Die Welt ist in den Tagen um Weihnachten herum nicht weniger gewalttätig als sonst. Trotzdem treffen uns schlechte Nachrichten jetzt besonders hart.
WeihnachtenSehnsucht nach Frieden – Wir müssen an der Hoffnung festhalten!


Teilnehmer eines ökumenischen Gottesdienstes halten im Dom St. Sixtus und St. Stephanus Kerzen, die das Friedenslicht aus Betlehem symbolisieren.
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Nichts im Seelenleben der Menschen ist so sehr mit dem Weihnachtsfest verbunden wie die Sehnsucht nach Frieden. Frieden im Kleinen: in persönlichen Beziehungen, in der Familie. Und Frieden im Großen: in der Gesellschaft, zwischen Völkern und Nationen.
Unsere Welt ist in den Tagen um Weihnachten herum keinen Deut weniger gewalttätig und kriegerisch als sonst. Trotzdem treffen uns Nachrichten von Tod, Zerstörung und Verwüstung gerade in dieser Zeit besonders hart. Sie stehen dem entgegen, was Theologen die „Hoffnung gegen alle Hoffnung“ nennen. Wie wir gerade wieder erleben mussten, nutzen böswillige, hasserfüllte Akteure die weihnachtliche Empfindsamkeit gezielt für ihre destruktiven Pläne.
Ob es – wie in Magdeburg – ein Arzt ist, der doch von Berufs wegen der seelischen und leiblichen Gesundheit von Menschen verpflichtet sein sollte; oder – wie in Moskau – ein Staatsmann, der eigentlich für das Wohl seines Volkes arbeiten müsste: Ideologisch motivierte Verbrecher und Staatsterroristen wollen keinen Frieden. Zwietracht und Gewalt sind ihr Geschäft.
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Der Frieden fällt nicht einfach aus dem (Weihnachts-)Himmel
Das war schon immer so. Auch damals vor 2000 Jahren, als Jesus geboren wurde. Die Zeitgenossen waren ebenso wenig naiv wie die Leserschaft des Lukas-Evangeliums, auf das sich das Amalgam von Weihnachtsglaube und Friedenshoffnung gründet. Wenn die Engel den Hirten auf dem Felde zu Betlehem „Friede auf Erden“ verkündeten, dann verbanden die Hörer diese Botschaft nur mittelbar mit einem hilflosen Säugling. Vielmehr verstanden sie es im Sinne der messianischen Erwartung, dass dieses Kind – einmal erwachsen – mit Gottes Hilfe ein Reich des Friedens aufrichten werde.
Dass so etwas möglich sein sollte, entnahmen die Menschen jüdischen Glaubens ihrer heiligen Schrift und den Verheißungen der Propheten. Sie wussten es aber auch aus der Politik: Der am Beginn der Weihnachtsgeschichte erwähnte römische Kaiser Augustus hatte für sein Reich die nach ihm benannte „Pax Augusta“ – den augusteischen Frieden – begründet. Das freilich erst nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit inneren wie äußeren Gegnern und mit militärischer Macht.
Die Logik von Gewalt und Gegengewalt allein bringt keinen Frieden
Der Frieden fällt nicht einfach aus dem (Weihnachts-)Himmel. Er muss errungen, verteidigt und – wo er gebrochen wurde – wiederhergestellt werden. Wie das geht, darum wird sich in den kommenden Wochen auch der Bundestagswahlkampf drehen. Anfang Dezember hat ein Appell von 38 Politikerinnen, Wissenschaftlern und Künstlerinnen erneut vor einer atomaren Eskalation des Ukraine-Kriegs gewarnt und in dessen „vielleicht gefährlichster Phase“ verlangt, dem Leiden ein Ende zu machen – durch den Einsatz „für einen sofortigen Waffenstillstand mit anschließenden Friedensverhandlungen“.
Unterzeichnet haben diesen Aufruf nicht nur Sahra Wagenknecht (BSW) und Alice Schwarzer als die üblichen Verdächtigen. Auch der Soziologe Hans Joas, die Philosophin Svenja Flaßpöhler, Ex-EU-Kommissar Günter Verheugen oder die Juristinnen Elisa Hoven (Uni Leipzig) und Frauke Rostalski (Uni Köln), allesamt umsichtige und kluge Intellektuelle, stehen auf der Liste.
Ihnen allen ist sofort zuzustimmen: Das Sterben muss aufhören. Nur: Was helfen solche Forderungen, wenn der im Appell der 38 nicht erwähnte Wladimir Putin nicht verhandeln will – oder nur zu seinen Bedingungen? Für die Putins dieser Welt ist Friedfertigkeit die kleine Münze, für die man sich nichts kaufen kann.
Und doch dürfen wir sie nicht verlieren. Die Logik von Gewalt und Gegengewalt allein bringt keinen Frieden. Als er nach dem Anschlag von Magdeburg zusammen mit der vorweihnachtlichen Stimmung unwiederbringlich verloren zu sein schien, da war er im geteilten Entsetzen, in der gemeinsamen Trauer und im Zusammenrücken doch gegenwärtig.
Wir können – im Großen wie im Kleinen – nur beieinanderbleiben und zueinander finden, wenn wir daran festhalten: Frieden ist möglich. Das ist an Weihnachten 2024 die Hoffnung gegen alle Hoffnung.