„Welt“-HerausgeberAust erwirkt Verfügung gegen Satireplakat von Böhmermann – der kontert

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Jan Böhmermann hat auf die einstweilige Verfügung in seinem ganz eigenen Stil reagiert. (Archivbild)

Jan Böhmermann hat auf die einstweilige Verfügung in seinem ganz eigenen Stil reagiert. (Archivbild)

Im „ZDF Magazin Royale“ veröffentlichte Jan Böhmermann ein fiktives Fahndungsplakat, welches unter anderem Stefan Aust zeigte. Der wehrt sich nun juristisch – und Böhmermann setzt noch einen drauf.

Ende November 2022 erklärte Moderator Jan Böhmermann im „ZDF Magazin Royale“ die FDP in einem satirischen Beitrag zur neuen RAF. Böhmermanns Opfer damals: Der Bundesfinanzminister und FDP-Chef Christian Lindner sowie die „Welt“-Gruppe.

Er überspitzte, verdrehte Tatsachen – Schritt für Schritt zeigte der Entertainer auf, wie eine Verschwörungstheorie entstehen kann. Für die einen gelungene Satire, für andere geschmacklos.

Zu letztgenannter Gruppe gehört auch „Welt“-Herausgeber Stefan Aust. Neben Lindner und vielen anderen FDP-Politikern und Journalisten zeigte das fiktive Fahndungsplakat auch ein angebliches Foto von Aust, dessen Name auch unter dem Bild steht. Auf dem Foto allerdings ist nicht der „echte“ Aust zu sehen, sondern Schauspieler Volker Bruch – der im Film „Der Baader Meinhof Komplex“ Stefan Aust verkörpert hatte.

Wie der „Spiegel“ berichtet hat Stefan Aust nun eine einstweilige Verfügung erwirkt, die Collage dürfe nicht mehr mit Bruchs Foto samt seinem Namen gezeigt werden. Böhmermann selbst machte den Antrag Austs auf Twitter öffentlich – in dem das entsprechende Bild nochmal verbreitete.

Stefan Aust geht juristisch gegen Satireplakat von Jan Böhmermann vor

Ein Pressesprecher des Oberlandesgerichts Hamburg hat inzwischen bestätigt, dass Aust einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg eingereicht hat, wie der „Spiegel“ berichtet. Es gehe aber nicht um die Sendung als Ganzes, sondern um ein Foto auf einer Art Collage, das in der Sendung vom 25. November gezeigt wird.

Der echte Stefan Aust, er geht juristisch gegen die Verbreitung des Satireplakats vor. Der ehemalige Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ ist heute unter anderem Herausgeber der Wochenzeitung „Welt am Sonntag“.

Stefan Aust geht juristisch gegen die Verbreitung des Satireplakats vor. Der ehemalige Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ ist heute unter anderem Herausgeber der Wochenzeitung „Welt am Sonntag“.

„Sowohl in der Vorankündigung der Sendung als auch in der Sendung selbst wurde eine Fotocollage gezeigt im Stil eines Fahndungsaufrufs aus den Siebzigerjahren – überschrieben mit ‚Linksradikale Gewalttäter – Lindner/Lehfeldt-Bande‘“, so der Sprecher. „Problem an der ganzen Sache ist: Die Fotografie zeigt nicht Stefan Aust“, sagt er weiter. Daraus ergebe sich eine Persönlichkeitsverletzung, legt er die Argumentation offen. Dem Bericht zufolge hat das Landgericht hat Aust recht gegeben.

Gericht gibt Aust recht – Jan Böhmermann kontert mit neuem Plakat

Die Verbreitung des vermeintlichen Aust-Fotos mit der ursprünglichen Bildunterschrift „Aust, Stefan Reinhard, 1.7.46 Stade“ ist damit seit Donnerstag untersagt. Eine Niederlage für das „ZDF Magazin Royale“ und den Satiriker. Böhmermann scheint diese allerdings gelassen zu nehmen – und kontert noch am selben Tag mit einer neuen Fassung des fiktiven Fahndungsplakats.

Auf der neuen Version, die der 41-Jährige bei Twitter veröffentlichte, fehlt das Bild von Volker Bruch. Stattdessen ist an der Stelle allerdings weiterhin keine Fotografie von Stefan Aust, sondern eines des US-Schauspielers Evan Peters zu sehen. Das Brisante daran: Peters wurde im vergangenen Jahr für seine Rolle als Serienmörder Jeffrey Lionel Dahmer in der gleichnamigen Netflix-Serie bekannt. Dahmer tötete nachweislich zwischen 1978 und 1991 mindestens 16 Menschen.

Ob Aust die angepasste Version tatsächlich besser findet, darf bezweifelt werden. Gut möglich, dass das Ganze ein weiteres juristisches Nachspiel hat.

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