Nachruf auf Rainer BuddeEin halbes Leben für das Wallraf

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Museumsdirektor Rainer Budde steht vor einem Fenster mit Blick auf den Kölner Dom

Museumsdirektor Rainer Budde

Der langjährige Direktor des Kölner Wallraf-Richartz-Museums ist gestorben. Zum Tod von Rainer Budde.

Er wolle kein Schlossgespenst sein, sagte Rainer Budde zum Abschied, als er „sein“ Wallraf-Richartz-Museum nach 36 Dienstjahren verließ – allein 23 Jahre davon stand er dem Kölner Schatzhaus als Direktor vor. Aber es versteht sich beinahe von selbst, dass nach so langer Zeit an verantwortlicher Stelle der Budde’sche Geist durchaus im Gemäuer spukt, und sei es durch die Erwerbungen, die in seine Amtszeit fielen. Überdies organisierte Budde gleich zwei Umzüge des Museums, und es war maßgeblich sein Verdienst, dass dieses heute den Zusatz Fondation Corboud trägt. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Rainer Budde bereits am 3. Januar gestorben. Er wurde 83 Jahre alt.

Rainer Budde kam 1968 zum Wallraf-Richartz-Museum

Rainer Budde kam 1968 als Kustos zum Wallraf-Richartz-Museum, deren Ausstellungen damals noch die Kunstgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart abbildeten. 1981 stieg er zum Direktor des Wallraf auf, er übernahm sein Amt mit der Aussicht, demnächst mit dem neu gegründeten Museum Ludwig in ein Doppelmuseum im Schatten des Doms zu ziehen. Aber die größere Anstrengung dürfte die bald darauf folgende Museumsscheidung gewesen sein: Weil das Museum Ludwig mehr Platz für sich beanspruchte, musste das Wallraf weichen – immerhin wurde für das älteste Museum der Stadt abermals ein Ort an historischer Stätte, nämlich vis-a-vis des Rathauses gefunden.

Im Januar 2001 zog das Wallraf-Richartz-Museum in seinen heutigen Stammsitz, den Ungers-Bau, schon damals übrigens mit der Absicht, das Museum um das Areal des benachbarten Kaufhauses Kutz zu erweitern. Ermöglicht wurde dieser Neuanfang maßgeblich durch den finanziellen Zuschuss einiger Kölner Bürger, die sich im Stifterrat versammelten, ein Arrangement, dessen Vorteile Budde sofort erkannte.

Was nutzt es mir, dass hier Monet und Manet hängen und es keiner weiß?
Rainer Budde

Auch sonst kannte Budde keine Furcht vor bürgerschaftlichem Engagement. Über Jahre hinweg beriet er das Ehepaar Gérard und Marisol Corboud beim Aufbau einer Impressionismus-Sammlung, deren Werke ebenfalls 2001 zu großen Teilen als ewige Leihgabe ans Wallraf gingen – verbunden mit dem städtischen Versprechen, einen Erweiterungsbau (nicht nur) für die Fondation Corboud zu errichten. Wie der 2017 verstorbene Stifter erlebt nun auch Budde die Verwirklichung dieses Museumstraums nicht mehr.

Ein weiteres Langzeitprojekt musste Rainer Budde seinen Nachfolgern unverrichteter Dinge überlassen: den Umbau des Wallraf-Richartz-Museums zu einem in eigener Verantwortung tätigenden Haus. Auch dabei arbeitete Budde eng mit dem Stifterrat zusammen und verteidigte dessen Reformvorschläge in dieser Zeitung: „Dabei geht es ja nicht darum, wie schon einmal unterstellt wurde, die Eigentumsverhältnisse zu verändern. Wir wollen ja nur die Verwaltung erleichtern und den heiligen Bürokratius abschaffen.“

Die Kunst bleibe öffentlich, betonte Budde in seinem Abschiedsgespräch, dessen damalige Kritik an der städtischen Kulturpolitik wenig von ihrer Aktualität verloren hat. „Wir müssen einfach mehr Mittel in die Öffentlichkeitsarbeit investieren“, so Budde vor bald 19 Jahren. „Die aber ist bei den Kölner Museen fast eingetrocknet. Was nutzt es mir, dass hier Monet und Manet hängen und es keiner weiß? Wir müssen Gutes tun und darüber reden. Ein bisschen mehr Wirbel ist nicht verwerflich, sondern muss sein.“

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