LuxusuhrenSo stehlen „Rolex-Räuber“ in Köln teure Uhren

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Ein Fall aus Köln drehte sich um eine Luxus-Uhr der Marke Rolex. (Symbolbild)

Köln – Ein Dienstagabend Mitte Dezember auf dem Eigelstein, 20 Uhr: Vier junge Männer rütteln an einem Auto, dessen Fahrer soeben vor einem Hotel geparkt hat. Der 53-Jährige steigt aus, die Täter, die laut Polizei ein asiatisches Aussehen haben, greifen ihn an, schubsen und schlagen ihn und rennen davon. Dann erst merkt der Tourist, dass seine 70.000 Euro teure Armbanduhr der Marke „Breguet“ weg ist.

Ein Mittwochnachmittag vier Wochen zuvor in Bayenthal, 14 Uhr: Ein 77 Jahre alter Autofahrer hält vor einer Garagenzufahrt auf der Alteburger Straße. Während das Tor hochfährt, spricht ihn eine junge Frau in gebrochenem Deutsch an. Der Rentner versteht sie nicht, öffnet das Seitenfenster – da reißt die Frau an seiner mehr als 20.000 Euro teuren Rolex „Daytona“ an seinem Handgelenk. Der 77-Jährige wehrt sich, stürzt aus dem Wagen, die Frau flüchtet mit der Uhr und einem Komplizen in einem Auto mit Coesfelder Kennzeichen.

Raubüberfälle wie diese sind keine Einzelfälle mehr in Köln

Raubüberfälle wie diese sind keine Einzelfälle mehr in Köln. 30 Mal haben Täter im abgelaufenen Jahr mit dieser oder einen ähnlichen Masche hohe Beute gemacht, 20 Mal waren sie im Jahr 2020 erfolgreich. „Beuteziel war ausschließlich die am Handgelenk getragene hochwertige Armbanduhr. Der Wert lag jeweils zwischen mehreren tausend und einhunderttausend Euro“, sagt Polizeioberkommissar Philipp Hüwe. Die Taten sind kein Kölner Phänomen, es gibt sie bundesweit. „Zwischen den betreffenden Behörden besteht ein Informationsaustausch.“ Festnahmen gelingen nur äußerst selten. Urlauber kennen die Masche zum Beispiel aus Mallorca oder Ibiza: Dort häuften sich die Taten zuletzt so sehr, dass die Polizei eine spezielle Ermittlungseinheit gründete.

Hierzulande geht die Kripo davon aus, dass sie es mit verschiedenen Banden zu tun hat. In Köln unterscheidet die Polizei drei unterschiedliche Vorgehensweisen: In der Innenstadt – wie bei der Tat am Eigelstein – scheinen die Täter ihre potenziellen Opfer vorwiegend in Cafés zu suchen. Sie observieren sie regelrecht und verfolgen sie, bis ihnen die Gelegenheit zum Zugriff günstig erscheint. „Die Taten finden unter anderem in Parkhäusern und Tiefgeragen beim Besteigen des Fahrzeugs statt oder während das Opfer das Terminal zum Durchfahren des Ein- und Ausfahrtbereiches bedient“, schildert Hüwe.

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Im Kölner Süden dagegen – wie bei der Tat auf der Alteburger Straße – werden die Opfer meistens von Frauen angesprochen. Sie täuschen zum Beispiel vor, Hilfe zu benötigen oder machen den Opfern sexuelle Angebote, sagt Hüwe. „Die Täterinnen versuchen, räumliche Nähe zu ihrem Opfer aufzubauen, um dann bei günstiger Gelegenheit die am Handgelenk getragene Armbanduhr zu entwenden.“ Oft handele es sich also um einen Trickdiebstahl, nur in Einzelfällen wie in Bayenthal wendeten die Täterinnen Gewalt an.

Bei einer dritten Variante durchforsten die Kriminellen Verkaufsplattformen im Internet nach Inseraten mit hochwertigen Uhren. Sie vereinbaren einen Termin mit dem Verkäufer und stehlen oder rauben ihre Beute bei dieser Gelegenheit - oder tricksen das Opfer aus. In einem Fall Mitte November in einem Vier-Sterne-Hotel in der Innenstadt zahlten die Täter einen fünfstelligen Betrag – Falschgeld, wie sich später herausstellte.

Hausratversicherung könnte Schaden ersetzen

Präventionshinweise sind schwierig. „Uhren sind schließlich dafür da, dass man sie am Arm trägt, auch sichtbar“, sagt ein Ermittler. Immerhin: In vielen Fällen könnte die Hausratversicherung einspringen. Ein deutscher Tourist, dem seine Armbanduhr in Italien vom Handgelenk gerissen worden war, war gerichtlich gegen seine Versicherung vorgegangen, die sich geweigert hatte, den Schaden zu ersetzen – mit der Begründung, den Mann treffe eine Mitschuld an dem Überfall. Das Oberlandesgericht Köln urteilte aber, es sei „im Hinblick auf eine mögliche Raubgefahr“ nicht grob fahrlässig, mittags in der Innenstadt von Neapel auf einer belebten Einkaufsstraße eine wertvolle goldene Uhr zu tragen.

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