Kölner Geschichte in der BarStadtmuseum erinnert an die gescheiterte Revolution 1848

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Kölnisches Stadtmuseum, KSM, Barrikade in Köln während der Revolution am 25. September 1848, Kölner Barrikade ohne Verteidiger am 25.9. 1848, Presse-Illustration nach der Zeichnung von Georg Osterwald

Barrikade in Köln während der Revolution am 25. September 1848, nach einer Zeichnung von Georg Osterwald

Das Kölnische Stadtmuseum präsentiert im zukünftigen Interimsquartier eine Schau zur gescheiterten deutschen Revolution 1848. Dazu gibt es Konzerte, Kabarett und Kunst bei freiem Eintritt.

175 Jahre liegt der Versuch einer deutschen Revolution zurück. Köln war die erste große Stadt in Preußen, in der nach den Unruhen in Paris der Funke übersprang. Die Stadt wurde für kurze Zeit zum „Zentrum der radikalen Linken“, wie der Historiker Mario Kramp sagt. Einige Kölner wirkten weit über die Stadt hinaus – wie der Volksheld Robert Blum, Carl Schurz, der später in den USA Minister wurde, oder die Frauenrechtlerin Mathilda Franziska Anneke. Außerdem arbeiteten Karl Marx und Friedrich Engels in der Stadt.

Das alles wären Gründe genug für eine große Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum – doch das fristet ein recht trostloses Dasein, zumindest was die Räumlichkeiten im Interimsquartier an der Minoritenstraße angeht. Wann das Haus eröffnen wird, ist immer noch nicht klar. Die stellvertretende Museumsdirektorin Silvia Rückert geht vom Herbst diesen Jahres aus. Genaues weiß man nicht. Das gilt auch für die Besetzung des Leitungspostens, den Mario Kramp frei gemacht hat.

Kölnisches Stadtmuseum improvisiert mit Ausstellung in der Pop-up-Bar

So muss weiter auf kleinstem Raum improvisiert werden – mit einer neuen kleinen „Barausstellung“ im Erdgeschoss des Hauses. Kramp hat als Kurator Daten und Fakten zu den spannenden Monaten zwischen Februar und September 1848 anschaulich zusammengetragen und die kleine Schau in der Pop-up-Bar mit einigen Ausstellungsstücken ergänzt.

Das Bild zeigt eine Germania-Darstellung zwischen den preußischen Angreifern mit einer großen Kanone und Kölner Bürgern. Im Hintergrund ein Turm.

Die schwarz-rot-goldene Fahne vor einer Kölner Stadtansicht, gemalt von Wilhelm Kleinenbroich

Die Geschichte der gescheiterten Revolution weist in Köln einige regionale Besonderheiten auf ­- nicht nur wegen einiger prominenter Namen. Die Stadt ist auch der einzige Ort des Geschehens, an dem keine Toten zu beklagen waren, als der preußische Staat spät aber doch mit aller Macht zurückschlug. Die Kölner Revolutionäre hatten zahlreiche Barrikaden in der Stadt aufgebaut, doch anstatt darauf zu kämpfen, ging man in die Kneipen zum Trinken.

Die Barrikaden der Revolution 1848 wurden in Köln ohne Gegenwehr geräumt

Irgendwann waren es die Streiter für Demokratie offenbar leid, auf den Gegner zu warten. Die Staatsmacht konnte die Barrikaden am nächsten Tag ohne Gegenwehr räumen. Die kölnische Kuriosität, die sich leicht als Schwäche interpretieren ließe, erwies sich im Nachhinein als Glücksfall, wie Kramp sagt. Gegen das preußische Militär hätte die Revolte keine Chance gehabt.

Zum kleinen Rundgang durch ein spannendes Jahr wird es bis zum 29. April Musik, Kunst und Kabarett auf einer kleinen Bühne geben. Ex-Straßenmusikrebell Klaus der Geiger oder der nimmer müde kölsche Streiter Rolly Brings werden musikalisch für politisches Engagement werben. Die Popband Klee beschwört als Duo die Kraft der Liebe („Love is my Rebellion“). Es gibt Indie-Pop, Afro Beats und DJ-Sessions.

Ehemaliger Museumschef Mario Kramp wird revolutionäre Lieder singen, auch auf Kölsch

Mit Blick auf ein Exemplar des „Kommunistischen Manifestes“ aus dem ehemaligen Besitz von Heinrich Becker, den man den „roten Becker“ nannte und der 1875 Kölner Oberbürgermeister wurde, kann man unter anderem den bittersüßen „Mottodrink“ „Rote Liebe“ trinken. Die Not macht erfinderisch: So wird der Ex-Museumschef Mario Kramp auch selber singen. Zusammen mit Roland Hüve und Laurent Chevalier präsentiert er revolutionäre Lieder auf Deutsch, Französisch und Kölsch.

Bei manchem Programmpunkt wirken die Bezüge zum Thema etwas konstruiert – so wie beim Fußballquiz „Rudelbildung“, einer Burlesque-Schau oder beim „Bitchy Bingo“. Aber so lockt man Publikum, das sonst vielleicht nicht den Weg zum Stadtmuseum gefunden hätte. Rückert will einen Vorgeschmack auf Kommendes geben: Aus dem Haus für die Kölner Geschichte soll schließlich ein „innovatives Museum“ werden. Historisches Wissen solle „bewusst unbewusst“ vermittelt werden.

Zur Ausstellung

Die Pop-up-Bar mit der Ausstellung „1848 Revolution in Köln“ ist immer donnerstags bis samstags von 17 bis 22 Uhr geöffnet. Der Eingang liegt auf der Rückseite des neuen Museumsstandortes in der Minoritenstraße am Kolumbahof. Der Eintritt ist frei. Informationen zum ebenfalls kostenlosen Veranstaltungsprogramm findet man im Internet.

www.koelnisches-stadtmuseum.de

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