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Aus Liebe zum TeeNeues „Genuss-Studio“ auf der Zülpicher Straße in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Wirbt für Teegenuss auch außerhalb des Winters: Tee-Sommelier Klaus Brühl verkauft in seinem Genuss-Studio an der Zülpicher Straße Tees in allen Variationen.

Wirbt für Teegenuss auch außerhalb des Winters: Tee-Sommelier Klaus Brühl verkauft in seinem Genuss-Studio an der Zülpicher Straße Tees in allen Variationen.

Köln – Um den Weltmeistertitel nicht weiterhin ganz den Ostfriesen zu überlassen, müssten wir anfangen, ordentlich was zu schlucken. „Die Teekultur ist verkümmert hier in Deutschland“, sagt ein Mann, der bereits als Kind eine Leidenschaft für dieses Getränk entwickelte und seit kurzem auch beruflich davon lebt. 250 Liter jährlich pro Kopf wie die Leute an der Nordseeküste – davon ist der Rest der Nation zum Leidwesen von Klaus Brühl meilenweit entfernt. Tee werde hierzulande seinen Ruf nur schwer los, bedauert der 54-Jährige. „Man trinkt ihn, wenn man krank ist oder wenn es kalt ist. Das finde ich sehr schade.“

Dass Letzteres ausgesprochen kurzsichtig ist, beweist Brühl, indem er während der heißen Monate in seinem Genuss-Studio selbst gemischte Eistees verkosten lässt.

Dass entsprechend deklarierte Getränke in den Supermärkten oft nicht mal rudimentär etwas mit Tee zu tun haben, sondern im Wesentlichen aus Zucker und künstlichen Aromastoffen bestehen, kommt Brühl teilweise sogar entgegen. Seine Kundschaft reagiert immer wieder erstaunt, dass Eistee so anders, so gut und vor allem so süß schmecken kann, selbst wenn er nicht mal einen Hauch von Industriezucker enthält.

Alles zum Thema Zülpicher Straße in Köln

Ausbildung als Tee-Sommelier

Brühl hat Soziologie und Wirtschaftswissenschaften studiert und war jahrelang im Bereich Mitarbeiterschulung für Unternehmen, Computerschulung und IT tätig. Dabei hätte ihm schon während seiner Jugend in Ennepetal klar sein müssen, dass er für etwas anderes brennt. Rückblickend jedenfalls erweist sich die Teestube, die er damals an der Schule eingerichtet hatte, als Initialzündung für seine jetzige berufliche Tätigkeit.

Bevor er seine Selbstständigkeit in Köln anging, hat Brühl jedoch erstmal eine Ausbildung als Tee-Sommelier absolviert, und in der Tat lassen seine Geschmacksbeschreibungen an die Urteile von Weinexperten denken. Brühl gießt für seinen Besucher aus einem Tonkännchen einen japanischen Halbschattentee in eine henkellose Tasse und erläutert, dass die Pflanzen dieses sehr delikaten Tees sechs Wochen lang tagtäglich mit Netzen überdeckt würden, damit die Pflanze zwar mit Sauerstoff in Berührung komme, die Photosynthese jedoch gestoppt werde.

„Blumige Struktur, leicht aromatisch und im Abgang hat er eine etwas herbere Note“, lautet der Befund des Spezialisten, nachdem er einen Schluck des ersten Aufgusses probiert hat. Natürlich ist die Basis nicht das kalkhaltige Kölner Leitungswasser, sondern „am liebsten ein mineralstoffarmes Produkt aus der Flasche“.

Tee als Genussmittel

Brühl kann stundenlang über Tee reden und schwärmen. Es ist ihm ein Anliegen, dem Getränk mehr den Status des Genussmittels zuteilwerden zu lassen. Tee enthalte viele Mineralstoffe, die als Antioxidantien im Körper fungierten und gegen freie Radikale wirkten.

Ein altes chinesisches Sprichwort aus der Kaiserzeit besage, es gebe drei Fehler auf dieser Welt. „Erstens, dass man die Jugend durch schlechte Erziehung verdirbt; zweitens: wenn Kunst von Banausen begafft wird und drittens: wenn man Tee achtlos zubereitet, weil man ihn dadurch vernichtet.“ Dass in der Gastronomie noch immer an in seinen Augen schlechten Teebeuteln festgehalten werde, hält der Teeliebhaber für skandalös. „Wenn so viel Schindluder mit Wein betrieben würde, was glauben Sie, was da los wäre?“

Auch Rezepte mit Alkohol

Natürlich in erster Linie des Aromas wegen, aber vielleicht auch, um ein wenig am hartnäckig klebenden Ruf als Gesundheitsmittel zu kratzen, hält Brühl bei seinen Eigenmischungen ein paar Rezepte mit Alkohol bereit, wie etwa Charles Rosen, ein mit Rosenwasser hergestelltes Getränk, dem Gin zugesetzt wird. Auch ein klassischer Earl Grey lasse sich beispielsweise durch Gin aufpeppen.

Seine Kreation „John Lemmon“ enthält zwar nichts Hochprozentiges, weist jedoch einen besonderen Frische-Kick auf, weil der Mischung aus Zitronengras, Hibiskus, Süßholz, Zimt und rotem Pfeffer am Ende neben Eiswürfeln noch Tonicwater zugesetzt wird. Das Besondere an Brühls Genuss-Studio: Hier können sich die Kunden ihre eigene Teemischung zusammenstellen. Voraussetzung dafür ist der Besuch eines Teemisch-Workshops, den er alle 14 Tage samstags anbietet.

www.genuss-studio.de

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