Fiebermessen und Zoom-MeetingSo verarbeitet der Kölner „Tatort“ das Coronavirus

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Tatort (1)

Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt bei der virtuellen Pressekonferenz

  • Dietmar Bär hält die Corona-Regeln für eine gute Übung in Solidarität.
  • Klaus J. Behrendt würde gern die 100 Kölner „Tatort"-Folgen voll machen.
  • Im gerade abgedrehten Krimi geht es um Verbrechen an Obdachlosen – und die Ermittler müssen ihre Arbeit auch an das Corona-Virus anpassen.

Köln – Alles anders in diesen Zeiten. Wer hätte noch vor ein paar Monaten gedacht, sinniert Klaus J. Behrendt, dass wir uns manchmal fühlen, als spielten wir in einem Katastrophenfilm von Roland Emmerich mit? Na ja, die Welt geht zwar nicht gleich unter, aber normal sind die Bedingungen nicht, unter denen der Kölner „Tatort“-Kommissar und sein Mitstreiter Dietmar Bär die jüngste Folge ihrer Krimireihe gedreht haben.

„Es geht schon los beim morgendlichen Abholen. Wir haben keine Limousine mehr, sondern einen VW-Bus, der abgehängt ist mit einer Plexi-Folie“, schildert Behrendt. „Unser Fahrer sitzt darin mit einem Mundschutz, und wir beide sitzen hinten mit Mundschutz. Und wenn man ankommt am Set, geht es los mit allmorgendlichem Fiebermessen.“

„Tatort“-Ermittler müssen ihre Arbeit an Corona anpassen

Normal ist auch der Rahmen unseres Gesprächs mit Behrendt und Bär nicht. Es ist der letzte Drehtag der „Tatort“-Folge „Brennen sollst Du“, der die beiden Kölner Kommissare Ballauf und Schenk ins Obdachlosen-Milieu der Stadt führt. Speziell die Nöte weiblicher Obdachloser werden im Mittelpunkt des Krimis stehen, der im kommenden Jahr ausgestrahlt wird (Regie: Nina Wolfrum, Buch: Jürgen Werner).

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Um den Zuschauern die Beschwernisse und Gefahren des Lebens auf der Straße möglichst deutlich vor Augen zu führen, habe man eigentlich in einer kälteren Jahreszeit drehen wollen, erzählt der Produzent der Films, Jan Kruse – dann kam Corona und legte alles lahm. Nun dreht man im Sommer. Und Corona sorgt auch dafür, dass wir die beiden Hauptdarsteller nicht von Angesicht zu Angesicht treffen, sondern im Rahmen einer jener virtuellen Konferenzschaltungen, die sich seit Beginn der Pandemie großer Beliebtheit erfreuen.

Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär sitzen vor ihren Laptops, die im fiktiven Polizeirevier in einem Industriegebiet in Köln-Marsdorf aufgebaut sind. Sich an die Corona-Regeln zu halten – „ich glaube, dass das eine gute Übung ist, um Solidarität zu zeigen, dass man das auch im Alltag macht, wenn man außerhalb seiner Arbeit ist“, meint Bär. Haben sich aber die Abstandsregeln auf die Handlung des Films selbst ausgewirkt, mussten Ballauf und Schenk den Verbrechern die Handschellen zuwerfen? Mit Handschellen hätten sie in 81 Kölner „Tatort“-Folgen noch nie zu tun gehabt, winkt Bär ab, aber in der Tat: „Wir haben bei allen Einstellungen darauf geachtet, dass das funktioniert.“

Lust auf den 100. Kölner „Tatort"

Nachdem in den ersten Monaten, als der Lockdown streng gehandhabt wurde, Dreharbeiten gänzlich zum Erliegen kamen, sind sie nun unter Auflagen wieder erlaubt – dazu zählt auch für die „Tatort“-Kommissare neben Fiebermessen und Hygienevorschriften der Aufenthalt in Quarantäne. Das wird erstmal so bleiben – die Dreharbeiten zu ihrem 82. Fall beginnen für Bär und Behrendt im Spätsommer. Es geht also auf die Hundert zu; die würden sie gerne vollmachen, sagen sie. Wenn die Leute ihnen dann noch zuschauen wollen, wie sie Verbrecher fangen.

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