Kommentar zu Dieter NuhrBilliges Futter für den Anti-Greta-Mob

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Dieter Nuhr dpa 011019

Dieter Nuhr polarisiert wie nur wenige andere deutsche Kabarettisten: Viele verehren ihn, viele kritisieren ihn aber auch.

  • Dieter Nuhr kündigte in seiner ARD-Sendung in einem Witz an, das Zimmer seiner Tochter nicht mehr heizen zu wollen.
  • Der Comedian befeuert damit die Hasswelle gegen Greta Thunberg und Fridays for Future.
  • Dabei begibt sich Nuhr nicht nur auf Stammtisch-Niveau, sondern entzieht sich auch jeglicher Verantwortung. Ein Kommentar von Sebastian Hahn.

Köln – Dieter Nuhr will also künftig nicht mehr das Kinderzimmer seiner Tochter heizen. Sagt er zumindest in seiner ARD-Show „Nuhr im Ersten“. Eine Aussage, mit der Nuhr voll auf die Hasswelle, die Greta Thunberg und den Fridays-for-Future-Protesten entgegenschlägt, aufspringt. Weil es einfach ist, weil sein Publikum darüber lachen kann. Das ändert aber nichts daran, dass Nuhrs „Witz“ vor billiger Polemik und Verantwortungslosigkeit nur so strotzt. Das ist eher Stammtischgelaber als gute Comedy. Und auch nicht witzig.

Über Geschmack lässt sich streiten, vor allem wenn es um Comedy und Kabarett geht. Aber das ist lediglich einfacher Humor, der schnelle Lacher bringt. Natürlich darf der 58-Jährige so eine Nummer auch auf der Bühne vortragen. Das ist sein gutes Recht als Künstler. Verantwortungsvoll ist es aber sicherlich nicht.

Futter für den Anti-Greta-Mob

Denn mit seinen Sprüchen nährt Nuhr auch den vor allem in den sozialen Netzwerken aktiven Anti-Greta-Mob, der sich nur allzu gerne auf jeden Spruch gegen die junge Schwedin stürzt und diesen beklatscht – ein paar Beleidigungen meist inklusive. Über Greta Thunberg wird mehr diskutiert als über mächtige Staatsoberhäupter oder weltweit tobende Konflikte, obwohl sie für eine Sache, den Klimaschutz, einsteht, die eigentlich indiskutabel ist.

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Damit macht sie vielen Menschen, auch Nuhr, ein schlechtes Gewissen. Kein Mensch will sich gerne sagen lassen, dass er etwas falsch macht, schon gar nicht von einer 16-Jährigen. Die zahlreichen Antworten sind empörende Trotzreaktionen, die weit entfernt von einer sachlichen Diskussion sind. Nuhr versteckt diese Trotzreaktion unter dem Comedy-Deckmantel und legitimiert so die negativen Reaktionen vieler seiner Zuschauer auf Greta Thunbergs Rede beim UN-Klimagipfel. Nach dem Motto: Wenn er auch meiner Meinung ist, dann wird das wohl so stimmen.

Nun muss Dieter Nuhr als Künstler nicht im Ansatz die Verantwortung übernehmen, die etwa Politiker zu tragen haben. Vielleicht muss er das als Comedian sogar überhaupt nicht. Aber er ist eine bekannte Person, die eine öffentliche Debatte in Teilen steuern und befeuern kann. Wenn es gerade darum geht, Diskussionen sachlich und vor allem faktenorientiert zu führen, dann ist Nuhrs Aussage, aus Protest gegen die Fridays-for-Future-Bewegung das Zimmer seiner Tochter nicht mehr zu heizen, schlichtweg fatal und vor allem schädlich für die Diskussionskultur. Und polemisch. Und schlechte Comedy.

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