Das war mehr als ein Chorkonzert, das war ein grandioses Musikspektakel. Die szenische Aufführung von Carl Orffs „Carmina Burana“ des KölnChors in der Halle Tor 2 wurde an zwei Abenden von jeweils rund 500 Zuschauern mit Standing Ovations und lauten Bravorufen gefeiert. Für die Solisten gab’s gar Gekreische wie bei echten Popstars. Und das zu Recht.

Zum zehnjährigen Bestehen des Chors hatten dessen Leiter Reinhold Pfeifer und Dirigent Wolfgang Siegenbrink eine ungewöhnliche Inszenierung an einem ungewöhnlichen Ort vorbereitet. „Sechs Wochen haben wir allein die Spielszenen geprobt“, sagt Pfeifer.

Schon vor dem Konzert und in den Pausen zogen die Gaukler der Schmidtberger-Familie mit einem Leiterwagen zwischen den Biertischen umher. Dazu wurde jongliert und gezaubert, wurden zu Drehleier und Laute mittelalterliche Lieder angestimmt, etwa „Liebesjammer eines Dorfknechtes“. Dann sprang Bariton Peter Schöne in einem Köbes-Outfit auf den Tresen und verteilte zum „In Taberna“-Solo Kölschflaschen an die Sänger. Tenor Joaquin Asiain wurde zum „Lied des gebratenen Schwans“ von acht Chorsängerinnen auf einem Tisch liegend hereingetragen und Sopranistin Stefanie Wüst zu ihren Arien von einem Kinderchor – Jungen und Mädchen aus den Klassen 5 und 6 der Liebfrauenschule – durch die Halle geleitet.

Das rustikale Ambiente der Halle Tor 2 passte recht gut zur Orff’schen Musik und den lateinischen Gesängen. „Es war schon schwierig, alle Texte im Vorfeld auswendig zu lernen. Da half nicht mal das große Latinum“, sagt Chorsprecher Hasso Franken und lacht. Zum Finale mit „O Fortuna“ waren alle Mitwirkenden nach dem Ausflug ins Mittelalter wieder in der Jetztzeit angekommen: Die Kinder wuselten mit Einrädern und Bällen umher, die Sänger plauderten oderspielten mit ihren Handys.

Richtig angetan von der Atmosphäre war auch Dirigent Siegenbrink. „Solch ein aufwendiges Spektakel habe ich noch nie geleite. Das erinnert mich an meine Zeiten an der Bonner Oper.“ Nach dem Erfolg beim Publikum soll es nun im nächsten Jahr eine Wiederholung geben.