gebraucht. Freie Auswahl. Dieses Gefühl hatte ich zuletzt als Kind auf der Kirmes. Beim Entenangeln.
Sommerferien – knöllchenfreie Zeit. Da darf man auch mal reinfallen, in einem Biergarten, der namentlich unerwähnt bleiben soll, weil für schlechte Laune einfach kein Platz ist. Eine Portion Pommes mit drei Klecksen Oliventapenade, Rote-Bete-Mousse und Kräuterquark, gekrönt von Salatspitzen für 13,90 Euro? Dazu ein kleines Kölsch für 2,50 Euro? Muss man nicht zweimal haben, in einem leeren Köln. Bei freier Auswahl.
Liebe Urlauber, die ihr gerade in der ganzen Welt unterwegs seid. Genießt die Zeit, bleibt möglichst lange weg. Ich gönne es euch von Herzen. Und solltet ihr eines Tages wiederkommen, werden wir euch dennoch freundlich empfangen. Auch wenn es so schön war, als ihr nicht da wart.