Symposium des StifterratsHendrik Wüst in Köln zur Zukunft der Museen

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Ministerpräsident Hendrik Wüst und Mitglieder des Stifterrats stehen im Wallraf-Richartz-Museum vor einem mittelalterlichen Gemälde.

Gruppenbild vor dem Symposium: Stefan Charles, Christian DuMont Schütte, Marisol Corboud, Reiner Ramacher, Ministerin Brandes, Andreas Dartsch, Helmut Heinen, Ministerpräsident Wüst, Peter Jungen, Sabine Habersatter, Renate Rodrian-Jungen, Annette Imhoff, Christian Unterberg-Imhoff, Dieter Kleinjohann, Hans Wolfgang Zanders (von links nach rechts)

Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens fragte der Stifterrat des Kölner Wallraf-Richartz-Museums auf einem Symposium Experten und Politiker nach der Zukunft der Museen. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst war zu Gast und äußerte sich landesväterlich.

25 Jahre Stifterrat, das wäre eigentlich ein würdiger Anlass für eine Feierstunde. Immerhin konnte das Kölner Wallraf-Richartz-Museum nur deshalb vis-a-vis des Historischen Rathauses errichtet werden, weil die im Stifterrat versammelten Bürger und Unternehmen eine kommunale Finanzierungslücke in Millionengröße schlossen. Nicht zuletzt dank dieses bürgerschaftlichen Engagements wurde der Ungers-Bau im Jahr 2001 eröffnet.

So richtig feierlich wurde das Symposium, das der Stifterrat anlässlich seines Jubiläums ausrichtete, dann aber nicht. Dazu bestehe auch überhaupt kein Anlass, befand Peter Jungen, Vorsitzender des Stifterrats, in seiner Begrüßungsrede, denn schließlich harre das Wallraf-Projekt weiterhin der Vollendung durch den vom Stifterrat forcierten und von der Stadt fest zugesagten Erweiterungsbau, in dem auch die Fondation des Ehepaars Corboud einen festen Platz erhalten soll. Pünktlich zum Symposium wurde die städtische Planung aktualisiert: Jetzt soll der Erweiterungsbau im Jahr 2028 eröffnet werden.

Statt eines Rückblicks hatte der Stifterrat die Zukunft der Museen auf die Tagesordnung gesetzt 

Statt eines seligen Rückblicks hatte der Stifterrat im Wallraf-Richartz-Museum daher einen allgemeinen Ausblick auf die mehr denn je unsicher erscheinende Zukunft der Museen auf die Tagesordnung gesetzt. Aus der innovativen Praxis berichteten dabei Inka Drögemüller, stellvertretende Direktorin des New Yorker Metropolitan Museums, und Sjarel Ex, langjähriger Direktor des Boijmans van Beuningen Museums in Rotterdam, für Grußworte waren sowohl der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) als auch NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) angereist.

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Ohne faire Bezahlung gibt es keine Landesmittel
Hendrik Wüst, NRW-Ministerpräsident

Hendrik Wüst versprach gleich zweimal, er würde zur Eröffnung des erweiterten Wallraf-Richartz-Museums kommen, selbst wenn diese erst nach Ablauf seiner Amtszeit stattfinden würde. Auch sonst sparte der Ministerpräsident nicht mit landesväterlichen Artigkeiten. Wüst ernannte die Kultur zum „Lebenselixier“ und würdigte die „einzigartige Museumslandschaft in Nordrhein-Westfalen“, in der Köln als „Leuchtturm“ herausrage. Etwas konkreter wurde er in Bezug auf die oft prekären Lebensverhältnisse von Künstlern. Ab dem Jahr 2023 wolle das Land nur noch Ausstellungen fördern, in denen eine Honoraruntergrenze für die beteiligten Künstler gelte. „Ohne faire Bezahlung gibt es keine Landesmittel“, so Wüst.

Wir brauchen einen vernünftigen Kompromiss zwischen dem, was das Publikum und was das Klima will
Ina Brandes, NRW-Kulturministerin

Seine Fachministerin skizzierte später ihr Selbstverständnis von Kulturpolitik. Ina Brandes betonte, die Landesregierung wolle gute Rahmenbedingungen für die Herausforderungen der Museumsarbeit schaffen, diese aber baldmöglichst wieder in den nachpandemischen Normalbetrieb entlassen. Viele Museen in NRW seien schlichtweg zu klein, so Brandes, um eigene Kompetenzen auf den Feldern Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Diversität aufzubauen. Deshalb solle auf Landesebene ein Netzwerk entstehen, in dem diese Kompetenzen für betroffene Museen vorgehalten werden. Ansonsten hielt Brandes ein kurzes Plädoyer für klimaintensive Blockbuster-Ausstellungen („Wir brauchen einen vernünftigen Kompromiss zwischen dem, was das Publikum und was das Klima will“) und gab in Sachen Wallraf-Erweiterung einen wohlmeinenden Rat: Mehr miteinander, weniger übereinander reden. Jungen sah den gordischen Knoten damit nicht durchschlagen: „Dann treffen wir uns jetzt 14-tägig statt monatlich“, rief er dem Kölner Baudezernenten Markus Greitemann zu.

Die Museen müssen sich aus ihrer Komfortzone wagen, so die Experten

Am Metropolitan Museum verwaltet Inka Drögemüller ein Budget, das in etwa dem NRW-Landesetat für Kultur entspricht. Aber auch ihr enzyklopädisches Museum müsse in der Gegenwart leben, um relevant zu bleiben, so Drögemüller, etwa indem sie den Dialog mit Gemeinschaften jenseits der klassischen Besucherkreise suche und deren Anliegen in den Ausstellungen reflektiere. Ähnliches wird auch in Kölner Museen bereits versucht, und auch ein am Metropolitan eingeführtes „Bezahl-was-Du-willst“-Angebot für die Bürger der Stadt wurde vor Ort bereits diskutiert. Sjarel Ex hat in Rotterdam unlängst mit einem als Erlebnisort konzipierten Museumsdepot für Aufsehen gesorgt und empfahl den Kölner Museen, an öffentliche Plätze und in die Schulen zu gehen, um sich ein diverseres Publikum heranzuziehen. Patentrezepte, darin waren sich die Praktiker einig, gebe es für Museen leider nicht. Aber diese müssten sich aus der eigenen Komfortzone heraus wagen, wenn sie eine Zukunft haben wollen.

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