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Debatte über Cannabis bei „Hart aber fair“„Was Sie sagen, ist absurd“ – Lauterbach liefert sich Wortgefechte mit CSU-Politiker

Lesezeit 4 Minuten
ARD/"hart aber fair" vom 23.01.2023
abgebildete Personen v.l.n.r. Karl Lauterbach (SPD, Bundesgesundheitsminister)

Karl Lauterbach am Montagabend bei „Hart aber fair“.

In der dritten Sendung von „Hart aber fair“ in diesem Jahr sprach Moderator Louis Klamroth mit seinen Gästen über die Gefahren einer Cannabis-Legalisierung.

„Saufen normal, Kiffen bald legal – Ist Deutschland auf dem falschen Trip?“ – dieser Frage widmete sich „Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth am Montagabend im Gespräch mit seinen Gästen. Mit dabei waren Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU), die Journalistin Nathalie Stüben, Autorin des Buches „Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens“, die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Sabine Ahrens-Eipper und der Musiker Curly, der selbst gerne auch mal einen Joint raucht.

Neben den Gefahren durch die staatliche Legalisierung von Cannabis ging es auch um die Verharmlosung von Alkoholkonsum. Trotz oft einmütiger Meinungen in Bezug auf den Umgang mit legalisiertem Cannabis, schien es nicht immer einfach über tatsächliche Lösugsansätze zu diskutieren – häufig deshalb, weil sich Karl Lauterbach und Markus Blume in Wortgefechte verirrten.

Bevor es um Cannabis ging, ging es jedoch erst einmal um Alkohol. Umgerechnet elf Bierkisten, 28 Flaschen Wein, vier Flaschen Sekt und fünf Liter Schnaps trinke rechnerisch jeder Deutsche pro Jahr. „Könnte man meinen, wir haben als Gesellschaft ein Alkoholproblem, Herr Lauterbach?“, leitet Louis Klamroth die Diskussion ein. Der Gesundheitsminister reagierte prompt. „Ja, ich glaube schon, dass wir als Gesellschaft zu viel trinken. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass es in den letzten Jahren insgesamt immer weniger geworden ist.“

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Haben wir als Gesellschaft ein Alkoholprboblem, Herr Lauterbach?
Louis Klamroth, Moderator

Alkohol sollte jedoch keinesfalls als gesund verkauft werden, was jedoch immer noch passiere, schaltete sich Nathalie Stüben ein (beispielsweise das berühmte Glas Rotwein am Abend). Sie selbst setzt sich in ihrem Blog „Ohne Alkohol mit Nathalie“ und in einem Podcast damit auseinander, dass sie alkoholabhängig war.

Doch als Alkoholikerin, oder Ex-Alkoholikerin bezeichnet sich die Journalistin nicht. „Den Begriff benutze ich so für mich nicht, weil ich immer versucht habe, zu betonen, was mir am Prozess des Aufhörens positiv auffällt. Dieser Begriff hätte mich jedoch ein Leben lang verfolgt.“

Die 38-Jährige sprach von regelmäßigen Alkoholexzessen, bis zur Bewusstlosigkeit. Sie habe zwar zwischendurch auch Monate lang aufhören können zu trinken, doch wenn sie einmal angefangen hatte, gab es kein Ende mehr.

Offen für Lösungen, die anderswo bereits funktionieren

Dieser Art von zerstörerischer Abhängigkeit solle mit der Legalisierung von Cannabis kontrolliert entgegengewirkt werden, betonte Gesundheitsminister Lauterbach. Im Anschluss wurde sein Kurs in Richtung Legalisierung dem Prüfstand unterzogen.

Lauterbach wurde nicht müde, hervorzuheben, dass einer Legalisierung von Cannabis zum einen der Schwarzmarkt in den Griff bekommen werden sollte, weil dort junge Menschen durch Beigemischtes im Gras oder hohe THC-Werte schnell abhängig gemacht werden sollen. Markus Blume sich indes nicht damit anfreunden, dass Lauterbach als Gesundheitsminister einen solchen Kurs anstreben könnte.

„Was Sie sagen, ist doch absurd. Sie reden von den Gefahren von Cannabis und seinen Risiken und jetzt präsentieren Sie sich als jemand, der Cannabis legalisieren will. Das passt doch überhaupt nicht zusammen. Ich würde mir einen Gesundheitsminister wünschen, der Prävention und Schutz an erste Stelle setzt.“

Wie wird der Kinderschutz gewährleistet?

Das konterte Lauterbach damit, dass bei einem solch komplizierten Thema „politische Gassenhauer“ nicht zielführend seien. „Man müsse daher offen für Lösungen sein, die anderswo bereits funktionieren.“

Wenn die Legalisierung komme, fragte sich die Kinder- und Jugendpsychoterapeutin Sabine Ahrens-Eipper, „was ist dann mit den Kindern, die in den Wohnungen ihrer Eltern sitzen, die legal Cannabis kaufen könne, teilweise sogar anbauen. Was ist mit dem Passivrauchen? Ich sehe da gar keine Überlegungen, wie der Kinderschutz gewährleistet werden kann.“

Empört zeigte sich Markus Blume erneut. „Dass ein Land sich in dieser Weise engagiert und zu einem Marktmitbewerber für Drogen macht, ist völlig ohne Vorbild.“ Dem widersprach schließlich Moderator Klamroth und zeigte prompt einen Einspieler über Kanada, ein Land, in dem die Legalisierung funktioniere.

Souverän führte Louis Klamroth durch den Abend, hakte kritisch bei seinen Gästen nach und ging auch bei Wortgefechten seiner Gäste beherzt dazwischen, die auszuufern drohten. 

Zum Schluss verglich der Musiker Curly bewusst den Cannabis-Konsum mit dem Alkoholkonsum. „Ich wünsche mir, dass ich mir wie beim Wein, auch beim Cannabis frei aussuchen kann, was und wo ich kaufe und mir aussuchen kann, womit ich mich berausche. Ich hoffe, dass sich da bald etwas ändert, Herr Lauterbach.“

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