Kriminalität in KölnWarum es immer weniger Wohnungseinbrüche gibt

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Eine Person begeht einen Einbruch. (Symbolbild)

Köln – Sie kommen meist am späten Nachmittag in unbeleuchtete Wohnungen, knacken Türen oder Fenster, durchwühlen Schränke und Schubladen und entkommen mit Bargeld, Schmuck und anderen Wertsachen. Die bald beginnende Winterzeit hätte mit ihren dunklen Stunden wieder das Potenzial, zur Hochsaison für Einbrecher zu werden. So jedenfalls wäre es üblich in der Stadt, in der normalerweise alljährlich die Einbruchszahlen von Oktober an massiv ansteigen.

Schon 2020 machte da aber mit einem Niedrigrekord an Einbrüchen eine Ausnahme. Und in diesem Jahr, so schätzt die Polizei, könnte es so wenige Fälle geben wie noch nie seit Erhebung der Daten. „Wenn sich die Entwicklung der ersten neun Monate auch im letzten Quartal 2021 fortführt, wird diese sehr positiven Fallzahlen des Vorjahres nochmals unterboten werden“, sagt Ralf Trippe, Kommissariatsleiter für Kriminalprävention und Opferschutz nun dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Diese Entwicklung liegt auch an Corona – aber wohl nicht nur.

Nur noch 1992 Wohnungseinbruchsdiebstähle in der Stadt wurden der Polizei im vergangenen Jahr gemeldet, so wenige wie noch nie. Die Zahl hatte sich zum Beispiel im Vergleich zu 2015 halbiert. Durch Corona blieben viele Menschen abends zu Hause und machten Einbrechern somit quasi gezwungenermaßen das Leben schwer.

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Auch in anderen Kriminalitätsgebieten verzeichnete die Polizei ja im vergangenen Jahr Niedrigstände. In diesem Jahr legte sich abermals ein Lockdown quer über die sonst einbruchsstarken Wintermonate. Danach folgte sogar eine abendliche nächtliche Ausgangssperre im Frühling. Schlimmer hätte es kaum kommen können für Einbrecher.

Nur im Kölner Westen gab es wieder mehr Einbrüche

So gingen 2020 fast überall in Köln die Zahlen stark zurück. Einzig im Gebiet der Polizeiinspektion West - die Polizei erfasst die Zahlen nur inspektionsweit – stiegen die Werte. Die Behörde begründet die Entwicklung in dem Gebiet unter anderem mit Ehrenfeld, Weiden und Junkersdorf mit der Schwankungsanfälligkeit der schon im Vorjahr niedrigen Zahlen. Eine Einbruchsserie oder ähnliches habe es nicht gegeben.

Dass sich die Fallzahlen aber seit wenigen Jahren überhaupt auf so niedrigem Niveau bewegen, liegt sicher auch an inzwischen deutlich einbruchssichereren Fenstern und Türen. „Normalerweise lässt der Täter von dem Einbruch ab, wenn er länger als fünf Minuten braucht, um die Tür oder das Fenster zu öffnen“, sagt Thomas Wener, der bei der Polizei zu dem Thema berät.

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Obwohl es bei Einbrüchen eine hohe Dunkelziffer gibt und die Aufklärungsquote im Vergleich zu anderen Delikten recht niedrig ist, haben die Ermittler viele Erkenntnisse über Taten und Täter. So finden die meisten Einbrüche freitags und samstags zwischen 16 und 20 Uhr in der Winterzeit zwischen Ende Oktober bis in den Frühling und damit im Schutz der Dunkelheit statt. In der Regel gucken sich die Einbrecher Wohnungen aus, in denen kein Licht brennt.

Dann folgt meistens das ‚Kontrollklingeln‘. Und wenn die Täter dann glauben, dass niemand in der Wohnung ist, brechen sie ein“, sagt Wener. Nachts hingegen ist die einbruchsärmste Zeit, weil dann fast alle zu Hause sind. „Der ‚normale‘ Einbrecher will in aller Regel schnell und unbemerkt in die Wohnung rein und schnell wieder raus. Er sucht in der Regel nicht die Konfrontation mit den Bewohnern“, sagt Trippe.

Bewegungsmelder helfen gegen Einbrecher

„Die meisten Einbrecher kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto in die Nähe und laufen die restlichen Meter bis zum Tatort zu Fuß“, sagt Wener. Anderen finanziell ertragreichen Tätigkeiten gingen Einbrecher in der Regel offenbar nicht nach. „„Die allermeisten Täter bestreiten ihren Lebensunterhalt von den Einbrüchen. Meistens verüben sie mehrere am Tag“, sagt Wener.

Im Gegensatz zu anderen Kriminalitätsfeldern gehen die Täter meistens spontan und ungeplant vor, ist sich die Polizei sicher. „Ein Einbrecher ist in aller Regel kein gewaltbereiter Mensch. Er plant nicht groß im Voraus und geht nicht nach der zu erwartenden Summe der Beute, sondern nach der Gunst der Stunde: Wo kommt er schnell und möglichst problemlos rein?“, erklärt Wener. „Am nächsten Tag ist er dann in einem anderen Viertel aktiv.“

Zum Opfer werden die meisten also eher zufällig. Dennoch gibt es Wege, sich zu schützen, betont Wener. Türen abschließen und Fenster nicht kippen, wenn niemand da ist. Gerade für die aktuelle Urlaubszeit rät Wener außerdem Zeitschaltuhren, sodass immer wieder das Licht leuchtet. „In Gärten sollten Bewegungsmelder an allen Seiten aufgehängt werden, möglichst sabotagesicher auf mindestens vier Metern Höhe und möglichst modern, sodass sie nicht bei jeder Maus auslösen“, sagt Wener.

Nur vermeintlichen Schutz böten indes übliche Rollläden. Diese seien nicht mehr als ein Licht- und Witterungsschutz, aber kein Einbruchsschutz. „Normale, heruntergefahrene Rollläden halten keinen geübten Einbrecher länger als eine halbe Minute auf“, sagt Wener. „Im Urlaub sollten die Rollläden sowieso nicht dauerhaft heruntergelassen werden. Dann kann man auch gleich mit großen Leuchtbuchstaben an die Fassade schreiben, dass man nicht zu Hause ist.“

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